Memoiren von Angela Merkel: Große Freiheit 2021
Obwohl sie sich wirklich rar gemacht hat, ist es nicht so, dass man Angela Merkel nach dem Ende ihrer Kanzlerinnenschaft nicht doch hier und da erleben konnte, öffentlich und weniger öffentlich. So vor ein paar Monaten im Deutschen Theater, wo sie in trauter Zweisamkeit mit Ulrich Matthes saß, auf einmal vor ihrer Sitznische streng bewacht von zwei, drei Personenschützern, als die Bar voller wurde.
Vermutlich besprachen beide an diesem Abend die Laudatio, die Merkel weniger später in der Konrad-Adenauer-Stiftung auf den mit ihr gut befreundeten Schauspieler hielt. Auch zu ihrem 70. Geburtstag kam sie nicht umhin, sich von ihren Parteikollegen und -kolleginnen feiern zu lassen.
Von Ende November an könnte es schließlich noch einmal sprichwörtliche Angela-Merkel-Festspiele geben. Am 26. November erscheinen die politischen Memoiren der Bundeskanzlerin a. D., betitelt als „Freiheit. Erinnerungen 1954–2021.“ Um diese hatte es schon Aufsehen gegeben, als der Verlag Kiepenheuer & Witsch im Herbst 2022 verkündete, von Merkel den Zuschlag zur Veröffentlichung erhalten zu haben.
Da war nicht nur von einem Vorschuss in zweistelliger Millionenhöhe die Rede, was selbst in so einem prominenten Fall enorm hoch ist, sondern Merkel verzichtete auch auf Ghostwriter. Das Buch soll sie tatsächlich allein mit ihrer ehemaligen Büroleiterin Beate Baumann geschrieben haben, natürlich dann in enger Zusammenarbeit mit dem KiWi-Lektorat. Und mit Baumann war Merkel, ebenfalls unüblich, auch ganz allein auf Verlagssuche gegangen, unter Ausschaltung von Buch- und Literaturagenturen.
Die Frage, ob die „mit großer Spannung erwarteten“ Memoiren von Merkel nun wirklich so spannend werden, wie der Verlag das verspricht, dürfte also in Kürze beantwortet werden, vielleicht auch von ihr selbst. Denn zu Buchveröffentlichungen gehört es, dass Autoren und Autorinnen höchstselbst auch auf die Bühne gehen.
So teilt Kiepenheuer und Witsch jetzt mit, dass Angela Merkel ihr Buch am Tag der Veröffentlichung vorstellt, Dienstag, den 26. November, und zwar dort, wo sie sich eben am wohlsten fühlt: im Deutschen Theater. Moderieren wird Anne Will, das Ganze kostet nicht ganz so schlanke 35 Euro. Was zumindest ein paar weniger sind als die 42 Euro, die der Verlag für das Buch aufruft. Die titelgebende Freiheit lässt sich also in jede Richtung interpretieren.