Nach der WM in Australien und Neuseeland: „Frauenfußball wird weiter seinen Platz im Fernsehen haben“

Das Team der deutschen Fußball-Frauen hat große Probleme damit, positive Aspekte nach dem frühen Ausscheiden bereits in der Vorrunde der Weltmeisterschaft zu finden. Für die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF gilt das nicht.

„Wir sind hochzufrieden damit, wie unsere Angebote zur Fifa Frauen-WM 2023 genutzt werden“, sagte Yorck Polus, der Leiter der ZDF-Hauptredaktion Sport, dem Tagesspiegel vor den beiden Finalspielen am Wochenende. „Durchschnittlich sehr gute 2,04 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer erreichte das ZDF bei seinen Spielübertragungen bis einschließlich Halbfinale. Das sind 28,7 Prozent Marktanteil“, begründete der ZDF-Sportchef seine Bewertung.

Spannende, emotionale und überraschende Momente

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky: „Wir haben viele spannende, schöne, emotionale und sehr überraschende Momente und Bilder aus Australien und Neuseeland gesehen“, sagte er nach den Halbfinals. Balkausky lobte dabei gegenüber der Agentur epd die Arbeit seines Teams. Es habe „nach einer extrem kurzen Vorbereitungszeit attraktive und abwechslungsreiche Übertragungen auf die Beine gestellt“.

Lange Zeit war unklar, ob die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen überhaupt im deutschen Fernsehen zu sehen sein würde. ARD und ZDF empfanden den geforderten Preis als zu hoch. Erst nachdem die Europäischen Fernsehunion EBU den Vertrag mit der Fifa abschloss, konnte der „TV-Blackout“ verhindert werden.

Das ZDF übertragt das Endspiel zwischen Spanien und England am Sonntag im ZDF-Hauptprogramm sowie im Stream. Kommentatorin ist Claudia Neumann. Großen Enthusiasmus hatte bei der WM Kathrin Lehmann, die ehemalige Schweizer Torhüterin, bewiesen. Um eine Strafraumszene nachzustellen, hechtete sie sogar durch das ZDF-Studio.

Das kleine Finale um den dritten Platz zwischen Schweden und Australien findet am Samstag statt. Die ARD covert das Ereignis im Ersten sowie im Stream. Am Mikrofon meldet sich Kommentator Bernd Schmelzer. Als Expertin ist letztmalig Nia Künzer im Einsatz, die bei der WM erneut mit ihrer sachlichen und unaufgeregten Analyse überzeugte.

Allein elf Youtube-Abrufe im Sportstudio-Kanal

Die publikumsstärkste Partie des ZDF war indes das letzte Gruppenspiel der deutschen Frauen gegen Südkorea. Bei der Begegnung kam die deutschen Frauen jedoch nicht über ein Unentschieden hinaus. Das reichte nicht aus zum Weiterzukommen. Mit 8,07 Millionen Zuschauern war es bei der Sehbeteiligung das zweistärkste Spiel dieser WM, nach dem Marktanteil von 63,1 Prozent sogar das stärkste. Das 6:0 gegen Marokko sahen 5,6 Millionen Zuschauer (60,4 Prozent Marktanteil), die Niederlage gegen Kolumbien 10,4 Millionen (61,6 Prozent). Allerdings fand dieses Spiel an einem Sonntag statt. Wegen der Zeitverschiebung ist die WM zudem nicht mit anderen Wettbewerben zu vergleichen.

Die Übertragung im linearen TV ist das eine, die Eventlivestreams, Abrufvideos und Youtube-Angebote sind das andere, betont ZDF-Sportchef Yorck Polus. Die Livestreams auf Sportstudio.de kamen demnach auf gut fünf Millionen Aufrufe und die Youtube-Videos auf knapp elf Millionen Aufrufe.

„Das Interesse an den Spielen ist kontinuierlich gestiegen – trotz des frühen Ausscheidens der deutschen Mannschaft. Wir freuen uns, dass sich unser Engagement für den Frauenfußball lohnt. Frauenfußball im Fernsehen, in der ZDFmediathek und auf Youtube hat sich bewährt und wird weiter seinen Platz haben“, ist Polus sicher.