Baden-Württemberg: Virtuelle Tischspiele in Online Casinos erlaubt

Der deutsche Glücksspielmarkt galt lange als einer der am strengsten regulierten Europas. Der deutsche Staat hatte ein Glücksspielmonopol installiert und dies mit dem Spielerschutz begründet. Verkompliziert wird die Regulierung des Glücksspiels, da es in den Zuständigkeitsbereich der Landesregierungen fällt. Am schwersten hatte es dabei das Online Glücksspiel, denn dieses wurde jahrelang überhaupt nicht berücksichtigt.

Diese Zeiten gehören glücklicherweise der Vergangenheit an und Online Glücksspiele sind auch in Deutschland mittlerweile legalisiert worden. Viele Spielotheken stellen außerdem Boni mit und ohne Einzahlung zur Verfügung. Damit können Spieler jede Plattform kostenlos testen und erfahren, ob diese ihren Bedürfnissen entspricht.

Der Glücksspielstaatsvertrag als Grundlage der Regulierung des Glücksspiels in Deutschland

Alles begann im Jahre 2008, als die Landesregierungen zum ersten Mal versuchten, eine gemeinsame und somit bundesweit geltende Glücksspielregelung einzuführen. Dieses Gesetz wurde als Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) bezeichnet und trat zum 01. Januar 2008 in Kraft. Damit fing das Chaos jedoch an, denn was folgte, waren Jahre der Unsicherheit und mit dem zweiten und dritten GlüStV wurden sogar noch zwei weitere Nachfolgegesetzte erlassen.

Am Ende blieb, das Schleswig-Holstein sein eigenes Süppchen kochte und die Zeit immer mehr drängte. Da der dritte GlüStV ablief, mussten sich die Landeschefs am Ende schnell auf ein neues Gesetz einigen. Das Online Glücksspiel sollte im Zuge dessen endlich legalisiert werden. Das als Glücksspielstaatsvertrag 2021 bekannte Gesetz enthielt in seiner finalen Fassung folgende Eckpunkte:

  • Online Spielautomaten werden legalisiert
  • Lizenzen werden von einer neu gegründeten Behörde ausgestellt und diese ist auch für die Regulierung zuständig
  • Es wird eine Besteuerung in Höhe von 5,3% der Einsätze vorgenommen
  • Die Spieler können maximal 1.000 Euro pro Monat anbieterübgreifend einzahlen
  • Es kann höchstens 1 Euro pro Drehung gesetzt werden
  • Es werden zwei Spielerschutzdateien eingerichtet, die das Einhalten dieser Regelungen automatisch überwachen
  • Online Tischspiele werden von dieser Regelung ausgenommen und die Erlaubniserteilung für diese Spiele verbleibt bei den Bundesländern

Die neue Glücksspielaufsichtsbehörde mit dem Namen Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) wurde in Halle an der Saale angesiedelt und nahm mit Inkrafttreten des Gesetzes ihre Arbeit auf. Die Ausklammerung von Online Tischspielen sollte sich jedoch schnell als großer Fehler herausstellen. Diese Regelung gilt als einer der größten Treiber des Online Schwarzmarktes und genau hier setzen die ersten Bundesländer bereits mit einer Kurskorrektur an.

Nur Bayern und Schleswig-Holstein waren schneller

Als erstes reagierte das Bundesland Bayern auf diese (Fehl)entwicklung. Es begann ab April 2024, Online Tischspiele für seine Einwohner zu erlauben. Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen. Die bayerische Landesregierung vergab nämlich lediglich eine einzige Lizenz und diese erhielt die sich im Staatsbesitz befindende Lotto Bayern. Es handelt sich also um einen sogenannte „geschlossenen” Markt. Betrieben wird das bayerische Online Tischspielangebot von den ebenfalls staatlichen Spielbanken Bayern, die auch den bayerischen Casinos vorsteht.

Einen völlig anderen Weg wählte das nördlichste Bundesland Schleswig-Holstein. Ein knappes halbes Jahr, nachdem Bayern den Anfang machte, zogen die Holsteiner nach. So gab das Innenministerium im September 2024 bekannt, seinen Online Glücksspielmarkt ebenfalls zu öffnen. Es werde jedoch nicht nur eine einzige Lizenz an ein staatliches Unternehmen vergeben. Stattdessen werde man privaten Anbietern vier Konzessionen zur Verfügung stellen. Ein Novum in der Geschichte des deutschen Glücksspiels.

Die Entscheidung von Baden-Württemberg

Wie die baden-württembergische Landesregierung am 19. Februar 2025 bekannt gab, wird das Spielen von Glücksspielen im Internet zukünftig auch den im „Ländle” lebenden Menschen möglich sein. Hierfür musste jedoch zunächst erst die rechtliche Grundlage geschaffen werden und dies ist mit der Annahme der Änderungen am württembergischen Landesglücksspielgesetz im Stuttgarter Landtag nun geschehen.

