Ministerpräsident Haseloff zu Öffentlich-Rechtlichen: Weniger und dafür besser

Weniger und dafür besseres Programm wünscht sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland: „Ich denke, es muss gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen weniger gemacht werden, das aber konzentrierter und in hoher Qualität“, sagte er im Interview der „Süddeutschen Zeitung“.

Man dürfe nicht die Menge immer weiter erhöhen, indem man zu den rund 70 Radiosendern „noch da einen Podcast hinzufügt und dort einen Account und überall hört nur eine Handvoll Leute zu. Es sollte eine Konzentration mit hoher Qualität erfolgen, die aus der übrigen Medienlandschaft herausragt, auch um effektiver zu sein.“

Mehr Meinungsvielfalt erwünscht

Außerdem wünschte sich Haseloff mehr Themen- und Meinungsvielfalt in der Berichterstattung sowie deutliche Unterschiede zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den privaten Sendern: „Er sollte eine eigene Autorität sein auch durch seine Diskursfähigkeit und er sollte Binnenpluralität abbilden.

Und weil er über verpflichtende Beiträge verlässlich finanziert ist, muss er sich mit dieser Privilegierung auch unterscheiden von denen, die sich durch Klicks, durch Werbung und auch nach völlig anderen ethischen Grundsätzen organisieren.“

Textangebote der Sender gefährden Lokalzeitungen

Darüber hinaus warnte der Politiker davor, dass umfangreiche Textangebote der Sender die Existenz von Lokalzeitungen und anderen regionalen Medien gefährden könnten: „Wenn dann auch noch, gerade im ländlichen Raum, die Zeitungen abschmieren, weil Sender massenhaft komplette Essays als Text ins Netz stellen, verlieren wir die Binnenpluralität.“

Aus Haseloffs Sicht widmen sich viele Medien zu wenig den Themen, die vielen Menschen auf den Nägeln brennen. Als Beispiele nannte er Sicherheit des Arbeitsplatzes, Migration, wirtschaftliche Zukunft und wissenschaftlicher Fortschritt:

„Laut Demoskopie spielte für die Wahlentscheidungen bei der Europawahl die Klimapolitik kaum eine Rolle. Nicht weil es da keinen Handlungsbedarf gibt, sondern weil die anderen Themen für viele wesentlich relevanter sind. Das kann man bedauern, man sollte es aber zur Kenntnis nehmen.“ (KNA)