Skandal um falschen Pass: Ecuador verstieß gegen Fifa-Regelwerk – darf aber trotzdem zur WM

Als gäbe es um die WM in Katar nicht schon genug Aufregung, stand auch noch das Eröffnungsspiel lange auf der Kippe. Denn Ecuador, Katars Gegner an diesem Sonntag, wäre beinahe kurz vor Turnierbeginn disqualifiziert worden. Besonders die Fußballverbände von Chile und Peru hatten sich dafür eingesetzt und waren vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gezogen.

Beide Verbände hatten beklagt, die ecuadorianische Nationalmannschaft hätte bei der WM-Qualifikation geschummelt. Einer ihrer Spieler – der Außenverteidiger Byron Castillo – sei nämlich gar kein Ecuadorianer, sondern Kolumbianer. Anders als es sein Pass behauptet, wurde er 1995 in Temuco, Kolumbien geboren, und nicht 1998 im ecuadorianischen Playas.

Der Sportgerichtshof stimmte dem Vorwurf knapp zwei Wochen vor Turnierbeginn zu. Den Traum von einer nachträglichen WM-Teilnahme erfüllte er trotzdem weder Chile noch Peru. Auch die Fifa hatte die Vorwürfe zuvor zurückgewiesen.

Chile und Peru hatten auf einen WM-Platz gehofft

Denn die hatten darauf gehofft, an Ecuadors Stelle nach Katar zu fahren. Peru, weil es den Platz als Gruppenfünfter nur um ein Haar verpasst hatte. Und Chile, weil der Fußballverband plädierte, die acht Spiele, bei denen Castillo aufgelaufen ist, aus der Wertung zu nehmen. Damit wären sie als Gruppenvierter zur WM gereist.

Am Ende ist ein merkwürdiges Urteil, das der CAS fällt: Ja, Byron Castillo ist in Kolumbien geboren. Und ja, Ecuador hatte ihm anschließend einen Pass mit falschem Geburtsort und -datum ausgestellt.

Dafür liegen dem Gericht zufolge eindeutige Beweise vor, unter anderem eine Audioaufnahme, die das britische Onlinemedium „Daily Mail“ veröffentlichte und in der Castillo die Vorwürfe offenbar selbst bestätigt.

Alles, was wir tun, widmen wir insbesondere Bryon.

Gustavo Alfaro, ecuadorianischer Nationaltrainer

Ecuador hat damit gegen das Fifa-Regelwerk verstoßen. Den WM-Platz wollte man dem ecuadorianischen Verband FEF trotzdem nicht wegnehmen. Begründung: Die Daten seien zwar falsch, aber trotzdem hat Byron Castillo einen ecuadorianischen Pass. Der Verfassung nach ist er damit ecuadorianischer Staatsbürger und hat Spielberechtigung.

Eine Strafe gibt es trotzdem: Die lateinamerikanische Nationalmannschaft bei der nächsten WM-Qualifikation mit drei Minuspunkten und muss außerdem 100.000 Schweizer Franken zahlen.

Dieses Urteil wirkt willkürlich und reiht sich damit in eine lange Liste von Ungereimtheiten und fragwürdigen Entscheidungen um diese Fußball-WM. Ecuador hat aus dem ganzen Schlamassel trotzdem eine eigene Konsequenz gezogen: Sie fahren zur WM, aber ohne Byron Castillo. Aus Angst vor weiteren „unfairen Sanktionen“.

Der Verband hatte sich während des gesamten Verfahrens hinter seinen Spieler gestellt. Mit Blick auf das Turnier sagte Nationaltrainer Gustavo Alfaro: „Alles, was wir tun, werden wir nicht nur dem ecuadorianischen Volk widmen, sondern insbesondere Bryon.“ Dieses Versprechen beginnt beim Eröffnungsspiel gegen Katar.

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