Polizei hat nach Spielabbruch in Duisburg Anzeige erstattet

Die Partie der Dritten Liga zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück ist wegen eines rassistischen Vorfalls zunächst unter- und schließlich abgebrochen worden. Die Entscheidung traf Schiedsrichter Nicolas Winter, nachdem nach Angaben der Gäste VfL-Profi Aaron Opoku von den Zuschauerrängen beleidigt worden war. Es ist das erste Mal im deutschen Profifußball, dass ein Spiel wegen eines rassistischen Vorfalls abgebrochen worden ist.

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Die Duisburger Polizei hat inzwischen Anzeige gegen einen 55 Jahre alten Mann erstattet. Andere Fans hatten den Mann identifiziert. Wie die Polizei am Sonntagabend weiter mitteilte, hat sie die Zeugen sowie den tatverdächtigen Mann bereits vernommen. Er sei bislang polizeilich unbekannt und durfte nach der Befragung wieder nach Hause gehen. Der Staatsschutz der Polizei Duisburg ist den Angaben zufolge informiert. Auch der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes wird in dem Vorfall ermitteln.

„Die Partie ist vollkommen zurecht unterbrochen worden. Der sogenannte Fan ist identifiziert worden und wird jetzt rausgebracht. Die sportlichen Leiter sind in der Kabine des Schiedsrichters und besprechen das weitere Vorgehen“, teilte MSV-Sprecher Martin Haltermann mit. Die Fans im Stadion reagierten mit „Nazis raus!“-Rufen. Die Stadionregie spielt „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten ein.

Nach einer etwa 30-minüten Unterbrechung wurde das Spiel schließlich ganz abgebrochen. „Der VfL Osnabrück – und das ist mehr als nachvollziehbar – kann nicht mehr antreten, der Junge ist fix und alle, die ganze Mannschaft ist fertig, wir sind es ehrlicherweise auch nach diesem unfassbaren Vorfall“, sagte Haltermann bei Magenta-TV und ergänzte: „Im Moment sind wir alle ziemlich sprachlos.“

Affenlaute beim Eckstoß

Auf seinem Twitter-Account teilte der MSV mit: „Die Partie ist beendet, nachdem der VfL Osnabrück sich nicht mehr in der Lage sieht anzutreten. Wir verstehen das vollumfänglich und nehmen die Situation, wie sie ist. Ein bitterer Nachmittag für den Fußball in Duisburg.“

VfL-Geschäftsführer Michael Welling berichtete: „Aaron ist tatsächlich sehr, sehr fertig und nicht mehr in der Lage zu spielen. Das war mit ein Grund, dass wir gesagt haben, dann treten wir nicht mehr an.“ Welling betonte, das dürfe „nicht zur Gesellschaft und deswegen auch nicht zum Fußball gehören“.

Schiedsrichter Winter beschrieb die Szene, die sich nach gut einer halben Stunde abgespielt hatte: „Es gab einen Eckstoß für den VfL Osnabrück, und als der ausführende Spieler zum Eckstoß laufen wollte, wurden Affenlaute von der Tribüne gerufen. Das hat er sofort wahrgenommen und auch der Assistent. Beide haben mir den Vorgang geschildert.“ Das sei etwas, „wo wir sehr sensibel sind und auch direkt reagieren“, sagte der Unparteiische. „Ich habe versucht, mich direkt um ihn zu kümmern und habe gesehen, wie schockiert er war.“

Der oder die Täter müssten umfänglich zur Rechenschaft gezogen werden, forderte DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Rassisten hätten in deutschen Fußball-Stadien nichts verloren. „Ich bin froh, dass der Schiedsrichter, die Verantwortlichen beider Vereine und die überragende Mehrheit der Zuschauer im Stadion dies unmissverständlich zum Ausdruck gebracht haben“, sagte Koch.

Über das weitere Vorgehen wird der DFB entscheiden, dessen Regularien „bei diskriminierenden Vorfällen jeglicher Form“ einen Drei-Stufen-Plan vorsehen. Der Spielabbruch ist Stufe drei. Winter äußerte, Opoku und der Schiedsrichterassistent hätten die Affenlaute sofort wahrgenommen.

„Das ist etwas, wo wir sehr sensibel sind und auch direkt reagieren. Ich habe versucht, mich direkt um ihn zu kümmern und habe gesehen, wie schockiert er war“, sagte Winter. Der Referee kündigte einen Sonderbericht an: „Erst einmal sind wir alle geschockt, weil das ist einfach in eh schon schwierigen Zeiten ganz traumatisch.“ (dpa/Tsp)