Berliner Stadtplanung: Bloß nicht über den Tellerrand schauen
Unser geliebtes Berlin verkämpft sich bekanntlich gerne, etwa in der Radwegefrage. Manchmal wird dabei das große Ganze schlichtweg übersehen, und sei es nur deswegen, weil keiner der Verantwortlichen Zeit zu haben scheint, um es sich anzusehen. So etwa gerade auf dem Weltkongress der UIA, der Union Internationale des Architectes. Sie vertritt 3,2 Millionen Planerinnen und Planer, gerade ging ihre Tagung in Kopenhagen zu Ende, in der aktuellen Welthauptstadt der Architektur.
Wo war Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt? Als veritable Denkmalarchitektin hat sie durchaus einiges zur gebauten Nachhaltigkeit beizutragen, wegen ihrer eher zögerlichen Haltung zum ökologischen Stadtumbau oder zur Gentrifizierung – beides zentrale Themen der UIA Tagung – steht sie aber auch heftig in der Kritik. Auf Nachfrage ließ Kahlfeldt mitteilen, dass sie leider, leider in den entscheidenden Verhandlungen zum kommenden Landeshaushalt zu eingebunden sei. Das Gleiche gelte für alle ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Aber sicher sei das eine sehr wichtige Tagung …
Nikolaus Bernau sieht staunend, wie sich Berliner Stadtplaner vom Rest der Welt isolieren.
Berlin war also auf der wichtigsten internationalen Planer-Tagung – die die Stadt seit 2002 einmal beherbergen durfte – nicht vertreten. Nun ja, Deutschland insgesamt war schlecht vertreten. Können wir uns das leisten? Ist Berlin so wie etwa Kopenhagen schon seit 2011 auf dem Weg, eine nachhaltig gegen den Klimawandel angehende Schwammstadt zu werden? Gibt es eine systematische Begrünungsstrategie? Bieten wir der Platz- und Materialverschwendung, dem Abriss und der Zerstörung von Artenvielfalt erfolgreich Einhalt?
Haben wir einen grandiosen Wohnungsbau – und wenn ja, warum gehen wir damit nicht auf Werbetour? Wäre es nicht lohnend, in Kopenhagen zu erfahren, warum dort kein Krieg um Radwege stattfindet? Konnte Berlin nicht mal einen Praktikanten, eine Referendarin schicken, damit sie Kontakte für ihre künftigen Karrieren knüpfen? Brauchen wir so gar keine neuen Ideen?
Immerhin ist eines so sichergestellt: dass die Unesco derzeit kaum auf die Idee kommt, Berlin als Welthauptstadt der Architektur zu küren. Vielleicht ganz gut angesichts einer Stadt, die an Fassaden rankende Rosen und das Schwimmen in alten Hafenanlagen immer noch als Gefahr für die öffentliche Sicherheit betrachtet.