Die Nationalmannschaft schlägt Israel 2:0
Hansi Flick hat einiges verändert, seitdem er als Bundestrainer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verantwortlich ist. Das ist nicht ungewöhnlich. Jeder Trainer hat eigene Vorstellungen und setzt eigene Schwerpunkte. Flick zum Beispiel hat extra einen Trainer für Standardsituationen – Mads Buttgereit – in seinen Stab aufgenommen, weil ihm dieses Thema wichtig ist.
Und Buttgereit macht offenbar einen guten Job. Beim 2:0 (2:0)-Sieg der Deutschen im Testländerspiel gegen Israel fiel das erste Tor nach einer Ecke, das zweite nach einem Freistoß.
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„Wir haben uns ja was dabei gedacht“, sagte Flick. „Es ist schön zu sehen, wie die Mannschaft das annimmt.“ Wobei man das Ganze natürlich auch andersherum drehen kann: Aus dem Spiel heraus taten sich die Deutschen am Samstagabend schwer mit dem Toreschießen. Es reichte auch so zu einem ungefährdeten Sieg in einem ungleichen Duell, in dem die Israelis bis in die Schlussminute ohne jede Chance blieben. Dann parierte Torhüter Kevin Trapp einen von Yonatan Cohen getretenen und von Nico Schlotterbeck verschuldeten Foulelfmeter.
Für das manchmal etwas holpernde Offensivspiel konnte der Bundestrainer mildernde Umstände geltend machen. Flick hatte in Sinsheim eine wild zusammengewürfelte Startelf aufs Feld geschickt: unter anderem mit dem Debütanten Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg und dem Rückkehrer Julian Weigl, der vor exakt fünf Jahren zuletzt für die Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen war.
Viel lief über David Raum
Nach etwas mehr als einer Stunde machte Weigl Platz für einen weiteren Debütanten: Anton Stach von Mainz 05 kam für ihn aufs Feld. Als Kapitän lief Ilkay Gündogan auf, der an Länderspielerfahrung jedoch noch von Julian Draxler, dem letzten verbliebenen Weltmeister von 2014 in der Startelf, übertroffen wurde. Draxler war ebenfalls länger nicht mehr dabei gewesen und feierte nun im achten Spiel unter Flick sein Comeback in der Nationalmannschaft. Wirklich überzeugen konnte er nicht.
Zum Auftakt des WM-Jahres gingen die Gastgeber die Angelegenheit mit der zuletzt üblichen Seriosität an. Israel, die Nummer 77 der Weltrangliste, war selbst für die ersatzgeschwächte deutsche Mannschaft alles andere als ein ebenbürtiger Gegner. Das Geschehen spielte sich nahezu ausschließlich in ihrer Hälfte ab. Torhüter Marc-André ter Stegen, der anstelle von Kapitän Manuel Neuer beginnen durfte, bekam bis zur Pause keinen einzigen Ball auf sein Tor. In der zweiten Halbzeit stand dann der Frankfurter Kevin Trapp zwischen den Pfosten. Auch er blieb weitgehend beschäftigungslos. Manuel Neuer wird am Dienstag im nächsten Test gegen Holland in Amsterdam vermutlich deutlich mehr zu tun bekommen.
In der Offensive lief bei den Deutschen viel über die linke Seite und den Hoffenheimer Außenverteidiger David Raum. Er kennt die Begebenheiten im Sinsheimer Stadion eben bestens. Raum bereitete in den Anfangsminuten eine erste gute Chance von Timo Werner vor, der den Fuß allerdings nicht an den Ball bekam, und er prüfte mit einer leicht verrutschten Flanke auch den israelischen Torhüter Ofir Marciano, der den Torschuss gerade noch über die Latte lenkte – und der auch in der Folge noch einige Male gut reagierte.
Thomas Müller scheiterte per Elfmeter
Insgesamt fehlte es den deutschen Angriffen an Präzision und zuweilen auch an der Feinabstimmung; angesichts der ungewöhnlichen Aufstellung nicht allzu überraschend. Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde es besser und das Spiel der Gastgeber zielstrebiger und zwingender. Schlotterbeck spielte aus der Innenverteidigung einige gute Vertikalpässe in die Spitze. Die Führung aber resultierte zehn Minuten vor der Pause aus einer schnöden Ecke. Nach Raums Hereingabe traf Havertz per Kopf zum 1:0.
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte erhöhte die Nationalmannschaft sogar noch auf 2:0 – diesmal nach einem Freistoß von Kapitän Gündogan. Timo Werner, zuletzt beim FC Chelsea nicht mehr erste Wahl, hielt seinen Fuß in die Flugbahn und erzielte sein sechstes Tor, seitdem Flick Bundestrainer ist. Kein Nationalspieler hat unter ihm häufiger getroffen.
Dass auch sein achtes Spiel als Bundestrainer mit einem Sieg enden würde – daran bestand nun kein Zweifel mehr. Fraglich war allenfalls noch, in welcher Höhe. Die deutsche Mannschaft hielt auch in der zweiten Hälfte die Intensität und das Tempo hoch, bemühte sich trotz vieler Wechsel, den Vorsprung auszubauen. Chancen waren vorhanden, Tore aber fielen nicht mehr. Nicht mal nach einem Standard. Zwei Minuten vor Schluss setzte Thomas Müller einen Elfmeter, den der eingewechselte Lukas Nmecha rausgeholt hatte, an den Pfosten. (Tsp)