Silvester-Unfälle aktuell: Einsatzkräfte mit Böllern attackiert, Kinder durch Feuerwerkskörper verletzt

Schon vor der Silvesternacht waren die Rettungskräfte im Dauereinsatz: Polizei und Feuerwehr befürchten nach Wegfall des Böllerverbots einen turbulenten Jahreswechsel. Alle Einsatz-und Unfall-News hier auf einen Blick.

Der Jahreswechsel ist zum Greifen nah und wird von Millionen Deutschen mit besonderer Spannung erwartet: Zu Silvester 2022 sind Feuerwerksraketen und Böllern wieder erhältlich, nachdem es wegen der Corona-Pandemie 2020 und 2021 ein Verkaufsverbot gegeben hatte, um Krankenhäuser nach Böller-Unfällen nicht zusätzlich zu belasten.

Silvester-Unfälle wegen Feuerwerk und Böllern: Erste Rettungseinsätze schon Stunden vor Neujahr

Seit Donnerstag, 29.12.2022, darf in Deutschland Feuerwerk verkauft werden.In vielen Städten ist schon Stunden vor dem Jahreswechsel lautes Böllern zu vernehmen. Erlaubt ist das Anzünden von Pyrotechnik aber nur in der Zeit vom 31. Dezember um 18.00 Uhr bis 1. Januar um 6.00 Uhr. Die Schattenseite des Feuerwerksvergnügens: Schon vor Silvester gab es etliche Zwischenfälle mit Feuerwerkskörpern und Böllern – alle Meldungen dazu hier im News-Ticker.

Silvester-News zu Polizei- und Feuerwehreinsätzen am 31.12.2022 und 01.01.2023 im Ticker

+++ Kinder durch Feuerwerkskörper verletzt +++

Bei Zwischenfällen mit Silvesterfeuerwerk sind in Rheinland-Pfalz zwei Kinder verletzt worden. In Ellerstadt im Landkreis Bad Dürkheim bewarf ein Unbekannter einen elfjährigen Jungen mit einem Böller und verletzte ihn so. Das Kind erlitt am 30. Dezember Verbrennungen zweiten Grades an der Brust und musste in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Die Beamten suchen nun nach Zeugen des Vorfalls auf einem Spielplatz.

In Wörth am Rhein hantierten am Freitag drei Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren auf der Straße mit Feuerwerk. Einer von ihnen steckte laut Polizei einem 11-Jährigen einen brennenden Feuerwerkskörper unter das T-Shirt. Der Junge erlitt ebenfalls Verbrennungen an der Brust und wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

+++ Böller-Randale in Berlin: Pyrotechnik auf Fahrbahn und Polizisten +++

Am Vorabend von Silvester haben junge Leute in Berlin Böller auf die Straße und auf Polizisten geworfen. Es wurden fünf Beteiligte vorübergehend festgenommen, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Ein Polizist sei leicht verletzt worden, aber im Dienst geblieben, sagte eine Sprecherin. Zuvor hatte “Bild” berichtet. Schon am Donnerstagabend hatten etwa 150 Menschen rund um eine Straße in Berlin-Schöneberg illegal Knaller und Raketen gezündet und einen Polizeieinsatz ausgelöst.

Am Freitagabend kamen dort nach Angaben der Polizeisprecherin wieder rund 30 Menschen zusammen und warfen Böller auf die Straße, bis die Polizei anrückte. Auch uniformierte Einsatzkräfte seien mit Pyrotechnik beworfen worden. Gegen 22.00 Uhr habe sich die Lage beruhigt, sagte die Sprecherin.

Rund um die berüchtigte Straße richtete die Polizei eine Verbotszone für Feuerwerk ein, weil es dort auch früher schon Probleme gegeben hatte. Generell ist das Zünden von Pyrotechnik erst am Silvesterabend erlaubt, und zwar von 18.00 Uhr bis 6.00 Uhr am Neujahrsmorgen. Der Verkauf läuft seit Donnerstag. Die Berliner Polizei hat zum Jahreswechsel 1.100 zusätzliche Kräfte im Dienst. Feuerwehr und Hilfsorganisationen kündigten an, mit mehr als 1.400 Menschen im Einsatz zu sein.

