Landessportbund Berlin zieht Bilanz: Corona-Lockdown verzögert motorische Entwicklung um ein Jahr
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor drei Jahren war der Schulalltag von immer wiederkehrenden Lockdowns geprägt. Eine neue Studie des Programms „Berlin hat Talent“ hat nun den Einfluss der Lockdowns auf die motorischen Fähigkeiten von Schulkindern erforscht.
Gemeinsam mit dem Landessportbund Berlin und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie für Inneres und Sport wurden im Zuge des Deutschen Motorik-Tests rund 70.000 Drittklässler aus Berliner Grundschulen untersucht. Der Test besteht aus Übungen, die die Fähigkeiten der Kinder in den Bereichen Ausdauer, Koordination, Kraft und Schnelligkeit prüfen. Die Untersuchung offenbart dabei nach drei Jahren Pandemie große Rückschritte. So hätten sich die motorischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum Stand vor der Pandemie um vier Prozent verschlechtert. Der Studie zufolge bedeute dieses Ergebnis in etwa einen einjährigen Rückstand in der motorischen Entwicklung der Kinder.
Die Zahl der Mitgliedschaften in Sportvereinen sinkt drastisch
Besonders auffällig seien dabei die Einbußen in den Bereichen Kraft und Schnelligkeit, heißt es in der Studie. Dort wird ein Rückgang um 16 und elf Prozent verzeichnet. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Zunahme des Körpergewichts und die schlechtere motorische Leistung eng miteinander verknüpft seien. Wurden vor der Pandemie noch knapp 20 Prozent der Kinder als motorisch fit eingestuft, sind es jetzt drei Jahre später nur noch knapp zwölf Prozent. Parallel dazu ist der Anteil übergewichtiger Schülerinnen und Schüler von 19,5 Prozent auf 21,2 Prozent, also um rund zwei Prozent angestiegen.
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Prozent der Berliner Drittklässler gelten als motorisch fit.
Darüber hinaus befanden sich die Mitgliederzahlen der Vereine während der Pandemie auf dem Tiefststand. Mittlerweile ist der Trend ein anderer und die Zahl der Mitgliedschaften steigt wieder.
Nicht allzu überraschend scheint daher der signifikante Anstieg des Body-Mass-Index während der Lockdowns. Dieser Zustand betreffe besonders Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen und verschärfe sich darüber hinaus mit andauernder Länge der Lockdowns, lautete das Ergebnis der Forscher und Forscherinnen.
Die Studie empfiehlt deshalb, besonders in sozial schwächeren Gebieten nun gezielte Maßnahmen zur körperlichen und motorischen Aktivität einzuleiten. Schließlich habe diese Einbuße der Gesamtleistung auch längerfristige Auswirkungen auf die Motivation, Sport zu treiben. Um dem Trend entgegenzusteuern, sollen außerdem die Eltern stärker miteinbezogen werden. Schließlich gilt es, ein ganzes Jahr aufzuholen.