Notdurft ohne Not: Was sich Berlin von der japanischen Hygienekultur abschauen sollte

Es ist Tag drei des neuen Jahrs, noch erholen sich Gesellschaft und Politiker, soweit das irgend möglich ist in diesen Kriegszeiten, und sehen sich vielleicht den herrlich ruhigen, poetischen Film „Perfect Days“ von Wim Wenders über einen japanischen Toilettenreiniger und die Orte seiner Arbeit an: einer von 17 Neubauten im Tokioter Stadtbezirk Shibuya, errichtet nach den Plänen von teils weltberühmten Architekten wie Kengo Kuma (eine Parkarchitektur aus Bohlen und schwingendem Bambus, in die die Kabinen eingelassen sind), Toyo Ito (ein kleines Toilettendörfchen aus runden, mit sanft schimmernden Fliesen verkleideten Kabinen) oder die inzwischen zur eigenen Legende gewordene Anlage von Shigeru Ban – ein grünes Glashaus, dessen Wände beim Betreten sanftmatt und undurchsichtig werden.