Bad Saarow bei den Weltspielen von Special Olympics: „Wir Golfer brauchen eben Platz zum Spielen“
Der kleine weiße Golfball liegt bereit, Allie Price vom Team Kanada steht konzentriert am Abschlag und fixiert die weiße Fahne mit der Aufschrift 150. Sie wärmt sich am Mittwochvormittag auf für ihren Wettkampf auf dem Übungsgrün der weitläufigen Golfanlage in Bad Saarow. 150 Meter weit soll der Golfball fliegen, möglichst in einer geraden Bahn, trotz des spürbaren Windes, der an diesem Morgen auf dem Faldo Course Berlin weht.
Ihr Schläger ruht auf dem Rasen, Allie atmet tief ein, holt weit aus und katapultiert den Golfball in die Luft. Drehung aus der Hüfte heraus, eine kleine Weile verharrt der Schläger in der Luft, bevor sie mit einem zufriedenen Lächeln feststellt: „Ein guter Abschlag.“
Die 200 Golfer*innen haben jeden Tag die weiteste Anreise aller teilnehmenden Athlet*innen hinter sich, bevor sie in ihre Wettkämpfe bei diesen Weltspielen von Special Olympics starten können. Bad Saarow liegt idyllisch, aber auch etwas abseits von Berlin. „Das ist oft so“, sagt Allie Price, „wir Golfer brauchen eben Platz zum Spielen.“
Die 30-jährige Kanadierin wird unterstützt und trainiert von ihrem Vater Al Price. Seit zehn Jahren begleitet Al seine Tochter zu Weltspielen, die beiden sind ein eingespieltes Team. Aus Berlin werden sie später die Silbermedaille von Allie Price mitnehmen.
Lob fürs deutsche Team
Ihren Vater nennt Allie Price „Caddy Daddy“ und freut sich, als er ihren Abschlag lobt. „Allie hat über die Jahre einen sehr guten Schwung entwickelt und für ihre Körpergröße schlägt sie die Bälle sehr weit“. Allie Price und ihr Vater loben die Wettkampfbedingungen bei den Weltspielen. „Wir sehen hier einige sehr starke Golfer im deutschen Team, der Platz spielt sich sehr gut, nur die Fahrt ist etwas lang“, sagt Al Price.
Für Menschen mit Lernbeeinträchtigung ist Golfspielen eine besondere Herausforderung. Sie müssen sich über einen längeren Zeitraum stark konzentrieren und räumlich denken. Volunteer Heidi Hecke-Dyck, selbst passionierte Golferin, weiß, wie wichtig das Einschlagen auf dem Übungsgrün ist.
„Die Teilnehmenden bekommen hier ein Gespür für die Bahn. Wie hoch ist das Grün, welchen Schläger braucht man für den Abschlag, welchen für das Einlochen. Ist der Rasen feucht, werden die Bälle langsamer, ist er trocken, benötigen sie nicht so viel Kraft beim Schlagen“, sagt Hecke-Dyck. Das Einschlagen dient vor allem zum Aufwärmen der Rumpfmuskulatur, die bei der starken Rotation besonders gefordert wird.
„Caddy Daddy“ hat seiner Tochter schon den nächsten Ball auf dem hölzernen Tee bereitgestellt. Der kleine Stift hilft den Golfspielenden, den Ball beim Abschlag besser zu treffen. Bevor Allie wieder in ihrer Konzentration versinkt, beschreibt sie das besondere Gefühl, bei den Weltspielen aktiv dabei zu sein.
„Ich habe immer schon davon geträumt, für das Team Kanada bei den Weltspielen an den Start zu gehen. Die Special Olympics sind für mich wie eine große Familie, in der man sich gegenseitig unterstützt. Ich werde wahrgenommen und ich werde gesehen, das ist toll“, sagt sie.
Allie Price dreht sich um, fokussiert den kleinen Ball und schickt ihn auf eine perfekte Flugbahn Richtung weißer Fahne.