Start der neuen Saison: Warum die Formel 1 wieder beim Free-TV-Sender RTL läuft

Sparsame Formel-1-Fans können sich freuen. Immerhin sieben Rennen der wichtigsten Motorsport-Serie können sie ohne Zusatzkosten sehen, deutlich mehr als in den vergangenen drei Jahren. Dass RTL dafür nach einjähriger Pause wieder eine Sub-Lizenz von Sky kaufte, war überraschend. Denn die Zuschauerzahlen sinken hierzulande seit vielen Jahren − weil es keine heimischen Helden gibt und die Spannung zuletzt eher gering war.

„TV-Hammer“ nennt RTL selber den unerwarteten Deal mit Sky. Der Pay-TV-Anbieter hat bis 2027 die exklusiven TV-Rechte erworben und nun Sub-Lizenzen an den Kölner Sender verkauft. RTL ließ sich dafür auf einen komplizierten Kontrakt ein, der neben den sieben Rennen auch Qualifikationen sowie den Austausch von Fußball-Rechten enthält.

„Sport gehört generell zu den wichtigsten Programmfarben von RTL, und die Formel 1 ist ja auch klassische RTL-DNA“, sagte RTL-Sportchef Andreas von Thien der Deutschen Presse-Agentur. „Die Formel 1 ist nach wie vor eines der attraktivsten Sportrechte. Wir sind überzeugt, dass wir mit der erhöhten Schlagzahl wieder eine größere Formel-1-Begeisterung in Deutschland entfachen können.“

Der Zuschauerschnitt war zuletzt stark rückläufig

Von Begeisterung war in den zurückliegenden Jahren wenig zu spüren. Die Zeiten von Michael Schumacher, als mehr als zehn Millionen Deutsche bei seinen Fahrten vor dem Fernseher saßen, liegen schon viele Jahre zurück. Die Sportart habe sich in Deutschland zurückentwickelt, sagte RTL-Geschäftsführer Stephan Schmitter.

Zur Begründung fügte er hinzu: „Auch weil eben RTL nach vielen Jahren kein Partner mehr war.“ 2020 hatte RTL letztmals alle Rennen gezeigt und nur noch einen Durchschnitt von fast vier Millionen Zuschauern erzielt. Danach verlor der Kölner Sender den TV-Poker mit Sky, durfte zwei Jahre lang lediglich vier Rennen pro Saison übertragen. Der Zuschauerschnitt lag zuletzt bei gerade einmal 2,53 Millionen. Im Vorjahr lehnte der Sender, der über Jahrzehnte die TV-Heimat für Motorsport-Fans war, einen erneuten Vier-Rennen-Vertrag ab. Sky übertrug daraufhin vier Rennen kostenfrei im Internet.

782.00

Zuschauer sahen zuletzt im Durchschnitt die Rennen bei Sky.

Für Sky hatte sich der teure Rechteeinkauf, der dem Bezahlsender nun schon im vierten Jahr die Übertragung aller Rennen ermöglicht, zumindest anfangs gelohnt. In der ersten Saison mit den exklusiven Rechten wuchs die Zuschauerzahl um 50 Prozent, im zweiten Jahr noch einmal um 20 Prozent auf knapp eine Million Zuschauer im Schnitt. Allerdings sank in der abgelaufenen Saison der Zuschauerzuspruch. Die Rennen kamen im Durchschnitt nur noch auf 782.000 Zuschauer.

Das Interesse sinkt, umso überraschender kam das RTL-Comeback. Der Rechtetausch sei jedoch „aus medienökonomischer Sicht ein nachvollziehbarer Deal“, sagte der Medien-Experte Christoph Bertling von der Sporthochschule Köln. Auch wenn die Formel 1 „kein Top-Produkt mehr ist“.

Der Verkauf der Sub-Lizenz an RTL hat für Sky vor allem zwei Gründe. Zum einen erhält der Pay-TV-Anbieter vom Vertragspartner einen Teil der Rechtekosten erstattet. Zum anderen sind die Übertragungen im Free-TV „sinnvoll, da durch RTL zusätzlich Werbung für die Formel 1 geleistet wird“, wie der Medien-Experte Bertling erklärte.

Ähnlich sieht das der Pay-TV-Sender selber. „Das bringt für alle Beteiligten sehr, sehr viel Vorteile“, sagte Sky-Chefredakteur Alexander Rösner bei einer Präsentation am Montag. „Wir stellen das Produkt ins Schaufenster. Mit RTL werden wir viel mehr Formel-1-Fans erreichen.“ Die Kooperation bringe „die Möglichkeit, neue Fans zu gewinnen in dem Moment, wo wir vor einem größeren Publikum stattfinden.“ Auch für die Formel 1 selber sei es gut: „Es dient dazu, die Popularität und die Reichweite zu steigern.“