Pilot der Zukunft: Zum Tode des Jazzdrummers Jack DeJohnette

Diese Subtilität. Diese Kraft. Diese Präzision. Und vor allem: dieser Sinn für perkussive Klanglichkeit, die sich ihren Raum nicht von der Notwendigkeit abkaufen lässt, das rhythmische Gerüst zu liefern. Wenn ein Schlagzeuger dies alles zuletzt vereinen konnte, dann war es Jack DeJohnette. Der kristallklar akzentuierte Fluss am Ride-Becken war vielleicht sein Erkennungszeichen, aber in den himmelweit verschiedenen Kontexten, in denen er es einsetzte, war es nur ein Element unter vielen.

Ob er Hardbop-Bands einen Drive verlieh, der sie über ihre Grenzen hinaustrieb oder in Fusionsexperimenten wie Compost groovte, ob er seiner eigenen Band Special Edition Schachtelrhythmen verordnete oder sich den Fliehkräften eines freien Jazz hingab, wie ihn die afroamerikanische Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) seiner Heimatstadt Chicago pflegte: Er war von einer seltenen Vielseitigkeit und blieb, anders als viele Kollegen, dabei doch immer er selbst.

Zu Weltruhm gelangte Jack DeJohnette allerdings als Schlagzeuger von Keith Jarretts „Standards“-Trio, das bis zum Tod des Bassisten Gary Peacock fast drei Jahrzehnte Bestand hatte. Er trommelte hier mit größerer Zurückhaltung als in anderen Konstellationen, aber nicht weniger raffiniert: Auch mit seinen Besen öffnete er, selbst ein leidenschaftlicher Pianist, die Weiten dieses klavierdominierten Universums in Richtung einer ganz und gar irdischen Unendlichkeit.

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Als Mensch war sie ihm nicht mehr vergönnt: Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren in Woodstock im Kreis von Familie und Freunden gestorben. Was von ihm bleibt, ist unermesslich und von den akustischen Zeugnissen her fast unerschöpflich.

Sind es die Metamorphosen seiner personell wie stilistisch bunten Band Special Edition, die ihm auch markante Kompositionen verdankt? Oder sind es womöglich die Alben des Gateway-Trios mit Dave Holland und dem Gitarristen John Abercrombie, die zwischen Innerlichkeit und Ekstase das ganze Feld seiner Möglichkeiten ausmessen? Es lohnt sich, dem jetzt noch einmal in aller Ruhe nachzugehen.