Springen, Schwimmen, Heiterkeit: Der Weltcup ist eine angenehme Abwechslung für die Wasserspringer
Irgendwann ist am Samstag Wendezeit in der Schwimm- und Sprunghalle im Europapark in Berlin. Auf den Rängen drehen die Zuschauenden den Kopf von einer Seite zu anderen oder rutschen für eine bessere Sicht einige Plätze nach links oder rechts. Es wird sozusagen umgeschaltet – vom Wasserspringen zum Schwimmen. In den beiden Sportarten fanden von Donnerstag bis Sonntag hochkarätig besetzte Weltcup-Veranstaltungen statt und das erstmals in nebeneinander liegenden Becken.
Die Wettbewerbe der Springer sind dabei beinahe ein Heimspiel für die Chinesen, die diesen Sport seit Jahren dominieren. Und so heißt es auch in Berlin hinterher zumeist: „Here is our Fina Diving World Cup Gold Medal Winner from … China“. Der Rest geht in tosendem Applaus unter. Die Ränge sind gesäumt von Fans mit chinesischen Flaggen, die Zuschauer und Zuschauerinnen wedeln unermüdlich kleine Fähnchen und honorieren die Leistung ihrer Topstars mit großem Jubel.
Auch das heimische Publikum darf beim Synchronspringen jubeln
Egal ob Turmspringen, Kunstspringen oder Synchronspringen – die Chinesen gewinnen. Auch am Samstag entscheiden sie die drei Finals für sich. Sowohl im Einzel der Frauen, im Synchronspringen der Männer als auch im Synchronspringen der Frauen lassen sie die Springer feiern und nehmen die Goldmedaillen fast schon routiniert entgegen.
Aber auch das heimische Publikum darf sich freuen, als sich das Synchronpaar des Deutschen Schwimm-Verbandes, Saskia Oettinghaus und Jana Lisa Rother, hinter den Chinesinnen die Silbermedaille im 3-Meter-Synchronspringen abholt.
Es ist eine angenehme Abwechslung für die Wasserspringer aus Deutschland, die in den vergangenen Monaten selten positive Schlagzeilen produzierten. Denn abseits des Weltcups gibt es gerade nur ein Thema, die Personalie Lutz Buschkow. Der 65-Jährige war viele Jahrzehnte Bundestrainer der Wasserspringer, bis ihm in der vergangenen Woche vom Verband endgültig gekündigt wurde.
Denn Buschkow ist Teil eines laufenden Verfahrens im Missbrauchsfall um den ehemaligen Weltklasse-Springer Jan Hempel. Er selbst bestreitet die Vorwürfe. Die Folge der Affäre: Die deutschen Wasserspringer sind in Berlin ohne einen Chefbundestrainer am Start.
Die Aufmerksamkeit lag auf Florian Wellbrock
Die deutschen Schwimmer können sich hingegen vor allem um den Sport kümmern und erfahren an der Landsberger Allee großen Zuspruch. Und so wird nach dem Wasserspringen nicht nur die Blickrichtung gewechselt, dazu prägen nun auch schwarz-rot-goldene Farben die Szenerie. Natürlich auch wieder in Form von kleinen Fähnchen.
Für die Schwimmer gehört der Stopp in Berlin schon lange zum festen Jahresprogramm, der Weltcup auf der 25-Meter-Kurzbahn bildet den Saisonauftakt. Und wie so oft richtet sich die Aufmerksamkeit auf den deutschen Star der Schwimmszene, Florian Wellbrock.
Es ist schön, sich mit Mychajlo zu messen, im Training und im Wettbewerb.
Florian Wellbrock über seinen Konkurrenten Mychajlo Romantschuk
Und dieser enttäuscht seine Fans nicht. Er gewinnt erneut sein Rennen über 1500 Meter Freistil. Der 25-Jährige lässt den Ukrainer Mychajlo Romantschuk hinter sich. Wobei sich die Trainingspartner Romantschuk und Wellbrock bis zum Schluss ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Seit Ausbruch des Krieges in seiner Heimat ist Romantschuk Teil der Magdeburger Trainingsgruppe, ganz zur Freude von Konkurrent Wellbrock: „Es ist schön, sich mit Mychajlo zu messen, im Training und im Wettbewerb.“
Schon am Freitag hatte die Weltelite im Rahmen des Weltcups ein Zeichen für Inklusion gesetzt. Acht Schwimmer von Special Olympics Deutschland bestritten gemeinsam mit den deutschen Startern und vier internationalen Stars einen Wettbewerb in der Mixed-Staffel. Der außergewöhnliche Wettbewerb dient als erster Testlauf für die Special Olympics 2023 in Berlin.
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