Tjark Ernst wird neue Nummer zwei bei Hertha BSC

Als Tjark Ernst in diesem Sommer vom VfL Bochum zu Hertha BSC gewechselt ist, da hat ihn sein neuer Klub in seiner offiziellen Mitteilung mit Sätzen zitiert, die in solchen Situationen eben gesagt werden: „Ich möchte mich auf allen Ebenen weiterentwickeln – sportlich, aber auch persönlich mit dem Step raus von zu Hause“, war da vom Sohn des früheren Bundesligatorhüters Thomas Ernst (Bochum, Stuttgart, Kaiserslautern) zu lesen. „Ich werde im Training Vollgas geben, um mich im Herrenbereich möglichst schnell zu etablieren.“

Dass es für den 19 Jahre alten Torhüter so schnell gehen würde, das war damals ganz sicher nicht abzusehen. Doch schon am vergangenen Wochenende, im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, saß Ernst als zweiter Torhüter bei Herthas Profis auf der Bank. Und auch an diesem Freitag, wenn die Berliner in der Fußball-Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach antreten (20.30 Uhr, live bei Dazn), wird das wieder so sein. „Tjark hat unter Andi Menger sehr gute Entwicklungsschritte gemacht“, sagt Sandro Schwarz.

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Es war vermutlich kein Zufall, dass Herthas Cheftrainer den Torwarttrainer Andreas Menger und seine Arbeit lobend erwähnte. Menger ist, zumindest indirekt, der Grund dafür, warum Ernst jetzt erster Stellvertreter von Herthas neuem Stammkeeper Oliver Christensen ist – und nicht mehr der Routinier Rune Jarstein diese Rolle einnimmt.

Der 37 Jahre alte Norweger hat am vergangenen Wochenende seine Position als Nummer zwei bei Hertha eingebüßt. Jarstein ist bis auf Weiteres freigestellt, weil er am vergangenen Freitag Menger und dessen Arbeit kritisiert hatte – nach Ansicht des Vereins in einer Weise, die eine Zusammenarbeit künftig unmöglich macht. Fredi Bobic, Herthas Sportgeschäftsführer, hat am Sonntag zwar weitere Gespräche mit dem Torhüter und seinem Berater angekündigt, er sprach aber auch davon, dass die Angelegenheit schnell geklärt werden solle.

Die finale Entscheidung steht noch aus

Gespräche habe es gegeben, bestätigte Trainer Schwarz am Donnerstag in der Pressekonferenz zum Spiel in Mönchengladbach. Aber da es sich um einen laufenden Prozess handle, könne er zu Details nichts sagen. Auch Fredi Bobic trug nichts Erhellendes zu dieser Personalie bei, da er wegen seiner Teilnahme an der Generalversammlung der Deutschen Fußball-Liga in Dortmund verhindert war.

Seine Aussagen in einer Medienrunde am Sonntag hatten jedoch wenig Interpretationsspielraum gelassen. „Es ist etwas vorgefallen, das nicht der Tagesordnung entspricht. Das war schon heftiger“, hatte Bobic gesagt, ohne auf Details einzugehen.

Eine Rückkehr Jarsteins wird es wohl nicht geben, das soll ihm auch schon signalisiert worden sein. Aber dass Hertha den noch bis Ende der Saison laufenden Vertrag des Torhüters einfach fristlos kündigen kann, das ist alles andere als sicher – zumal die Situation aus dem Umfeld Jarsteins naturgemäß etwas anders dargestellt wird.

Jarstein hat Torwarttrainer Menger kritisiert

Als unstrittig gilt, dass Jarstein Menger kritisiert hat, der seit etwas mehr als einem Jahr für Hertha BSC tätig ist. Er soll ihm sogar die Eignung für den Job als Torwarttrainer abgesprochen haben, allerdings nicht auf dem Trainingsplatz vor versammelter Mannschaft, sondern zunächst in einem Vieraugengespräch.

Welche Konsequenzen das für Jarstein haben wird, ist die eine Frage. Die andere, kaum minder spannende: Wie stellt sich Hertha für den Rest der Saison im Team Torhüter auf?

„Bis Freitag haben wir uns darüber wenige bis gar keine Gedanken gemacht“, gibt Cheftrainer Schwarz zu. „Aber natürlich sind wir da in internen Gesprächen, wie wir die Situation lösen, ohne schon endgültige Entscheidungen getroffen zu haben.“

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Vermutlich wird es darauf hinauslaufen, dass Hertha sich nach einem weiteren, erfahrenen Torhüter umschaut, der nicht nur als Ersatz für Christensen in Frage kommt, sondern idealerweise auch als erster Torhüter.

Fredi Bobic sagt zwar: „Wir haben zwei super junge Burschen hinten dran, die unheimlich motiviert sind, super trainieren und sich entwickeln.“ Aber allein mit einem 23-Jährigen (Christensen) als Nummer eins und zwei Teenagern – Ernst, 19, und Robert Kwasigroch, 18, – als potenziellen Ersatz in die Saison zu gehen, das wäre durchaus mutig. Oder naiv.

Es sei doch selbstverständlich, dass man sich seriös mit der Frage beschäftige, ob man noch einen Torhüter brauche, sagt Schwarz. Aber nur jemanden zu holen, um nach außen etwas darzustellen, das ergebe wenig Sinn. „Das wichtigste Kriterium ist Qualität“, erklärt Herthas Cheftrainer. „Egal auf welcher Position.“

Diese Qualität aber muss man nicht nur finden. Man muss sie sich auch leisten können.