Bei Lewandowski-Rückkehr: Bayern München schlägt Barcelona in der Champions League mit 2:0
Als die gefeierten Spieler des Bayern um Geburtstagskind Thomas Müller vor ihrer Fankurve hüpften, war Robert Lewandowski nach seiner torlosen München-Reise bereits in den Katakomben verschwunden. So hatte sich der Weltfußballer die Rückkehr nach München nicht vorgestellt. Ein nach der Pause aufdrehender FC Bayern ist wieder zum Schrecken des FC Barcelona geworden. Dank einer erheblichen Leistungssteigerung mit plötzlicher Konsequenz im Angriff bejubelte der deutsche Fußball-Rekordmeister am Dienstagabend in der Champions League durch das 2:0 (0:0) den fünften Sieg nacheinander gegen die Katalanen.
Der bärenstarke Verteidiger Lucas Hernández per Kopf (50. Minute) und der wie schon beim 2:0 gegen Inter Mailand treffsichere Leroy Sané (54.) versetzten die 75 000 Zuschauer in der Münchner Arena in einem hochintensiven Königsklassen-Spiel in Feierlaune – und ließen Thomas Müller einen glücklichen 33. Geburtstag erleben.
In der ersten Hälfte hatte Lewandowski seinen Ex-Klub verschont, als der Weltfußballer wiederholt aussichtsreich vor Bayern-Kapitän Manuel Neuer aufgetaucht war. Ein Grundstein für Bayerns Heimsieg waren die zweikampfstarken Auftritte von Hernández und Dayot Upamecano im Abwehrzentrum. Das Duo war Sieger in der Lewandowski-Bekämpfung. Allerdings erlitt Hernandez Sekunden vor Schluss eine Oberschenkelverletzung, was ihm eine Pause einbrocken könnte.
„Jeder war hungrig auf den Sieg. Wir waren nicht ungeduldig. Manchmal braucht man ein Ecken-Tor, danach haben wir das Momentum bekommen. Dann ist es gelaufen“, sagte Jamal Musiala und meinte mit Blick auf den Lewandowski-Auftritt: „Das passiert bei jedem Spieler. Er hat seine Chancen gehabt. Manchmal läuft es, manchmal nicht.“
Nach zwei Siegen in zwei Spielen könnte das Team von Trainer Julian Nagelsmann in den kommenden Spielen gegen Viktoria Pilsen den Einzug in das Achtelfinale in der Champions League frühzeitig perfekt machen.
Lewandowski hatte einige gute Chancen, vergab sie aber allesamt
Alle Augen waren auf Lewandowski gerichtet – und der Pole wurde trotz des Wechseltheaters im Sommer an alter Wirkungsstätte freundlich empfangen. Von den Rängen gab es vor dem Spiel viel Beifall, demonstrativ applaudierte Lewandowski zurück. „Man sollte immer ehemalige Mitarbeiter, egal in welcher Position und in welcher tragenden Rolle, sympathisch empfangen“, sagte Bayern-Coach Julian Nagelsmann bei Amazon Prime Video. Entsprechend klatschte Lewandowski vor dem Spiel jeden seiner Ex-Kollegen ab.
Dass der Weltfußballer aber nicht nur zum Händeschütteln gekommen war, machte er schnell deutlich. Der Torjäger ist schon nach wenigen Wochen Dreh- und Angelpunkt bei den wiedererstarkten Katalanen, die in den letzten drei Duellen mit den Münchnern noch mit insgesamt 2:14 Toren auseinandergenommen worden waren.
344 Tore hatte Lewandowski für die Bayern in 375 Spielen erzielt
Doch mit Lewandowski ist offenbar das Selbstbewusstsein zurück. Und der Torjäger leitete die erste große Chance selbst ein, Manuel Neuer verhinderte mit einer starken Fußabwehr gegen Pedri den frühen Rückstand (9.). Danach war es Lewandowski selbst, der – ganz untypisch – eine Riesenchance vergab (18.) und kurz darauf mit einem Kopfball an Neuer scheiterte (21.). Kurz vor der Pause klärte zudem der für den angeknockten Weltmeister Benjamin Pavard eingewechselte Noussair Mazraoui in höchster Not bei einem Schuss des Polen (42.). Mit zunehmender Spieldauer bekamen die Münchner aber ihren alten Torgaranten (344 Treffer in 375 Spielen) immer besser in den Griff.
Und die Bayern-Offensive? Die Nagelsmann-Elf tat sich mit dem extrem hohen Pressing der Spanier sichtlich schwer. Nur selten kamen Müller und Co. in den ersten 45 Minuten auf Touren. Auch Sadio Mané, der als Ersatz für Lewandowski aus Liverpool gekommen war, blieb – dieses Mal auf dem Flügel – recht blass. Entsprechend wurde der Senegalese in der zweiten Halbzeit durch Serge Gnabry ersetzt. Bis zur 30. Minute dauerte es, ehe Marcel Sabitzer mit einem Distanzschuss erstmals für Gefahr sorgte. Der Schuss ging aber knapp neben das Tor des deutschen Keepers Marc-André ter Stegen.
Barca war in dieser Phase dem Tor deutlich näher als die Bayern. Erst recht, wenn der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie bei einem Tackling von Alphonso Davies gegen den Ex-Dortmunder Ousmane Dembelé auf Elfmeter entschieden hätte. Den Ball hatte der Kanadier jedenfalls nicht getroffen.
Nachdem die Münchner Sekunden nach Wiederanpfiff eine Schrecksekunde beim Schuss von Raphina zu überstehen hatten, war es Leon Goretzka, der ter Stegen aus der Distanz zur ersten Parade zwang. Der Nationalspieler war für Sabitzer zur Pause gekommen. Der Wechsel zeigte Wirkung. Sekunden später war es auch schon passiert. Nach Ecke von Joshua Kimmich traf Hernandez per Kopf.
Plötzlich waren die Bayern obenauf. Nur vier Minuten später legte Sané nach, als er von Jamal Musiala in Szene gesetzt wurde und anschließend auch ter Stegen verlud. Schon im ersten Gruppenspiel gegen Inter war der Angreifer Matchwinner. Es war die Münchner Kaltschnäuzigkeit, die den Unterschied machte. Bezeichnend dafür war die Riesenchance von Pedri, der den Ball völlig freistehend an den Pfosten setzte (63.).
Auch Frankfurt und Leverkusen feierten Siege
Dem 1:0 (1:0) von Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt bei Olympique Marseille im Parallelspiel gingen gefährliche Böller- und Raketenschüsse aus beiden Fanlagern voraus, die der Eintracht wegen des nun drohenden Geisterspiels etwas die Freude über den ersten Sieg der Vereinsgeschichte in der Champions League nahmen. Für Wirbel sorgten außerdem Bilder im Internet, die einen Eintracht-Fan beim Hitlergruß zeigen sollen. Das Tor für Frankfurt erzielte Jesper Lindström kurz vor der Halbzeit (43.).
Bayer Leverkusen bejubelte ein spätes 2:0 gegen Atletico Madrid. Robert Andrich (84.) und Moussa Diaby (87.) trafen. Für die zuletzt enttäuschenden Leverkusener war der Erfolg gegen den Favoriten in Gruppe B der erst zweite Pflichtspielsieg der Saison. (dpa)
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