Mysteryserie „Der Schatten“: Wird Norah Richter am 13. August Arthur Grimm erschießen?
Könnte sich diese Frage stellen: Ist Wien als Schauplatz für eine Mystery-Serie besser geeignet als Berlin? Norah Richter (Deleila Piasko) jedenfalls geht von der deutschen in die österreichische Hauptstadt, um als Journalistin bei der Zeitschrift „Neue Normalität“ zu arbeiten. Kaum dort angekommen, prophezeit ihr eine Bettlerin, sie werde sechs Wochen später einen Mann namens Arthur Grimm erschießen. Der Name sagt ihr nichts.
Merkwürdige Dinge geschehen
Noch nichts. Es passieren zunehmend merkwürdige Dinge, während der 13. August immer näher rückt. Offenbar kannte Grimm Norahs Jugendfreundin Valerie, deren Tod Norah nachhaltig traumatisiert hat. Sie steigt in die Recherche zu ihm ein, sie wird ihre Obsession.
Auch der neue Job fordert sie heraus: Sie soll den sterbenskranken Künstler Wolfgang Balder (Andreas Pietschmann) porträtieren. Anfänglich verabscheut sie dessen Sadismus und Narzissmus, trotzdem wird er für die zusehends isolierte und paranoide Norah zum Vertrauten. Schließlich greift sie zur Waffe, trifft im Prater Grimm, der offenbar ihre beste Freundin ermordet hat. Wird sie schießen?
Die sechsteilige Serie „Der Schatten“ (ZDFneo, 20 Uhr 15, immer sonntags in Doppelfolgen, komplett in der ZDF-Mediathek) nach dem Roman von Melanie Raabe, dem das Drehbuch von Stefanie Veith in nichts nachsteht, kommt mit seinen ausdrucksstarken Bildern einem Fiebertraum gleich.
Durch die plötzlichen Twists & Turns wird nicht nur Norah, es werden auch die Zuschauerinnen und Zuschauern manipuliert, weil Orientierung und Gewissheiten abhandenkommen. Delaila Piasko bekommt ihre Figur mehr und mehr in den Griff. Stark, eigensinnig, ausdifferenziert ist ihr Spiel von Wahrnehmungsverlust, Abkapselung und Eigensabotage. Die Regie von Nina Vukovic bedient das Mystery-Genre, ohne sich in Hokuspokus zu verlieren. Und Wien, das muss eingestanden werden, ist ein formidabler Schauplatz. Mysteriös morbid.