Unbändige Willensstärke : Hindernisläuferin Gesa Krause hat noch lange nicht genug

Doha, Katar, Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2019: Den letzten Wassergraben fehlerlos überwunden, biegt die 27-jährige Gesa Krause in die Zielgerade ein. Mit Schweißperlen auf der Stirn kämpft sich die Läuferin ins Ziel. Trainer Wolfgang Heinig schlägt die Hände vors Gesicht und bricht in Tränen aus. Auf dem Zeitmesser stehen 9:03,30 Minuten, ein neuer deutscher Rekord und WM-Bronze. Das ist die erste Medaille für das deutsche Team.

Aber nicht erst seit dieser Spitzenleistung in Katar ist der Name Gesa Krause in der Leichtathletik-Landschaft nicht mehr wegzudenken: Seit 2015 gewann sie zwei EM-Titel und zweimal WM-Bronze über ihre Spezialdisziplin, den 3000-Meter-Hindernislauf. Auch aktuell steht die Hessin nach ihrer Baby-Pause wieder auf der Tartanbahn und verfolgt dabei ein klares Ziel: Ohne Medaille möchte sie bei der EM nicht nach Hause gehen. Nach dem Vorlauf am Freitag ist die Läuferin diesem Ziel einen Schritt näher gekommen. Am Sonntag steht das Finale an.

Die Langstrecke erfordert Durchhaltevermögen

Der 3000-Meter-Hindernislauf gilt als eine der Königsdisziplinen der Leichtathletik. Die sieben Stadienrunden, in denen jeweils vier Hindernisse sowie ein Hindernis mit Wassergraben überquert werden müssen, ist äußerst kräfteraubend. Die Langstrecke erfordert eine Menge Durchhaltevermögen und eine präzise Technik, um keine entscheiden Zeit beim Überqueren der Hindernisse zu verlieren. Doch vor allem Krauses Willensstärke war es, der sie ihre größten sportlichen Erfolge zu verdanken hat. So sagte sie es zumindest immer wieder in verschiedenen Interviews.

Dieselbe Willensstärke war es auch, die Krause bereits in ihren jüngsten sportlichen Fußstapfen begleitete. „Ich habe klein angefangen, hatte große Träume, habe Mut bewiesen und nie aufgehört, an das Unmögliche zu glauben“, schreibt sie in ihrem Blog, auf dem sie ihre Erfahrungen und Eindrücke als Sportlerin schildert. Bei den Hessischen Meisterschaften 2007 wurde sie als Zweitplatzierte bei den Frauen erstmals vom Landestrainer Wolfgang Heinig angesprochen, damals war sie 14.

Gesa Krause jubelt nach dem Zieleinlauf bei der WM in Katar 2019.

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Doch erst im Alter von 16 Jahren war der Zeitpunkt gekommen, an dem sich Gesa Krause dafür entschied, ihr Leben dem Sport zu widmen. Sie zog nach Frankfurt, um auf ein Sportinternat zu gehen – das krempelte Krauses Leben komplett um. „Mein Wochenvolumen lag innerhalb von kürzester Zeit bei zehn Einheiten pro Woche.“

2011 qualifizierte sie sich erstmals für die WM der Erwachsenen, wo sie in allen Disziplinen Bestleistungen rannte. Drei Olympiateilnahmen, Medaillen bei den Welt- und Europa-Meisterschaften sind inzwischen zusammengekommen, mit mittlerweile 31 Jahren gilt Gesa Krause immer noch als eine Ausnahmesportlerin. Sie ist eine der wenigen deutschen Läuferinnen an der Weltspitze. Und das auch nach ihrer Baby-Pause. Dies stellte sie am Freitag mit einer Zeit von 9:31,52 Minuten erneut unter Beweis.

Definitiv möchte ich nicht ohne Medaille nach Hause fahren.

Gesa Krause, Hindernisläuferin

Die Auszeit während und nach der Geburt ihrer Tochter Lola, während der Krause das Leichtathletik-Geschehen nur von außen beobachten konnte, schwächte ihre Willensstärke nicht ab. Ganz im Gegenteil, vielmehr weckte diese Zeit ihren Hunger auf mehr – mehr Medaillen. „Definitiv möchte ich nicht ohne Medaille nach Hause fahren“, sagte die Läuferin jüngst der dpa.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat Krause in der diesjährigen Saison bereits alle ihre sportlichen Ziele erreicht: Sie ist deutsche Hallenmeisterin über die 1500 und 3000 Meter, hat die Qualifikation für Olympia in Paris sicher. Dieselbe Willensstärke wie damals in Katar 2019 ist immer noch vorhanden.