0:0 bei in der Europa League: Der 1. FC Union erspielt sich in Amsterdam eine hervorragende Ausgangsposition

Die roten Pyrofackeln im Gästeblock waren gerade erloschen, der Rauch hing noch in der Luft und mit ihm die Hoffnungen des 1. FC Union. Die Berliner waren soeben durch ein Tor von Morten Thorsby in Führung gegangen, zumindest dachten das alle in der ausverkauften Johan-Cruyff-Arena.

Doch Schiedsrichter Halil Umut Meler erhielt ein Signal vom Videoassistenten. Der Torschütze hatten den Ball nach seiner Brustannahme minimal mit dem Oberarm touchiert und so bejubelten die Fans von Ajax Amsterdam die Entscheidung wie einen eigenen Treffer. Es blieb in dieser 65. Minute des Hinspiels der Europa-League-Zwischenrunde beim 0:0 – und das war auch der Endstand.

Es wäre mehr drin gewesen für den Tabellenzweiten der Bundesliga und dass man so etwas nach einem Remis gegen den sechsfachen Europapokalsieger Ajax Amsterdam sagt, beschreibt Unions märchenhafte Entwicklung vielleicht am allerbesten.

Die Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale sind nach dieser starken Leistung im Amsterdamer Dauerregen aber größer denn je. Am kommenden Donnerstag empfängt Union die Niederländer zum Rückspiel im Stadion An der Alten Försterei.

Schon lange bevor die Mannschaften das Spielfeld betraten, war der Gästeblock unter dem Dach der Arena prall gefüllt. Die 2600 Berliner Fans sangen lautstark gegen die eigenwillige Musikauswahl zwischen Rummelbums und Bob Marley an, sie brüllten und feuerten ihre Mannschaft an. Ähnlich viele waren ohne Ticket mitgereist und fieberten in den Kneipen der Stadt mit.

Beim vielleicht größten Spiel der Vereinsgeschichte wollten alle dabei sein und die Stimmung war schon auf der Zugfahrt blendend. Anders als in Rotterdam vor anderthalb Jahren wurden die Berliner weitgehend freundlich empfangen, auch wenn die Polizei beim Fanmarsch und am Stadion mit einem Großaufgebot vertreten war.

Als es dann endlich losging, sahen die Gästefans einen couragierten Beginn ihrer Mannschaft. Union holte eine frühe Ecke heraus und ein erster Abschluss von Thorsby flog deutlich über das Tor. Der Norweger war für den gesperrten Janik Haberer in die Startelf gerutscht, Josip Juranovic ersetzte den nach drei Gelben Karten ebenfalls verhinderten Kapitän Christopher Trimmel.

Die Spieler des 1. FC Union Berlin nach dem Spiel.
Die Spieler des 1. FC Union Berlin nach dem Spiel.
© City-Press GmbH/Moritz Eden

Ajax brauchte ein paar Minuten, übernahm dann aber die Spielkontrolle. In der ersten halben Stunde hatte die Mannschaft des neuen ehemaligen Herthaners John Heitinga 70 Prozent Ballbesitz, einen Torschuss bekam Ajax bis zur Pause aber nicht zustande.

Beide Mannschaften scheuten das Risiko und gewissermaßen war es ein typisches Union-Spiel. Die Berliner standen kompakt, setzten auf ihr schnelles Umschalten – und waren trotz der geringen Spielanteile das gefährlichere Team.

Pyros beim Spiel des 1 FC Union.
Pyros beim Spiel des 1 FC Union.
© Matthias Koch/Matthias Koch

Der bei Ajax ausgebildete Sheraldo Becker und Jerome Roussillon näherten sich mit Distanzschüssen an, eine flache Hereingabe von Juranovic wurde gerade noch entschärft. Die Niederländer provozierten mit ihren dribbelstarken Offensivspielern zwar auch zwei brenzlige Situationen, am Ende war aber stets ein Fuß eines Union-Verteidigers dazwischen.

Mit dem Spielverlauf konnte Ajax nicht zufrieden sein und dementsprechend kamen die Gastgeber druckvoller aus der Kabine. Es war nun ein packendes Europapokalspiel und das war nicht nur zu sehen.

Es wurde lauter und den Berliner Fans im Gästeblock erstarb der Torschrei zwei Mal auf den Lippen. Einen Freistoß auf das Torwarteck von Juranovic wehrte Rulli zur Seite ab und wenig später rettete der Argentinier mit einer echten Glanztat gegen einen Flugkopfball von Thorsby.

Als der Norweger dann wirklich traf, dauerte der Torjubel nur etwa eine Minute. Der annullierte Treffer war für Ajax das Signal zur Schlussoffensive. Die letzten 20 Minuten gehörten eindeutig den Gastgebern, doch Union verteidigte das 0:0 leidenschaftlich und gekonnt.

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