+++ Böller entzünden Wohnwagen im Landkreis Bautzen +++

Glühende Böllerreste haben in Lauta (Landkreis Bautzen) einen Wohnwagen in Brand gesetzt. Ein 54-Jähriger hatte in seinem Garten am Freitagabend Pyrotechnik abgebrannt, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Dabei fing der Wohnwagen Feuer und die Flammen griffen auf den Carport über und beschädigten zudem einen Wintergarten und eine Poolabdeckung. Rund 30 Feuerwehrleute konnten ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Häuser verhindern. Es entstand ein Schaden von etwa 35.000 Euro. Gegen den 54-Jährigen wurde ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung eröffnet.

+++ Polizei und Feuerwehr in Koblenz mit Feuerwerkskörpern beschossen +++

Bei einem Einsatz in Koblenz (Rheinland-Pfalz) sind Polizei und Feuerwehr mit Feuerwerkskörpern beschossen worden. In der Nacht vor Silvester brannten in einer Siedlung zunächst mehrere Mülltonnen, wie das Polizeipräsidium am Samstag mitteilte. Bei der Bekämpfung der Brände wurden die Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern attackiert. An manchen Stellen hätten die Störer zudem Barrikaden errichtet. Als später auch noch ein Auto gebrannt habe, sei die Örtlichkeit “mit starken Kräften” aufgesucht worden.

Der Pkw-Brand sowie weitere kleine Brandherde seien von der Feuerwehr gelöscht worden. “Nach derzeitigem Kenntnisstand ist von einer Brandstiftung auszugehen”, hieß es von der Polizei, die Zeugen sucht.

+++ Sohn bastelt Böller – Vater wird schwer verletzt +++

Ein Vater ist nach der Detonation eines selbstgebastelten Feuerwerkskörpers seines Sohnes in Baden-Württemberg schwer verletzt worden. Der 23-jährige Sohn hatte in seinem Elternhaus in Schonach im Schwarzwald aus legalem Feuerwerk und Zusatzstoffen aus dem Internet einen Sprengsatz gebastelt und diesen auf einer Werkbank im Keller gelagert, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Als der Vater am Freitagabend in dem Raum im Schwarzwaldort Schonach Flexarbeiten vornahm, kam es zur Detonation.

Fenster und Türrahmen wurden aus der Verankerung gerissen. Der Vater kam mit schweren Verbrennungen in ein Klinikum. Der Sohn muss mit einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz rechnen.

+++ Silvesterrakete setzt Wohnung in Brand – eine Verletzte +++

Eine fehlgeleitete Silvesterrakete hat ein Feuer in einem Hochhaus in Frankfurt am Main ausgelöst. Die Rakete war vor dem Haus abgefeuert worden und setzte nach Angaben der Feuerwehr erst einen Balkon im sechsten Stock des Gebäudes in Brand, bevor die Flammen auf die Wohnung übergriffen. Die Einsatzkräfte konnten das Feuer schließlich löschen. Eine Frau erlitt eine Rauchvergiftung und wurde ins Krankenhaus gebracht. Ob es sich bei ihr um die Bewohnerin der betroffenen Wohnung handelte, war zunächst unklar.

+++ Polizisten in Peine mit Feuerwerk beschossen +++

Polizisten sind bei einem Einsatz in Peine mit Silvesterfeuerwerk beschossen worden. Die Beamten seien von Anwohnern gerufen worden, die in der Nacht zum 30. Dezember laute Knallgeräusche hörten, sagte ein Polizeisprecher. Vor Ort entdeckten sie eine Gruppe aus etwa 30 Menschen, aus der heraus plötzlich eine Silvesterrakete gezündet wurde. Sie flog den Angaben zufolge auf die Polizisten zu und explodierte nur knapp neben ihnen. Auch Böller wurden auf die Einsatzkräfte geworfen, die daraufhin Verstärkung anforderten. Die Beamten sprachen mehrere Platzverweise aus und konnten von vier der Verdächtigen die Personalien feststellen. Der Rest der Gruppe flüchtete.

+++ Bundespolizei stellt verbotene Böller und Schreckschusspistole sicher +++

Die Bundespolizei hat bei der Kontrolle eines 20-Jährigen im Flensburger Bahnhof illegal erworbene Böller sichergestellt. Die Beamten fanden am Donnerstag im Gepäck des Mannes rund 80 Böller aus Tschechien, die in Deutschland verboten sind, wie die Bundespolizei am Freitag mitteilte. Man muss den Angaben zufolge mindestens 21 Jahre alt sein und Fachkenntnisse im Umgang mit diesen Sprengstoffen nachweisen, um diese zu erwerben.

