Friss und wirb: Markus Söder futtert für Deutschland

Ein Mann futtert sich durch. Schlachteplatte, Bratwurst, Kebab. Futtert für Deutschland, was das Zeug hält. Steak mit Bratkartoffeln, Spareribs. Auf jeden Fall fleischiges. Es kann auch mal eine Pizza Salami sein, Spaghetti Bolognese oder eine deftige Brotzeit. Obst und Gemüse gibt es eher nicht. Gelegentlich kommt gebratener Lachs auf den Tisch, für den Cholesterinspiegel.

Wer ist dieser Mann, was will er? Markus Söder heißt der Food-Influencer, und er hat einen recht ungesunden Nebenberuf, ist auch noch Ministerpräsident in Bayern, CSU-Vorsitzender und womöglich bald Kanzlerkandidat der Union. Seit Wochen inszeniert Söder die Fortsetzung des Filmklassikers „Das große Fressen“. Knapp 600.000 Follower auf Instagram: Das verrät einen ordentlichen Appetit. Gegen die bayerische Planierraupe Nimmersatt wirkt CDU-Chef Friedrich Merz wie eine bedauernswerte Hungerharke.

Gern fettig, ohne Alkohol

Wenn Politik durch den Magen geht, hat Söder schon gewonnen. Nur neun Prozent der Bevölkerung in Deutschland ernähren sich vegetarisch, drei Prozent essen vegan, Tendenz allerdings steigend. Damit hat Söder immer noch eine satte Mehrheit hinter sich. Nach eigener Auskunft trinkt er allerdings kaum Alkohol, nimmt immer nur einen kleinen Schluck für die Kamera aus den Riesenhumpen, wie vergangenes Wochenende bei der Kulmbacher Bierwoche.

Mit Roberto Blanco und Fliege bei der Eröffnung der Festspiele in Bayreuth und ein paar Tage darauf beim AC/DC-Konzert in Nürnberg, wo er ein Fan-Shirt und Sonnenbrille trägt: Söder inszeniert sich cool, gern mit Freundschaftsbändchen am Arm. Kaum eine Schwelle erscheint ihm zu niedrig.

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Auch wenn es schwerfällt, muss man zugeben: Peinlich wirkt das nicht. In der NDR-Show „Inas Nacht“ lässt er provozierende Fragen, ob er gut im Bett sei, locker abprallen („Ich bin früh im Bett“). Und dann singt er recht anständig von Ina Müllers Band begleitet „Sie hieß Mary Ann“, die deutsche Shanty-Version des Truckerhymne „Sixteen Tons“. Zum Nachspülen ein Gläschen Küstennebel und ausnahmsweise nichts zu spachteln.

Obamas Burger-Passion

Ein Risiko ist immer dabei, wenn Essen politisch wird. Barack Obamas Burger-Passion ging viral, als der US-Präsident einmal in aller Öffentlichkeit seinen Burger mit Senf bestellte. Unglaublich! Skandal! Sein Vize Joe Biden, der neben ihm stand, tat das Richtige und verlangte Ketchup. Donald Trump stopft nur Fast Food und Junk Food in sich hinein, bevorzugt von KFC, Wendy’s und McDonald’s.

Apropos Nationalgericht. Markus Söder liebt Döner. Die Döner-Parade bildet den vorläufigen Höhepunkt des Söder-Sommertheaterstücks „Friss und wirb“. Seiner Einladung zum Kebab-Essen wollten über 40.000 Menschen folgen. Vierzig Gewinner wurden ausgelost.

Am Montag traf er in München die erste Döner-Runde, am Mittwoch die zweite in Nürnberg. Dazu trägt man das passende „Söder Kebab“-T-Shirt. Ob es ernst gemeint war, als Söder ankündigte, er wolle eine Döner-Preisbremse im Wahlprogramm der CDU/CSU verankern, muss sich zeigen. Bei Lukas Podolskis Mangal-Kette kostet das Fleischpaket schon acht Euro.

Zur Bundestagswahl 2021 erkundigte sich die Zeitschrift „Cicero“ nach den kulinarischen Vorlieben der Spitzenpolitiker. Armin Laschet schwärmte von Brokkoli-Auflauf, damit kann man wirklich nicht viel gewinnen. Labskaus kam bei Olaf Scholz heraus, immerhin etwas Regionales. Für Christian Lindner – wie langweilig! – ist Essen Privatsache. Da hält es Söder traditionell mit Helmut Kohl und Saumagen: je fettiger, desto besser.

Söder zeigt Charakter. Aber welchen? Schweinshaxe mit Selbstbewusstsein und einem Klecks Selbstironie, das ist typisch bayerische PR. Dahinter steht der Strategieansatz der CSU, die Online-Netzwerke nicht der AfD zu überlassen. Döner für die Demokratie. Mit christsozialer Sauce. Knoblauch-Kräuter-Scharf.