„Kaltstart“ (Folge 1): In Windeln gewickelt

Das Neugeborene im Stall, nur mit der Windel bekleidet: Dies Bild hat mich erschüttert, als ich selbst noch ein Kind war. Warum decken sie es nicht zu? Ich war mir sicher, dass dies kleine, unschuldige Wesen friert. Die Szene aus dem Lukas-Evangelium wurde für mich zum Sinnbild von Kälte und Hilflosigkeit: Warum stehen sie alle herum und unternehmen nichts?

Die Weihnachtsgeschichte hatte für mich etwas Bedrückendes. Kinder werden umgebracht, weil die römischen Machthaber es befehlen. Die Familie aus dem Stall von Bethlehem muss fliehen. Dem Kind in der Krippe ist ein kurzes Leben vorbestimmt und ein grausamer Tod. Wie kann darin Trost liegen?

Im Radio wurde gerade zu Spenden für die Berliner Kältehilfe aufgerufen. In Friedrichshain ist eine Unterkunft für Obdachlose abgebrannt. Winter kann schrecklich sein.

Russlands Präsident Putin, der sich zur orthodoxen Kirche bekennt, setzt auf Eis und Schnee und Kälte, um die Menschen in der Ukraine zu demoralisieren. Russlands Waffen zielen auf die ukrainische Energieversorgung, das ist nichts anderes als kaltblütiger Mord, zumal an Kindern, Alten und Kranken.

Ich kenne Erzählungen von alten Männern, die als Wehrmachtssoldaten in die Sowjetunion eingefallen waren . Immer ging es um die Kälte, verlorene Gliedmaßen, wenn man denn überlebte. Ein Bekannter – er ist nicht mehr unter uns – war in der Nähe des von den Deutschen belagerten und ausgehungerten Leningrad auf einem Feld eingefroren. Ein Rotarmist habe ihn angestoßen: Wach auf, Genosse, sonst bis du hin. Danach war der feindliche Soldat verschwunden.

Verstand der deutsche Angreifer Russisch? War es eine Erscheinung? Kälte ist eine schreckliche Waffe. Brandenburger Freunde auf dem Dorf erzählen, wie sie zu DDR-Zeiten einmal einen blutjungen russischen Soldaten im Manöver retteten. Sein Panzer war kaputt, seine Leute weg, er saß allein im Wald und zitterte vor Kälte und Hunger.

Vielleicht ist es in Bethlehem in der Nacht nicht so frostig kalt wie in Charkiw. Aber das Bild bleibt. Mit dem Baby, mit den Tieren und den neugierigen Besuchern. Wenn da doch eine Botschaft drinsteckt, die mir entgangen ist, sollen die Christen in Moskau Frieden machen, jetzt.

Zur Startseite