Deutsches Team vor dem Halbfinale: „In der Lage, alle zu schlagen“
Im dritten Anlauf soll es klappen. Deutschlands Eishockeyspieler sind heiß auf eine WM-Medaille, die ihnen 2010 und 2021 noch verwehrt blieb. Vor dem Halbfinale am Sonnabend (17.20 Uhr/Sport1 und Magentasport) gegen die USA in Tampere fühlen sich viele Spieler sogar bereit für den ersten WM-Titel am Pfingstwochenende. „Alles ist jetzt drin“, sagten NHL-Angreifer Nico Sturm und Torhüter Mathias Niederberger unisono, zwei bei dieser WM bislang herausragende Leistungsträger.
Kapitän Moritz Müller befand nach dem furiosen 3:1 im Viertelfinale am Donnerstag in Riga gegen die Schweiz: „Ich glaube, dass wir in der Lage sind, jetzt alle Gegner bei dieser WM zu schlagen.“ Mit noch einmal gestiegenem Selbstbewusstsein durch die kämpferisch und spielerisch überzeugende Leistung gegen die bei der WM bislang überragenden Schweizer landete das Team von Bundestrainer Harold Kreis am Freitagmittag mit gut einer Stunde Verspätung in Tampere.
Dort vernahm das Team sogleich die nächste schöne Nachricht: Die WM 2027 findet wieder in Deutschland statt. Der Fokus der aktuellen Auswahl liegt aber nun auf den folgenden zwei Spielen. Nach dem Halbfinale am Samstag steht am Sonntag in Tampere entweder das Spiel um Platz drei oder sogar das WM-Endspiel an. „Wir werden respektiert“, sagte Ex-NHL-Stürmer Dominik Kahun zur Wahrnehmung seines Teams im Kreis der Top-Nationen. „Man sieht es bei jedem: Man weiß nicht wirklich, ob sie gegen uns spielen wollen, weil sie einfach wissen, wie wir auftreten.“ Auch die USA dürfte nach dem Auftritt der DEB-Auswahl gegen die Schweiz gewarnt sein. Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprach am Freitag dem Team seine Glückwünsche aus. Er drücke die Daumen, dass sie noch weiterkommen.
Wie die Schweizer sind auch die USA als Erster der deutschen Gruppe in Tampere durch die Vorrunde spaziert. Das 3:0 des US-Teams im Viertelfinale gegen Tschechien war der achte Sieg im achten Spiel. In der Vorrunde hatte Deutschland die USA beim 2:3 dennoch bereits am Rande einer Niederlage. „Es wird darum gehen, dass wir uns an den Spielplan halten, dass wir diszipliniert spielen“, sagt Harold Kreis.
Kreis setzt die gute Arbeit seiner Vorgänger nahtlos fort
15 Leistungsträger dem Bundestrainer hatten ihm vor der WM verletzt abgesagt. In Leon Draisaitl, Tim Stützle und Torhüter Philipp Grubauer sind drei der besten deutschen Spieler aus der NHL nicht dabei. Die Frage, wer bei der WM die Tore schießen sollle, begleitete Spieler und Trainer nach Finnland. Tatsächlich ist die DEB-Auswahl das Team mit den bislang zweitmeisten Toren der WM. „Man kann es nicht befehlen, eine Mannschaft zu bilden“, sagt Kreis. „Man kann nur hoffen, dass sich eine Mannschaft in der Kabine zusammenfindet, dass dieser Spirit sich bildet.“
Kreis setzt in diesem Turnier die Entwicklung seiner Vorgänger nahtlos fort. Zunächst unter Marco Sturm nach Olympia-Silber 2018 und dann unter Söderholm nach dem vierten Platz bei der WM 2021 hat sich ein Anspruchsdenken im Team verankert, das mit früheren Jahren nicht mehr vergleichbar ist. Platz vier bei der Heim-WM 2010 wurde noch als Sensation gefeiert. Ohne Medaille nach dem Halbfinaleinzug vor zwei Jahren nach Hause zu fliegen, war hingegen eine Enttäuschung für die aktuelle Spielergeneration.
„Genug Jungs sind dabei, die wissen, wie sich das angefühlt hat, wo man wirklich ein sehr, sehr gutes Turnier gespielt hat und dann einfach ohne Medaille da stand“, sagte der deutsche WM-Topscorer John-Jason Peterka. Der 21 Jahre alte NHL-Stürmer von den Buffalo Sabres ist einer von zwölf Spielern aus dem aktuellen Kader, die beim 1:2 im WM-Halbfinale 2021 gegen Finnland dabei waren.
„Wir werden das noch motivierter angehen als noch vor zwei Jahren“, versprach Peterka. (dpa)