Jurgen Ekkelenkamp hat Chancen auf die Startelf
Die Dinge bei Hertha BSC haben in dieser Woche eine durchaus erfreuliche Entwicklung genommen. Zumindest gilt das für den Gesundheitszustand von Vladimir Darida. Noch am Sonntag hat Pal Dardai, Herthas Trainer, einen Einsatz des Tschechen im Heimspiel gegen den FC Augsburg an diesem Samstag kategorisch ausgeschlossen. Darida werde noch die gesamte Woche im Reha-Zentrum verbringen.
Doch dann stand Herthas Mittelfeldspieler Anfang der Woche schon wieder auf dem Platz und trainierte individuell mit Fitnesstrainer Henrik Vieth. Sollte Darida – wie geplant – das Abschlusstraining mitmachen können, käme er tatsächlich schon für das Duell mit den Augsburgern in Frage.
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Bei Stevan Jovetic, einem weiteren potenziellen Kandidaten für die Zehnerposition, ist die Situation ähnlich. Auch er hat nach seiner Coronaerkrankung in dieser Woche nur individuell trainiert. Doch auch er ist fürs Abschlusstraining eingeplant und damit auch für das Spiel gegen Augsburg. Trotzdem muss Pal Dardai zumindest einen Plan B im Kopf haben. Hat er auch. Er heißt: Jurgen Ekkelenkamp.
Am Donnerstag nach dem Training des Berliner Fußball-Bundesligisten stand Dardai mit seinem Trainerteam an der Taktiktafel. „Da haben wir genau über diese Option gesprochen“, erzählt der Ungar. „Es kann sein, dass er zum ersten Mal auf seiner Lieblingsposition zum Einsatz kommt.“
Unter der Woche im Training. Ein paar Tage nach der Niederlage im Derby ist die Stimmung schon wieder deutlich gelöster. Einige Spieler üben nach der Einheit noch Torschüsse. Wer Torhüter Marcel Lotka überwindet und trifft, der darf weiterschießen. Auch Jurgen Ekkelenkamp ist dabei. Ist er an der Reihe, scherzen die Kollegen. „Ajax!“, rufen sie dann, „Ajax-Schule!“, „van de Beek!“ und einmal sogar „Bergkamp!“. Jurgen Ekkelenkamp scheint das eher unangenehm zu sein. Er lächelt ein bisschen gequält. Überhaupt macht er einen zurückhaltenden, beinahe schüchternen Eindruck.
Für sein erstes Tor brauchte er 89 Sekunden
Fredi Bobic, Herthas Sportgeschäftsführer, findet das nicht ungewöhnlich. Ekkelenkamp ist mit seinen 21 Jahren noch ein junger Bursche; er lebt zum ersten Mal in einem fremden Land, muss sich an eine neue Umgebung gewöhnen, eine neue Sprache und neue Kollegen. „Es wäre ja komisch, wenn einer kommt und ziemlich laut wäre“, sagt Bobic.
Aber Jurgen Ekkelenkamp kann es auch richtig knallen lassen. Auf dem Platz. Nach seinen ersten beiden Einwechslungen hat er jeweils ein Tor erzielt: gegen Greuther Fürth nach 89 Sekunden, gegen Eintracht Frankfurt nach 129. Mit zwei Treffern ist der Holländer, gemeinsam mit einigen anderen, sogar Herthas bester Torschütze in dieser Saison, in der Hertha das Toreschießen bisher alles andere als leichtfällt. „Er ist torgefährlich, hat eine sehr gute Spielkultur und ist kreativ“, sagt Trainer Dardai. „Er weiß, wo er hinlaufen soll. Er tut dem Gegner weh.“
All diese Fähigkeiten könnten auch gegen den FC Augsburg gefragt sein, der ähnlich wie Union vor einer Woche eher wenig Interesse an der aktiven Spielgestaltung haben dürfte. Es mit Ekkelenkamp als Zehner gegen das zu erwartende Bollwerk zu versuchen ist zumindest keine völlig abwegige Idee – auch wenn es nach seinem Kickstart mit den beiden Toren und den frühen Lobeshymnen zuletzt ein bisschen ruhiger um Jurgen Ekkelenkamp geworden ist.
In jedem Spiel dabei, aber nur einmal in der Startelf
Seit dem Bundesligadebüt gegen Fürth ist er zwar in jedem der folgenden sieben Spiele zum Einsatz gekommen; doch nur beim 0:6 in Leipzig hat Ekkelenkamp auch von Anfang an gespielt. Er versuche, ihm so viel Spielpraxis zu geben wie möglich, sagt Dardai. „Wir sind mit ihm zufrieden, sowohl als Typ wie auch als Spieler. Aber natürlich muss er noch ein bisschen Erfahrung sammeln und die Bundesliga noch mehr kennenlernen. Manchmal trifft er noch naive Entscheidungen.“
Dass er im Sommer von Ajax, einem Champions-League-Teilnehmer mit bestem Leumund, nach Berlin zu einem derzeit mittelmäßigen Bundesligisten gewechselt ist, haben manche auch für eine naive, zumindest aber seltsame Entscheidung gehalten. Aber Ekkelenkamp steht dazu. „Es läuft prima“, hat er bei seinem jüngsten Aufenthalt in der Heimat erzählt. „Ich spiele viel, allerdings vor allem als Einwechselspieler. Das ist das Einzige, was ich ein bisschen schwierig finde.“
Ekkelenkamp zählt bei Hertha zu den Spielern, die die Mannschaft und damit den Verein perspektivisch voranbringen sollen. „Dass er fußballerische Fähigkeiten hat, die uns für die Zukunft weiterhelfen werden, das ist unbestritten“, sagt Fredi Bobic. „Ich freue mich, dass wir ihn irgendwann in voller Blüte sehen.“ Vielleicht bekommt Jurgen Ekkelenkamp ja schon an diesem Samstag eine Chance zu zeigen, wie das irgendwann einmal aussehen könnte.