2:1 gegen RB Leipzig: Der 1. FC Union siegt und bleibt Bayern-Verfolger Nummer 1

Das Adjektiv „eklig“ ist normalerweise eine unschöne Zuschreibung. Doch wenn RB Leipzig und Union aufeinandertreffen, so wie am Samstagabend im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga, wird der Ekel-Faktor zum Prädikat. Zwar mühte sich RB Leipzig nach Kräften, Überraschungsklub Union in dieser Kategorie ebenbürtig zu sein, wie es sich Leipzigs Wühler Xaver Schlager vor der Partie gewünscht hatte. Doch das Original aus Köpenick setzte sich im hart umkämpften Duell zwischen Viertem und Zweiten der Liga mit 2:1 (0:1) durch.

Im Wettstreit der beiden Klubs mit völlig gegensätzlichen Identitäten hat Union in der Liga nun bereits zum fünften Mal in Serie gegen RB gewonnen und darf sich endgültig Angstgegner des Red-Bull-Klubs nennen. Im Meisterschaftskampf der Bundesliga ist es überraschend „Überperformer“ Union, der den Bayern auf den Fersen bleibt und nicht Spitzenklub RB Leipzig. Nach wettbewerbsübergreifend 18 Spielen ohne Niederlage musste Leipzig die erste Pleite hinnehmen.

Leipzigs Trainer Marco entschied sich, wie bereits gegen den 1. FC Köln vor einer Woche, mit einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette zu beginnen. Ein klarer Hinweis darauf, wie viel Respekt die Leipziger vor den stabilen Unionern hatten, die dem Status des Underdogs längst entwachsen sind.

Beide Teams spielten zunächst Sicherheitsfußball

Zwar sangen sich die Leipziger Fans im mit 47.069 Zuschauern ausverkauften Stadion mit dem neuen Kurvenhit „RB Leipzig on fire“ nach der Melodie des 90er-Jahre-Gala-Hits „Freed from desire“ ein. Doch die Partie begann wenig feurig. Beide Teams spielten zunächst Sicherheitsfußball mit viel Aggressivität, aber ohne gefährliche Offensivszenen.

Referee Daniel Schlager ließ einiges durchgehen. Dass Neuzugang Aissa Laidouni für sein hartes Foul an Benjamin Henrichs keine Gelbe Karte bekam, war schon erstaunlich. Henrichs begann in der ersten Hälfte überraschend auf der linken Abwehrseite, während Marcel Halstenberg auf der ungewohnten rechten Flanke auflief. Ein Schachzug, der sich bezahlt machen sollte.

Schlager behauptete sich im letzten Drittel im Zweikampf-Getümmel und Leipzigs Stürmer André Silva leitete den Ball auf die linke Seite weiter, wo Henrichs Platz hatte. Der Nationalspieler, der nicht für die WM nominiert war, zog aus 18 Metern platziert ab und überwand FCU-Schlussmann Frederik Rönnow (24.). Kein krasser Fehler des Dänen, aber der Schuss neben den linken Pfosten war keinesfalls unhaltbar.

Nach der Pause übernahm Union mehr Initiative

Union versuchte, sofort auf den Ausgleich zu drängen, und wurde wie gewohnt über Standards gefährlich. Doch RB bekam zunächst immer ein Körperteil an den Ball. Die beste Chance der Gäste in den ersten 45 Minuten hatte Becker nach tollem Steckpass von Winterzugang Laidouni (38.). Leipzigs Torhüter Janis Blaswich lenkte den Ball noch mit den Fingerspitzen ins Aus.

Die Partie war alles andere als ein Leckerbissen, aber eben intensiv geführt. Ohne die verletzten Künstler Dani Olmo und Christopher Nkunku setzte Leipzig vor allem darauf, die Union mit deren eigenen Waffen zu schlagen. Dieser Plan ging in der zweiten Hälfte schief.

Nach der Pause begann RB erneut zu passiv und überließ den drängenderen Unionern mehr vom Spiel und ließ zu viele Standards zu. Diesmal nutzte Union das Angebot und drängte RB Zentimeter für Zentimeter in Richtung eigenes Tor. Dominik Szoboszlai verlängerte eine Ecke unglücklich auf Janik Haberer, der volley zum Ausgleich traf (61.).

Während RB lange nichts Konstruktives mehr zustande brachte, drängelten die Gäste weiter. Mohamed Simakan berührte den Ball im Strafraum unbedrängt mit dem Oberarm – eine komplett unnötige Aktion. Robin Knoche verwandelte den Handelfmeter sicher (72.). So ging aus Sicht der Gastgeber ein Spiel dahin, das die Leipziger nie hätten aus der Hand geben dürfen. Dass der vermeintliche Ausgleich von Yussuf Poulsen wegen Abseitsposition zurückgenommen wurde, passte zum gebrauchten Abend für Leipzig.

Rani Khedira sagte anschließend bei Sky: „Das war kein verdienter Sieg, aber ein Sieg der Moral.“

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