Zudem entdeckten die Bundespolizisten eine Schreckschusspistole und 180 Schuss Munition. Dafür konnte der Hamburger zwar einen kleinen Waffenschein vorlegen, jedoch hatten die Beamten Zweifel an seiner Eignung, nachdem er bereits illegale Pyrotechnik erworben hatte. Die Einziehung der Waffe und des Waffenscheins wurden angeordnet. Auch die Böller wurde sichergestellt. Den Mann erwartet nun ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.

+++ Feuerwehren rechnen mit vielen Einsätzen zu Silvester +++

Feuerwehren in Deutschland stellen sich nach zwei Jahreswechseln mit Corona-Beschränkungen nun wieder auf mehr Arbeit ein. “Wir gehen davon aus, dass wir wieder mehr Einsätze haben werden”, sagte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Banse, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. “Silvester ist die Nacht mit den meisten Einsätzen in jeder Feuerwehr.” Es habe in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Unfälle gegeben.

Vor allem Brände und Unfälle im Zusammenhang mit Silvesterraketen und Böllern beschäftigen Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei in der Nacht zum Neujahrstag. “Die letzten beiden Jahre, als es ein Feuerwerksverbot gab, hatten wir die ruhigsten Silvester, die wir jemals hatten”, sagte Banse. 2021 und 2020 war der Verkauf wegen der Corona-Pandemie in Deutschland verboten.

Für ein generelles Verbot sei er nicht, sagte Banse. “Ich finde ein Feuerwerksverbot dort richtig, wo ich historische Altstädte habe, wo ich Fachwerkgebäude habe. Das ist das durchaus nachvollziehbar und richtig”, sagte der Verbandschef. “Ansonsten möchte ich niemandem die Freude verderben, ein Feuerwerk zu zünden.”

Banse riet wegen der Gefahr von Unfällen, nicht Raketen und Böller auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. “Wir appellieren an alle Menschen: nutzen Sie nur die Feuerwerkskörper, die zugelassen sind.” Zudem sollte die Bedienungsanleitung beachtet werden. “Gehen Sie kein Risiko ein. Sie gefährden damit Ihre eigene Gesundheit.”

+++ Diebe stehlen Feuerwerk im Wert von rund 5.000 Euro +++

Unbekannte haben in Wardenburg in Niedersachsen Böller und Raketen im Wert von rund 5.000 Euro gestohlen. Das Feuerwerk wurde aus Sicherheitsgründen in einem Container auf dem Parkplatz eines Supermarktes gelagert, sagte ein Polizeisprecher am 29. Dezember. Erst zum Start des Verkaufes fiel den Angestellten des Marktes der Diebstahl auf. Die Täter schlugen nach Angaben der Polizei zwischen dem Samstag- und dem Mittwochnachmittag zu. Die Ermittler suchen nun nach Zeugen, die auf dem Parkplatz etwas Verdächtiges gesehen haben.

+++ Ärzteverband plädiert für neue Silvestertraditionen +++

Die Ärzteorganisation Marburger Bund ruft zu Silvester zur Böller-Vorsicht auf und mahnt freiwillige neue Traditionen zum Jahreswechsel an. Neben dem Unfallrisiko entstehe durch Böller auch eine hohe Feinstaubbelastung, was gerade für Menschen mit Atemwegserkrankungen problematisch sei, sagte die Ärztin und Marburger-Bund-Vorsitzende Susanne Johna der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (NOZ). Hinzu komme der Stress für Umwelt und Tiere. “Es spricht daher vieles dafür, dass wir in Deutschland andere Traditionen entwickeln, um das neue Jahr zu begrüßen.”

Von einem Böllerverbot hält Johna aber wenig. “Ich würde mir wünschen, dass die Menschen die Entscheidungen selbst treffen. “Spenden statt böllern”, das finde ich total sinnvoll, aber über ein erneutes Verbot müsste man in Ruhe nachdenken, zumal sich Traditionen nicht mit der Brechstange verändern lassen.”

Die Verbandschefin erklärte ihren Standpunkt: “Viele Rettungsstationen sind ohnehin am Limit, und selbstverständlich birgt ein Silvesterfeuerwerk immer ein zusätzliches Unfallrisiko.” Das gelte nicht nur für “aktive” Feuerwerker, sondern auch für Schaulustige, man stehe schließlich dicht beieinander.

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loc/news.de/dpa