Die wichtigsten Kinostarts der Woche: Würden Sie fürs Sexleben so weit gehen wie Florian David Fitz?

Das Kino geht in den besinnlichen Jahresendzeitmodus, was Schauspieler und Autor Florian David Fitz nicht daran hindert, es in seiner Beziehungskomödie „Der Vierer“ empfindlich krachen zu lassen. Das lässt sich nur mit einem Martial-Arts-Thriller oder Jeff-Koons-Kitsch steigern. Lesen Sie selbst.

1 Emilia Pérez

„Ich will eine Frau werden“, erklärt der mexikanische Kartellboss der in ihrem Job frustrierten Anwältin. Manitas Del Monte – Grills, Gesichtstätowierungen, grollender Bariton – möchte seine Identität abstoßen und damit sein bisheriges Leben aus Verbrechen und Gewalt hinter sich lassen.

In den Filmen von Jacques Audiard geht das Faible des Regisseurs fürs Genrekino stets mit einem Interesse am menschlichen Körper einher. Diesmal nimmt das Spiel mit den Körpern und der Gewalt eine spektakuläre Wendung.

„Emilia Pérez“ erzählt die Geschichte eines Macho-Gangsters, der seine Identität als Frau annimmt, in der Form des modernen Musiktheaters.

Für einen Film wie „Emilia Pérez“ gibt es in der Kinogeschichte kein Vorbild. Kartelldrama. Musical. Trans-Liebesgeschichte. Narco-Telenovela.

Für ein Musical hat „Emilia Pérez“ außer Gomez’ „Mi camino“ zwar keine Jukebox-Hits, aber die Gesangseinlagen entwickeln eine mitreißende Wucht. Energie und Pathos. Andreas Busche

2 Über uns von uns

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Die junge Mutter Vana (Emma Nova) lebt mit ihrem Freund Bolle (Paul Wollin) im Sozialbau. Beide sind abhängig von Crystal Meth, weswegen Vana auch nicht das Sorgerecht für ihren Sohn hat, der ab und an von seiner Oma vorbeigebracht wird.

Unter dieser Situation leidet Vana, und auch mit dem Kind, das in ihrem Bauch heranwächst, wird sie dasselbe Schicksal ereilen. Chiara Fleischhackers Abschlussfilm von der Filmakademie Baden-Württemberg ist eine schonungslose Bestandsaufnahme deutscher Kinderschutzfälle und Jugendkriminalität.

Dabei gelingt der Regisseurin eine stilvolle Gratwanderung, die uns sehr nah an die Menschen in diesem System heranlässt, ohne es mit moralisierendem Blick zu verklären. Fabian Kurtz

4 Vaiana 2

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Zähneputzen, während der andere auf dem Klo sitzt, ein Thermomix als Lieblingsgeschenk, der dauer-bügelnde Partner ohne festen Job – Karrierefrau Sophie (Julia Koschitz) ist lange mit Paul (Florian David Fitz, hat auch am Buch geschrieben) zusammen und findet das mäßig spannend.

Um 1990 war Kowloon Walled City, ein Stadtteil von Hongkong, der am dichtesten bevölkerte Ort der Welt: Auf einer Fläche, die der von vier Fußballfeldern entsprach, lebten 35.000 Menschen.

In „City of Darkness“ ist dieser vertikale Slum – kurz, bevor er abgerissen und durch Apartmentblöcke für Etwasbesserverdienende ersetzt wird – zwar von prekären Lebensverhältnissen geprägt, aber auch von einer beeindruckenden Solidarität der Bewohner.

Versuchslabors des menschlichen Zusammenlebens

Der junge Flüchtling Chan (Raymond Lam) findet hier auf Geheiß des geläuterten Ex-Gangsters Cyclone Zuflucht vor den Häschern des Triaden-Bosses Big. Doch als Chans Herkunft enthüllt wird, beschwören alte Rachegelübde und neue Machtgelüste einen blutigen Bandenkrieg herauf.

Das Tolle an Soi Cheangs Martial-Arts-Thriller ist, dass er nicht nur die glorreiche Hongkong-Tradition schwerelos-fantastischer Kampfchoreografien zu immer neuen Höhepunkten treibt, sondern parallel dazu den Alltag eines Versuchslabors des menschlichen Zusammenlebens liebevoll skizziert. Jörg Wunder

7 Das Meer ist der Himmel

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Wer den US-Künstler Jeff Koons kennt, hat auch eine Meinung zu ihm. Die Kunstwelt ist geteilt. Haben seine kitschigen, oft monumentalen Bildwerke von Ballonfiguren, Nippes und Pornografie die Kunstgeschichte verändert, oder ist das Ganze Scharlatanerie?

Seine Popularität ist ungebrochen und seine Skulptur „Rabbit“ gilt als teuerstes Werk eines lebenden Künstlers. Pappi Corsicato, ein renommierter Regisseur von Künstlerbiografien, will „A Private Portrait“ zeichnen, verliert sich aber überraschend in Lobhudelei.

Koons Schwester weint vor Rührung über den liebevollen Vater von acht Kindern, die finden Daddy super cool. Die Ehefrau klopft sich dafür auf die Schulter, dass Koons sich nach dem Sorgerechtsstreit mit Ex-Frau Ilona Staller, der ihn emotional und finanziell beinahe ruinierte, wieder öffnen konnte. Leider nicht genug für diesen Film.

Dieses Porträt von Koons, der angeblich bekannt werden wollte, um für seine erste uneheliche Tochter, die zur Adoption freigegeben wurde, leicht auffindbar zu sein, bleibt polierte Oberfläche, sein Engagement für Kinderrechte unerwähnt. Ingolf Patz