Zum Vorbild nahm sich die Landesregierung die „bayerische” Version. Es wird also ebenfalls lediglich eine einzige Lizenz vergeben. Diese geht genau wie in Bayern mit der staatlichen Toto-Lotto GmbH an ein sich im Besitz der Landesregierung befindendes Unternehmen. Württembergische Spieler müssen wie bisher auch ihren Wohnsitz nachweisen, um das Online Casino Angebot nutzen zu können.

Virtuelle Tischspiele – Was wurde in Baden-Württemberg erlaubt?

Wie das Spielangebot im Detail aussehen wird, ist noch nicht gänzlich geklärt. Der Startschuss für das erste baden-württembergische Online Casino soll Mitte 2025 fallen. Im Änderungsantrag zum Landesglücksspielgesetz finden sich jedoch bereits zahlreiche Hinweise darauf, wie das Spielangebot aussehen soll. Ganz explizit wird hier erwähnt, dass „Bankhalterspiele aus terrestrischen Spielbanken sowie anderen Orten” übertragen werden sollen.

Dies würde ganz klar ein Live Casino Angebot beinhalten. Dazu werden vermutlich auch die computeranimierten Tischspiele kommen und beide Spielversionen unterscheiden sich vor allem in folgenden Punkten voneinander:

Computeranimierte Tischspiele Live Casinospiele
Virtuelle Spiele ohne „echte” Menschen Spiele werden von „echten” Croupiers und Dealern geleitet
Spielergebnisse werden von Zufallsgeneratoren bestimmt Spielergebnisse kommen wie in einer Spielbank zufällig zustande
Keine Kommunikation mit den Dealern möglich Es kann per Chat mit den Dealern kommuniziert werden

Chancen für die Glücksspielindustrie zugunsten von Risiken für die Spieler?

Das Hauptargument für die Öffnung des Marktes liegt im Spielerschutz. Eigenartig ist hingegen, dass mithilfe des gleichen Arguments Online Casinos jahrelang verboten wurden. Nun folgt also die 180-Grad-Wende, jedoch wird es nur der staatlichen Toto-Loto erlaubt sein, Online Casinospiele anbieten zu dürfen.

Es dauerte daher nicht lange, bis Kritik an der Vorgehensweise und Argumentation von Innenminister Thomas Strobl von der CDU laut wurde. Für den FDP-Abgeordneten Daniel Karrais ist die Sache nämlich eindeutig: „Ich glaube, in Wahrheit hat man sich für die Monopollösung für das Online Glücksspiel entschieden, weil das Land da den maximalen Gewinn herausholen kann.”

Die Auswirkungen auf die Spieler und den Markt – Wird das große Ziel erreicht werden

Welche Auswirkungen die Marktöffnung im Detail haben wird, werden wir wohl erst mit der Zeit herausfinden. Das große Ziel der Landesregierung ist allerdings klar: Mit der Maßnahme will man einen großen Schritt hin zur Eindämmung des illegal angebotenen Online Glücksspiels machen. Württembergischen Spielern soll also ein gleichwertiges Konkurrenzangebot zur Verfügung gestellt werden und dadurch eine Kanalisierung im legalen Bereich erfolgen.

Das neue baden-württembergische Online Casino wird also ebenfalls die gleichen Spielvoraussetzungen wie die bereits existierenden virtuellen Automatenspiele besitzen. Für die Spieler bedeutet dies im Wesentlichen, dass:

  • Sie ebenfalls maximal 1 Euro pro Spielrunde setzen können
  • Sie weiterhin ohne zusätzliche Prüfung maximal 1.000 Euro pro Monat einzahlen können
  • Ihre Daten in die staatlichen Dateien LUGAS und OASIS aufgenommen und dort vor Spielbeginn abgeglichen werden
  • Eine Steuer in Höhe von 5,3% ihrer Einsätze erhoben wird

Reaktionen der Branche und Experten

Verhaltene Reaktionen auf die Erlaubnis eines staatlich betriebenen Online Casinos kamen von der Landesstelle für Suchtfragen. Die Referentin für Suchthilfe und Prävention, Klara Metzger, sieht diesen Schritt besonders kritisch. Es sei hinlänglich bekannt und erwiesen, dass Online Glücksspiele aufgrund ihrer ständigen Verfügbarkeit ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Suchterkrankung bilden. Außerdem würde die im Internet verstärkt auftretenden Werbemaßnahmen ebenfalls hierzu beitragen.

Sind bundesweit einheitliche Regeln auch bei Tischspielen unausweichlich?

Wie würde die Ideallösung aussehen? Für die Online Glücksspielbranche sowie die Spieler selbst liegt sie auf der Hand. Sie fordern, dass sich die Landesregierungen noch einmal „zusammenraufen” und ein weiteres deutschlandweit geltendes Gesetz auf den Weg bringen. Diesmal sollte es sich allerdings nicht nur auf Online Spielautomaten begrenzen, sondern auch Tischspiele beinhalten. Zudem werden Änderungen bei der Besteuerung gefordert. So soll die Steuer nicht wie bisher auf die Einsätze, sondern auf die Bruttospielerträge erhoben werden. Dadurch könnten die Betreiber für die Spieler vorteilhaftere Auszahlungsquoten anbieten.

brc/news.de