So sinnlos, so unterhaltend
Stimmt das Rezept, passen die Zutaten, wird’s lecker. Wetten mit Bagger, Dart-Pfeilen, einem drolligen Terrier, Musik-Acts mit „Abba“ und Helene Fischer und vor allem ein bestens aufgelegter Thomas Gottschalk haben genügt, um das Comeback von „Wetten, dass..?“ im November 2021 zum Mega-Erfolg werden zu lassen. 13,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer haben die ZDF-Show eingeschaltet, sie fühlten sich bestens unterhalten.
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Eigentlich als einmalige Wiederbelebung gedacht, haben die Freude des Publikums – selbst die Kritiker waren durchwegs amüsiert – und das Vergnügen der Beteiligten dem ZDF vor Augen geführt, wie viel zeitgemäßes Entertainment in einer Retro-Show stecken kann. Also steht „Wetten, dass..? auch 2022 und 2023 im TV-Kalender.
„Wetten, dass..?“ ist Live-Fernsehen für Jung und Alt, in Ablauf und Dauer weniger abgezirkelt als das handelsübliche Regel-Fernsehen, ob die Wetten gelingen, kann das Publikum direkt miterleben, sich wie die Wettpaten auf die Seite von Gelingen oder Misslingen schlagen. Es ist und bleibt ja ein Faszinosum, womit die Wettkandidaten ihre Freizeit verbringen, auf dass sie in die Show eingeladen werden. Das ist fern der Rationalität und ganz nah am Spielerischen.
Abstand zum Alltag
Damit hat die Show einen gehörigen Abstand zum Alltag gelegt, das eigentlich Sinnlose wird zur Unterhaltung geadelt. Und die fällt wird umso größer aus, je bedrängender die Realität ist. „Wetten, dass..?“ ist nicht der, aber einer der Antipoden zur Corona-Pandemie. Das Leben ist nicht leicht? Für die Dauer dieses Events wird es federleicht.
„Wetten, dass..?“ hat sich längst in die Phalanx der Fernseh-Klassiker eingereiht. Der „Tatort“, der in Münster spielt, hat am Sonntag mehr als 14 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Bildschirmen versammelt. Dieser Krimi läuft seit 20 Jahren in der ARD („Wetten, dass?“ startete übrigens 1981). Mit den Frontrunnern Axel Prahl und Jan Josef Liefers vermengt er ein old couple mit einem neuen Mordfall. Von diesem „Tatort“ geht so wenig wie von der ZDF-Show Innovatives, gar Revolutionäres aus, im Gegenteil, Veränderungen werden kritischer beäugt als wieder und wieder belebte Tradition. Mag man Sehgewohnheit oder Sehfaulheit nennen – das Erwartbare wird erwartet und gefeiert.
Sehnsucht nach Sicherheit
Da steckt auch die Sehnsucht nach Sicherheit und dem Wegblenden von Vakanz drin. Tomorrow is another day, morgen ist schon wieder unwägbare Zukunft. Anders der „Tatort“, anders „Wetten, dass..?“, eine bekannte, eine geschätzte Welt, bequem servierte Rituale mit berechenbarer Herausforderungs-Qualität. Die Anstrengung liegt nicht beim Publikum, sie liegt bei den Protagonisten. Herrlich, oder?
Unauslöschbares Lagerfeuer
Und wenn die Wetten bei der ZDF-Show demnächst mal den Kosmos aus Geschicklichkeit und Handarbeit verlassen, um digitale Anleihen zu nehmen, wenn Showmaster Gottschalk sich aufs Sofa-Parlando vorbereitet und der 71-Jährige die Selbstironie dem Altherrenwitz vorzieht, dann kann es nur heißen; Top, die Wette gilt, dass dieses TV-Lagerfeuer niemals erlöschen wird.