Kurorte in Deutschland als neues Welterbe ausgezeichnet

Deutschland kann sich mit neuen Welterbestätten schmücken. Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) zeichnete Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen am Samstag zusammen mit acht anderen europäischen Kurorten als „Große Bäder Europas“ als Welterbe aus. Neben den Bädern wurde auch die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt in diesen Status gehoben. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation traf die Entscheidungen am Samstag im chinesischen Fuzhou.

Die Mathildenhöhe in Darmstadt aus der Wende zum 20. Jahrhundert besteht aus dem Hochzeitsturm, einer russischen Kapelle, Gebäuden, Parkanlage und Skulpturen. Die Künstlerkolonie gilt als Schnittpunkt zur Moderne der Architektur – nicht einfach ein Jugendstil-Ensemble, sondern ein Schritt zum Bauhaus. Peter Behrens als einer der ersten Künstler war später Lehrer des Bauhausbegründers Walter Gropius.

Die „Großen Bäder Europas“ sind Kurorte, die vom späten 18. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert internationale Bedeutung erlangten. Natürliche Thermalwasser sind Grundlage einer Epochen übergreifenden Tradition der europäischen Badekultur. Zu den elf Kurstädten, die den Welterbetitel erhielten, zählen auch Spa (Belgien), Vichy (Frankreich), Bath (Vereinigtes Königreich) sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad in der Tschechischen Republik.

Im Stadtbild zeichnen sich die Kurorte bis heute mit Bauten aus, die auf medizinische, therapeutische und gesellschaftliche Funktionen ausgerichtet sind. Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, hat die Auszeichnung der deutschen Kurorte zusammen mit acht weiteren europäischen Bädern begrüßt. „Mit ihrer Kurtradition und ihren städtebaulichen Besonderheiten bringen sie auf einzigartige Weise das Phänomen der europäischen Kurstadt zum Ausdruck“, sagte Böhmer. Im Antlitz der heute ausgezeichneten Kurstädte spiegele sich Europa. „Vielfalt und Einheit gehen hier Hand in Hand. Die Tradition der Kurbäder und ihre besondere Architektur, ihre Gemeinsamkeiten und Eigenheiten offenbaren sich hier wie nirgendwo sonst.“

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„Für uns in Rheinland-Pfalz war Bad Ems immer schon etwas ganz Besonderes. Nun hat auch die Unesco die Schönheit und Bedeutung dieser Kurstadt anerkannt“, sagte die Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß (SPD), Regierungsbeauftragte für das Welterbe. Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU) erklärte, in Bayern gebe es mit Bad Kissingen nun neun Welterbestätten. Als Teil der bedeutenden Kurstädte Europas versinnbildliche der Ort „den europäischen Gedanken der Gemeinschaft und des Zusammenhalts“.

Das Welterbekomitee setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Zustand eingeschriebener Stätten. Die Welterbeliste verzeichnet mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht. Deutschland hat jetzt 47 Welterbestätten.

Auf der Tagesordnung stehen insgesamt fünf Bewerbungen mit deutscher Beteiligung, darunter am Sonntag der Donaulimes. Am Dienstag soll es um das jüdische Kulturerbe in Mainz, Speyer und Worms und den Niedergermanischen Limes gehen. (mit dpa, AFP)