Söderholm schwankt zwischen Enttäuschung und Stolz
Für Deutschlands Eishockey-Team sind die Hoffnungen auf die erste WM-Medaille zerschellt. Mit dem 1:4 (0:2, 0:1, 1:1) gegen Tschechien war am Donnerstag schon im Viertelfinale bei der Weltmeisterschaft in Finnland Schluss für die deutsche Mannschaft, die sich durch Strafzeiten um ihre Chancen brachte. Ein Jahr nach dem Halbfinal-Coup von Riga konnte die Auswahl von Bundestrainer Toni Söderholm den Rückenwind der starken Vorrunde nicht nutzen. Wie vor drei Jahren wurden die höchst effizienten Tschechen im Viertelfinale zur Endstation.
Moritz Seiders Treffer in der 54. Minute kam zu spät und war zu wenig. Ebenfalls am Nachmittag schied Schweden aus – nach 3:0-Führung gegen Kanada verloren die Skandinavier noch 3:4 nach Verlängerung.
Er sei „sehr stolz“ auf seine Spieler, bekräftigte Bundestrainer Toni Söderholm. „Man hatte das Gefühl, dass unsere Mannschaft auf dem richtigen Weg war“, sagte der Finne. Torwart Philipp Grubauer zog trotz der Ernüchterung ein positives Fazit: „Es war eine unglaubliche Truppe, es hat sehr viel Spaß gemacht.“
Immerhin hatte die DEB-Auswahl zuvor mit der besten WM-Vorrunde einer deutschen Mannschaft den enttäuschenden Eindruck des frühen Scheiterns bei Olympia korrigiert. Nach fünf Siegen in den sieben Gruppenspielen sprach so mancher vom Edelmetall. Doch eine frühe Strafzeit für den Münchner Stürmer Yasin Ehliz und der schön herausgespielte Überzahltreffer des tschechischen NHL-Stars David Pastrnak in der 3. Minute wirkten gleich als Dämpfer.
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Coach Söderholm hatte geahnt, dass der zwölfmalige Weltmeister trotz einer wenig überzeugenden Vorrunde zur schweren Prüfung werden würde. „Man kriegt nichts umsonst, man muss sich alles erarbeiten. Geduld wird gefragt sein, und das Kämpferherz“, sagte der Bundestrainer.
Für den Finnen war die Partie ein besonderes Wiedersehen mit seinem Landsmann Kari Jalonen. Der neue Nationaltrainer Tchechiens war einst in Helsinki Söderholms Club-Trainer gewesen und später so etwas wie ein Mentor. „Für uns beide ist es nichts Persönliches“, hatte Söderholm versichert. Und doch hätte der 44-Jährige seinem einstigen Lehrmeister wohl nur zu gern das Turnierdebüt verdorben.
Aber die mit neun NHL-Profis verstärkten Tschechen nutzten auch die zweite Überzahl eiskalt. Roman Cervenka schloss eine feine Kombination zum 2:0 (11.) ab, als der Düsseldorfer Stürmer Daniel Fischbuch auf der Strafbank saß. Dabei hatten die Deutschen zuvor noch die wenigsten Strafzeiten aller Teams im Turnier gehabt und sich damit selten durch Unterzahlsituationen in die Bredouille gebracht.
Die Deutschen ließen zu viele Chancen liegen
Schon Mitte des ersten Drittels deutete wenig darauf hin, dass die deutsche Mannschaft die Bilanz von zuvor nur vier Siegen in 31 WM-Partien gegen die tschechische Auswahl aufbessern könnte. Die Revanche für das bittere Aus vor drei Jahren beim 1:5 im WM-Viertelfinale von Bratislava lag in weiter Ferne.
Erst am Ende des ersten Abschnitts kamen Söderholms Spieler zu Torchancen, Angreifer Lukas Reichel aus der zweitklassigen nordamerikanischen Profiliga AHL traf nur den Pfosten (19.). „Wir müssen unser Spiel finden, uns ein bisschen mehr zutrauen“, mahnte Kapitän Moritz Müller bei Sport1.
Aber das ließen die Tschechen nicht zu. Taktisch bestens von Coach Jalonen eingestellt, schnürte die einstige Eishockey-Großmacht das deutsche Team phasenweise in dessen eigenem Drittel ein. Auch die erste Überzahl zur Mitte des zweiten Spielabschnitts brachte für die DEB-Auswahl keinen Erfolg.
Stattdessen folgte die nächste Strafe und der nächste Nackenschlag. Verteidiger-Routinier Korbinian Holzer musste raus, David Krejci traf zum 3:0 (33.). Dass Eisbären-Angreifer Marcel Noebels kurz darauf wieder am Pfosten scheiterte, passte zum gebrauchten Tag der Deutschen. „Wir hatten zu viel Respekt“, räumte NHL-Jungstar Seider vor dem Schlussdrittel ein.
Neun Minuten vor Ende ging Söderholm dann voll ins Risiko, nahm bei Überzahl Keeper Philipp Grubauer zugunsten eines weiteren Angreifers vom Eis. Der Lohn war Seiders Fernschusstor zum 1:3. Die Wende aber gelang nicht mehr. Jiri Smejkal (59.) traf noch ins leere Tor. (dpa)