21,8 Millionen Zuschauer für das „heute-journal“: Push-Nachrichten!
Wie bitte? 21,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer haben am 29. Juni das „heute-journal“ im ZDF gesehen. Eine noch nie dagewesene Quote für das Nachrichtenmagazin des Zweiten. Und ganz klar, der Rekord konnte nur erreicht werden, weil das „heute-journal“ in der Halbzeitpause des EM-Achtelfinales Deutschland gegen Dänemark lief.
Nachrichten profitieren vom TV-Sport
Der Live-Sport ist für die Information im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Gewinnbringer. Ob „heute“, „Tagesschau“ oder „heute-journal“, alle Formate profitieren von diesem Umfeld, insbesondere, wenn die ARD und ZDF die Fußball-EM übertragen. Dieses Ergebnis wird sich wiederholen, sobald die Öffentlich-Rechtlichen vom 27. Juli an die Olympischen Sommerspiele in Paris als Dauerschleife zeigen werden.
Die enormen Einschaltquoten können den generellen Befund vernebeln. 2023 wurde das lineare Fernsehen 182 Minuten pro Person und Tag in Deutschland eingeschaltet. Die tägliche Sehdauer nahm damit Vergleich zu 2022 um 13 Minuten ab. Zwar stieg umgekehrt die Nutzung der Mediatheken von ARD und ZDF an, aber im Gesamtbild zeigte sich, dass das öffentlich-rechtliche Bewegtbildangebot an Zugkraft verliert. Und auch diese Beobachtung gehört hinein: Bei der Mediatheken-Nutzung haben Serien an Klicks zugelegt, während die Informationsformate an Zuspruch eingebüßt haben.
Vor diesem Hintergrund sind die Nachrichtensendungen in den Sportübertragungen – auch bei der Tour de France – eine unschätzbare Werbung für „Tagesschau“ & Co. Wenn Sport von vielen Menschen erwiesenermaßen als etwas Bedeutungsvolles und Wertvolles angesehen wird, wird die aktuelle Information auf vergleichbare Weise geschätzt und genutzt.
Also noch mehr Live-Sport im öffentlich-rechtlichen Fernsehen? Für nicht wenige ist es ein gruseliger Gedanke, sich für 22 Männer in kurzen Hosen und einen Ball interessieren zu sollen. Biathlon ist in dieser Perspektive nicht minder absonderlich, wenn Menschen sich auf den Schneeboden werfen und mit dem Gewehr im Anschlag auf Zielscheiben feuern. Sie werden weiter leiden müssen, gerade haben sich ARD und ZDF bis 2030 Übertragungsrechte für Weltcups und Weltmeisterschaften gesichert.
Auch für die TV-Lizenzen für die Fußball-WM 2030 sollten die Öffentlich-Rechtlichen mitbieten. Solange das lineare Fernsehen die beste Plattform für Sport und Information ist, solange es keine ausgemachte Sache ist, was die größten Atomaktivitäten im nonlinearen TV sein werden, solange müssen ARD und ZDF alles dafür tun, Nachrichten und Information glänzen zu lassen. Auch wenn dann geklagt wird: Fernsehsport ist Fernsehmord.