Vorhang auf für die nächste Überraschungssiegerin!
Jetzt also auch noch Iga Swiatek, die Titelverteidigerin und einzige Siegerin eines Grand-Slam-Turniers im Feld der acht Viertelfinalistinnen ist bei den French Open ausgeschieden. Die Polin, die zuvor 22 Sätze in Folge in Paris gewonnen hatte, verlor in der Runde der letzten acht gegen Maria Sakkari aus Griechenland 4:6, 4:6 – wohl auch aufgrund einer leichten Oberschenkelverletzung.
Sakkari ist als Nummer 18 der Weltrangliste die am besten platzierte Spielerin im Halbfinale von Roland Garros. Sie trifft an diesem Donnerstag auf Barbora Krejcikova aus Tschechien (Nummer 33). Im zweiten Duell um den Einzug ins Finale spielt die russische Weltranglisten-32. Anastasia Pawljutschenkowa gegen die Nummer 85, Tamara Zidansek aus Slowenien.
Die vier Halbfinalistinnen haben gemeinsam, dass sie noch nie in einem Endspiel um einen großen Titel standen. Zusammen haben sie überhaupt erst einen Turniersieg bei einem WTA-Turnier vorzuweisen (Krejcikova). Das Frauentennis bleibt eine Wundertüte, wer vor den French Open auf diese vier Spielerinnen als verbliebene Titelkandidaten gewettet hat, darf sich auf einen satten Gewinn freuen.
Dabei ist auch keine Wachablösung mit den Namen verbunden. Pawljutschenkowa beispielsweise ist 29 Jahre alt und spielt seit Jahren auf der Tour. Oft sehr solide, aber als Favoritin ging sie noch nie in einen Grand Slam. Auch Krejcikova und Sakkari sind bereits 25 und schafften es bisher nicht über das Achtelfinale bei einem Major-Turnier hinaus. Die 23 Jahre alte Zidansek wiederum gewann vor den French Open in diesem Jahr gerade mal drei Matches bei Grand Slams und noch nie eines in Paris.
Maria Sakkari ist als Weltranglistenachtzehnte die am besten platzierte Halbfinalistin
Und so glichen sich auch die Reaktionen der Spielerinnen nach ihren Erfolgen auf der roten Asche. „Davon hätte ich nie zu träumen gewagt“, sagte etwa Krejcikova nach ihrem 7:6 und 6:3-Erfolg gegen das US-Supertalent Cori Gauff am Donnerstag. Bei Pawljutschenkowa klang das am Mittwoch ganz ähnlich: „Ich bin gerade völlig überwältigt, vielleicht werde ich es später begreifen“, sagte sie nach ihrem Halbfinaleinzug. Zidansek verblüffte mit einer ungewöhnlichen Erklärung für ihren Siegeszug: „Die erste Runde zu gewinnen, war für mich der Durchbruch. Daraus habe ich viel Selbstvertrauen gezogen.“
Schon im Vorjahr kam der Titelgewinn von Iga Swiatek in Paris einer mittleren Sensation gleich, zuvor hatte sie ebenfalls noch bei keinem WTA-Turnier gewinnen können. Die einzige wirkliche Konstante im Frauentennis war zuletzt Naomi Osaka, die allerdings ihre vier Grand-Slam-Siege jeweils auf Hartplätzen feierte. Die Japanerin zog wegen Depressionen von den French Open zurück, sollte sie länger pausieren, würde das die Tür für weitere Überraschungen öffnen.
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Besonders auf Sand kann praktisch jede Spielerin aus dem Teilnehmerfeld eines Turniers am Ende auch gewinnen. Bei den zehn Events vor den French Open gab es zehn verschiedene Siegerinnen, nur einmal setzte sich am Ende auch die Topgesetzte durch.
Leichte Siege in den Auftaktrunden wie sie für Novak Djokovic oder Rafael Nadal bei den Männern Routine sind, gibt es im Frauentennis nicht. „Wenn du in jedem einzelnen Match immer fast auf Topniveau spielen musst, dann ist das doch ein Beleg für eine gesunde Konkurrenz“, sagte die Weltranglistenerste Ashleigh Barty aus Australien vor ein paar Wochen.
Als Beleg für diese Meinung genügt der Blick in ihre Grand-Slam-Statistik. Seit ihrem Sieg bei den French Open 2019 schaffte sie es nicht mehr in ein Grand-Slam-Finale. Was auch mit der Corona-Pandemie zu tun hatte, aber nicht nur. In diesem Jahr beispielsweise musste sie verletzt aufgeben. Normalerweise wäre sie als herausragende Doppelspielerin auch eine logische Top-Anwärterin auf den Wimbledonsieg. Aber normal läuft im Frauentennis derzeit eben wenig – Barty ist in London bisher nicht über das Achtelfinale hinausgekommen.