Zum Wohle von Hertha BSC
Als Werner Gegenbauer rund um seine vorerst letzte Wiederwahl zum Präsidenten von Hertha BSC gefragt wurde, wie lange er dieses Amt denn noch auszuüben gedenke, da hat er auf seinen Amtskollegen Rolf Königs verwiesen. Königs hat im August seinen 80. Geburtstag gefeiert, ist seit 2004 Präsident von Borussia Mönchengladbach und denkt offenbar noch nicht daran, diesen Posten aufzugeben.
Gegenbauer wird nächste Woche 72 und kommt immerhin auch schon auf vierzehn Jahre an der Spitze des Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Dabei aber – das ist jetzt klar – wird es auch bleiben. Gegenbauer hat in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren viel Kritik für seine Amtsführung abbekommen und dieser Kritik mal mehr, mal weniger trotzig widerstanden. Dass er sich nun entschlossen hat, vorzeitig und aus freien Stücken aus dem Amt zu scheiden, das verdient zumindest Respekt. Weil diese Entscheidung weiteren Schaden von Hertha abwendet.
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Gegenbauer stand zuletzt im Zentrum eines Machtkampfes mit dem Investor Lars Windhorst, dessen Auswirkungen den Verein erheblich belastet haben – und die ihn aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch weiter belastet hätten. Beide Seiten werfen der jeweils anderen unlautere Methoden vor.
Unabhängig davon, wer recht hat: Entscheidend ist, dass es für diesen Streit, der längst auf einer persönlichen Ebene angekommen war, in der bestehenden Konstellation keine befriedende und damit auch befriedigende Lösung mehr gegeben hätte. Gegenbauers freiwilliger Rückzug ermöglicht es Hertha, das belastete Verhältnis zu Windhorst neu zu justieren.
Vierzehn Jahre, viel Mittelmaß
Vierzehn Jahre als Präsident sind eine stattliche Zeit, und doch wird man nur schwer von einer Ära sprechen können, die Gegenbauer geprägt hat. Dazu fehlen vor allem die sportlichen Erfolge. Hertha ist in seiner Amtszeit zwar zweimal souverän in die Bundesliga aufgestiegen – allerdings nur, weil man vorher zweimal abgestiegen war. Der Rest war mehr oder weniger Mittelmaß.
Ein Präsident wird gerne für Dinge verantwortlich gemacht, für die er gar nicht die Verantwortung trägt. Gegenbauer war nicht für das operative Geschäft zuständig, weder für die Einstellung noch für die Entlassung des Cheftrainers und auch nicht für die Suche nach einem neuen Rechtsverteidiger. Aber der Präsident setzt den Rahmen, in dem sich die für das Operative zuständige Geschäftsführung bewegt.
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Vor allem Gegenbauers Festhalten am Sportgeschäftsführer Michael Preetz über alle Misserfolge hinweg hatte schon fast eine tragische Note. Als wollte Herthas Präsident seinem einstigen Freund und späteren Feind Dieter Hoeneß mit aller Macht beweisen, dass der mit der Einschätzung seines Nachfolgers („Der Michael Preetz, der kann’s nicht“) falsch gelegen hat.
Eine Präsidentschaft der unerfüllten Hoffnungen
Und so wird Gegenbauers Präsidentschaft, vom Anfang her gedacht, als eine Präsidentschaft der unerfüllten Hoffnungen in die Vereinsgeschichte eingehen. Der Idee, ihn an der Spitze des Klubs zu installieren, wohnte ja durchaus eine gewisse Logik inne: einen Unternehmer, erfolgreich und doch nahbar, Ur-Berliner mit Witz und manchmal etwas rostigem Charme – und vor allem mit besten Beziehungen zu den Entscheidungsträgern aus der Politik.
Gegenbauer galt als genialer Strippenzieher, aber gemessen an diesem Ruf ist am Ende für Hertha eindeutig zu wenig herumgekommen. Die Zeiten haben sich eben geändert, und dass sich vieles nicht mehr auf dem kleinen Dienstweg unter Freunden regeln lässt wie im alten West-Berlin, das hat Herthas hilfloses Auftreten bei der Planung eines neuen Stadions gezeigt.
Natürlich hätte Werner Gegenbauer die Eröffnung dieses Stadions liebend gerne noch in Amt und Würden erlebt. Daraus wird nun nichts. Es ist nicht der einzige Wunsch, der unerfüllt bleibt.