Jugend oder Routine bei Hertha BSC?: Pascal Klemens hat sich für mehr empfohlen
Bei Hertha BSC ist gerade vieles im Fluss, aber manche Dinge ändern sich scheinbar nie. Wenn der Berliner Fußball-Zweitligist immer zwei Tage vor dem nächsten Spiel seine obligatorische Pressekonferenz abhält, dann werden zunächst die Namen der Spieler genannt, die Trainer Pal Dardai aus Verletzungsgründen nicht zur Verfügung stehen. Seit einer kleinen Ewigkeit stehen Agustin Rogel (ja, der ist immer noch da) und Ibrahim Maza ganz oben auf der Liste mit den Ausfällen.
Auch Jeremy Dudziak sowie Palko und Bence Dardai sind inzwischen eine ganze Zeit lang raus aus dem Spielbetrieb. Das wird auch am Samstagabend wieder so sein, wenn Hertha im Olympiastadion den Karlsruher SC empfängt (20.30 Uhr, live bei Sky und Sport1). Und das wird sich auch in den Wochen darauf erst einmal nicht ändern. Realistisch betrachtet kann Pal Dardai in diesem Jahr mit keinem der fünf Verletzten mehr planen.
Die Spieler selbst sehen das zwar zum Teil ein wenig anders, optimistischer nämlich, aber Benjamin Weber, Herthas Sportdirektor sagt: „Wir sollten nichts überstürzen.“ Im Normalfall sind die Verletzten erst zum Start der Rückrunde gegen Fortuna Düsseldorf (Sonntag, 21. Januar) wieder verfügbar.
Und trotzdem hat sich Herthas Personalsituation vor dem Aufeinandertreffen mit dem KSC deutlich entspannt. Das liegt daran, dass die etatmäßige Innenverteidigung aus Kapitän Toni Leistner und Marc Kempf wieder einsatzfähig ist. Kempf, 28, hatte wegen seiner Roten Karte bei der Auswärtsniederlage in Nürnberg zwei Ligaspiele pausieren müssen; Leistner, 33, war nach Gelb-Rot gegen Paderborn für die Partie bei Hansa Rostock ausgefallen.
Auch ohne die beiden Routiniers spielte Herthas Abwehr am vergangenen Wochenende zu null; trotzdem werden ihre Vertreter Linus Gechter, 19, und Marton Dardai, 21, die Plätze in der Viererkette gegen Karlsruhe wieder räumen müssen. „Die zwei erfahrenen Hasen werden spielen“, sagte Herthas Trainer am Donnerstag.
Linus Gechter rotiert zurück auf die Bank, Marton Dardai ins defensive Mittelfeld, wo er in dieser Saison in der Regel zum Einsatz kommt. Offen ist nur noch, wer an seiner Seite als zweiter Sechser spielt. Die Frage für Trainer Dardai lautet: Andreas Bouchalakis oder Pascal Klemens? Der griechische Nationalspieler, der mit seinen 30 Jahren jede Menge Erfahrung mitbringt? Oder das erst 18 Jahre alte Talent aus dem eigenen Nachwuchs?
Beim 0:0 in Rostock, als Marton Dardai in der Innenverteidigung benötigt wurde, bildeten beide gemeinsam die Doppelsechs. Drei Tage zuvor, im Pokalspiel gegen den Bundesligisten Mainz 05, hatte Klemens an Dardais Seite gespielt, während Bouchalakis bis in die Schlussphase auf der Bank hatte Platz nehmen müssen.
Pascal Klemens und Marton Dardai waren schon zu Saisonbeginn im defensiven Mittelfeld die erste Wahl, was damals aber vor allem aus der Not geboren war. Weil Herthas unfertiger Kader keine Spezialisten für die Sechserposition bereithielt, musste Trainer Dardai zwei gelernte Innenverteidiger, noch dazu zwei extrem junge, aufbieten. Erst an den beiden letzten Tagen der Transferperiode verpflichtete Hertha zwei gelernte Mittelfeldspieler: Bouchalakis eben und Bilal Hussein.
Am Samstag gegen den KSC könnte es trotzdem wieder auf die Variante mit Pascal Klemens und Marton Dardai hinauslaufen. Hussein fremdelt immer noch ein bisschen mit der neuen Umgebung. Der Schwede ist nur in fünf (von neun möglichen) Pflichtspielen zum Einsatz gekommen. Nie stand er dabei in der Startelf, und zuletzt blieb er sogar dreimal über 90 Minuten auf der Bank.
Trainer Dardai fehlt im Mittelfeld nach eigener Aussage „ein dynamischer Balleroberer mit Spielintelligenz“. Aber gegen Rostock fand der Ungar die Doppelsechs aus seinem Sohn Marton und Pascal Klemens „sehr kompakt und defensiv gut“. Nicht nur im Mittelfeld habe sich die Konkurrenzsituation im Kader deutlich verbessert, auch in der Abwehr, wo Gechter nach längerer Pause erstmals wieder von Anfang an spielen durfte.
„Die Jungs müssen Druck machen. Das tut gut“, sagt Trainer Dardai. „Momentan bin ich sehr zufrieden, was sich alles entwickelt.“ Vielleicht einmal abgesehen von der Liste mit dem Verletzten.