Film über Daniel Richter: Viel Farbe, viele Sprüche, viele Bilder
Drei Jahre begleitete Pepe Danquart den Maler Daniel Richter. Herausgekommen ist ein veritables Künstlerporträt mit Atelierbesuchen, Kommentaren von Wegbegleitern und am Ende einer triumphalen Ausstellung mit den neuesten Bildern. Die Klammer bildet das Dinner im Anschluss an die Pariser Vernissage, auf der sich Richter auf einer Sitzbank stehend selbst beglückwünscht. Einer der erfolgreichsten deutschen Maler feiert sich, lässt sich feiern – auch mit Pepe Danquarts Film.
Der Champagner, die Sammler, der Plüsch im Nobelrestaurant – das ist alles etwas dick aufgetragen und passt doch nur zu gut zu den zwischen Figuration und Abstraktion changierenden Gemälden, die vor allem groß und wild sind. Spannend wird Danquarts Filmporträt vor allem dann, wenn der ehemalige Punk und Hausbesetzer sich eloquent im kapitalistischen System des Kunstmarktes zu verorten versucht.
Dass seine Kunst auf einer Londoner Auktion jüngst knapp eine Million Pfund erzielte, kontert der Malerstar schnoddrig mit der Bemerkung: besser, wenn die Käufer in Bilder als in Kinderpornos oder Waffenhandel investieren. Richter ist sich bewusst, dass er in einer „Luxuswaren-Produktion“ arbeitet und es mit dem politischen Anspruch dann heikel wird.
Spurlos bleibt das nicht. Seine Malerei hat inzwischen eine Eleganz, ja Delikatesse gewonnen, die den einstigen Rebellen kaum noch erkennen lässt. Der rote Faden des Films sind die Fortschritte an seiner neuen Serie, die Besuche im Schöneberger Atelier. Hier grundiert, malt, spachtelt er an metergroßen Leinwänden, zieht mit Ölkreide große Linien darüber, umflattert von zwei Papageien, die sich dekorativ auf dem Haupt des Künstlers niederlassen oder mit ihm zwitschern. Dazwischen hört der Maler Musik, räsoniert oder macht zum Ausgleich Yoga-Übungen.
Erst ganz zum Schluss verrät der Regisseur, was Richter als Vorlage für seine neueste Serie diente: eine Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg mit Kriegsinvaliden an Krücken. Auf seinen großartigen Bildern bleiben diese Versehrtheiten jedoch komplett unter den strahlenden Farben und abstrahierten Formen verborgen.
Und dennoch hat der Künstler damit abermals ein bemerkenswertes Gespür für Entwicklungen bewiesen. Das Filmporträt war längst vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine abgedreht. Eines seiner bekanntesten Bilder, das zusammengedrängte Menschen nächtlich in einem Schlauchboot zeigt, entstand lange vor der Flüchtlingskrise. Das versöhnt mit manch eitlem Gerede.
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