Krise von Tennisstar Alexander Zverev: Kann jetzt nur noch Boris Becker helfen?

Alexander Zverev hat zuletzt einige interessante Dinge von sich gegeben. Bei MagentaTV erzählte er einem verdutzten Johannes B. Kerner, dass Essen für ihn „Zeitverschwendung“ sei und sagte allen Ernstes: „Wenn man mir eine Pille geben könnte und ich bräuchte nie wieder zu essen, würde ich die Pille nehmen.“

Auch zur Causa Thomas Müller präsentierte sich Deutschlands bester Tennisspieler gewohnt meinungsfreudig und kritisierte den Münchner Fußballrekordmeister für dessen Umgang mit dem langjährigen Klubidol bei Sky: „Als Bayern-Fan finde ich es idiotisch, ihn nicht mehr dabei haben zu wollen. Das finde ich schwach.“

Was seine Kernkompetenz betrifft, musste sich der bald 28 Jahre alte Hamburger am Dienstag wieder einmal nach einer frühen Niederlage rechtfertigen. Beim Masters-Turnier in Monte Carlo hatte Zverev sein Auftaktmatch gegen den früheren italienischen Wimbledon-Finalisten Matteo Berrettini mit 6:2, 3:6 und 5:7 verloren.

Zverev spielte Turnier um Turnier – ohne Pause

„Mein Niveau war schrecklich“, sagte er danach und gab freimütig zu: „Die letzten Monate waren die schlimmste Phase seit meiner Verletzung.“ Dabei wollte der Deutsche die Abwesenheit des wegen Dopings gesperrten Weltranglistenersten Jannik Sinner eigentlich nutzen, um selbst die Spitzenposition zu erobern. Doch durch die Niederlage in seiner Wahlheimat Monte Carlo ist das nun vorläufig nicht mehr möglich.

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Ich glaube, dass Boris Sascha sehr helfen könnte. Das müsste man einfach mal ausprobieren, warum nicht?

Andrea Petkovic, Ex-Tennisstar und Sky-Expertin

„Ich hab’s echt verkackt, kann man so sagen. Ich hätte mir Zeit nehmen müssen – für den Kopf, für den Körper“, teilte er bei MagentaTV die Enttäuschung über sich selbst öffentlich mit. Nach der Finalniederlage gegen Sinner bei den Australian Open im Januar spielte Zverev ohne wirkliche Pause Turnier um Turnier – schied aber gegen weniger stark einzuschätzende Gegner immer wieder früh aus.

Und so schaukelte sich in den vergangenen Wochen eine Debatte hoch, die immer wieder aufkommt, wenn Zverev schlecht spielt. Er brauche externen Input, das familiäre Umfeld mit seinem Vater als Trainer sei für seine Entwicklung eher hinderlich, heißt es dann.

Und der Name Boris Becker fällt fast zwangsläufig: „Ich glaube, dass Boris Sascha sehr helfen könnte“, sagte beispielsweise Sky-Expertin Andrea Petkovic und schlug vor: „Das müsste man einfach mal ausprobieren, warum nicht?“

Tenniskompetenz von Becker ist unumstritten

Dass Zverev bereits mit großen Namen wie Ivan Lendl oder Juan Carlos Ferrero, David Ferrer oder Sergi Bruguera eher semi-erfolgreich zusammengearbeitet hat, wird dabei geflissentlich ignoriert und Becker zu einer Art Heilsbringer verklärt. Zverev kommt mit der deutschen Tennislegende gut klar und lässt sich auch Ratschläge erteilen. Aber als Trainer sieht er ihn bisher nicht.

Boris und ich haben eine super Verbindung. Wenn was passiert, lassen wir es euch wissen. So lange könnt ihr spekulieren, eine Geschichte draus machen. Ich sage dazu nix.

Alexander Zverev über Boris Becker

„Boris und ich haben eine super Verbindung. Wenn was passiert, lassen wir es euch wissen. So lange könnt ihr spekulieren, eine Geschichte draus machen. Ich sage dazu nix“, sagte er bei Sky zum Trainerthema und wirkte dabei leicht genervt. Zuvor stand Becker bei einer Übungseinheit in Monte Carlo mit Zverev auf dem Platz.

Die Tenniskompetenz des heutigen TV-Experten ist unbestritten, aber ein Vollzeitengagement im Zverev-Team erscheint derzeit unrealistisch. Der 57-Jährige müsste dafür viel reisen, was nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung derzeit gar nicht uneingeschränkt möglich ist.

Alexander Zverev kämpft – derzeit aber eher ohne Erfolg.

© IMAGO/MAXPPP/IMAGO/Dylan Meiffret

Zudem hatte Zverev wiederholt erklärt, dass sein Vater immer sein Haupttrainer bleiben werde. Ob sich Becker mit einer Rolle als Berater zufriedengeben würde, der im Zweifel nicht das letzte Wort hat, ist fraglich. Beim Training neulich in Monte Carlo wirkte er eher wie der Chef-Bodyguard im Zverev-Team und nicht wie einer, der taktische Tipps gibt.

Letztlich befeuert Zverev mit den Verlautbarungen zu seiner derzeitigen Form die Diskussionen rund um eine Auffrischung seines Umfelds in erster Linie selbst. Ob er sie wirklich braucht, ist dabei die Frage. Im Vorjahr startete er ebenfalls stark in Australien, kriselte dann aber bis weit hinein in die Sandplatzsaison.

Zverev will für die Zukunft lernen

Sein erstes Finale 2024 erreichte er erst Anfang Mai in Rom und hatte damit pünktlich zum Grand Slam in Paris seine Topform gefunden. Es gab Zeiten, in denen der Deutsche dafür kritisiert wurde, dass er bei den Höhepunkten nicht überzeugen würde. Nach zwei Finalteilnahmen bei den vergangenen vier Major-Turnieren gilt das inzwischen nicht mehr.

Zverev ist mittlerweile in der Lage, genau dann gut zu spielen, wenn es darauf ankommt. Dafür muss er fit sein und wenn es einen Punkt gibt, wo er sich verbessern kann, dann ist es seine Turnierplanung. Schon im vergangenen Jahr bestritt er die meisten Matches aller Topspieler, hat daraus aber nicht die richtigen Schlüsse gezogen.

Dabei hat er dieses Problem eigentlich erkannt, wie er bei MagentaTV sagte. Nach den Australian Open wäre es auch aus seiner Sicht besser gewesen, „wenn ich zwei Wochen gar nichts gemacht hätte“. Stattdessen reiste er nach Südamerika.

Daraus will er für die Zukunft lernen. Einen Boris Becker braucht er dafür sicherlich nicht als Vollzeitkraft zu engagieren. Auch wenn eine Zusammenarbeit des einstmals mit dem aktuell besten deutschen Tennisspieler verlockend klingen mag.