„Ihr seid alle ganz fein“ : Nina Chuba live in der Columbiahalle

Man fülle ein Weinglas mit Eiswürfeln auf, gebe vier bis fünf Centiliter Lillet Blanc dazu, gieße Schweppes Wildberry darüber und garniere alles mit Beeren und Minze. So wird ein Wildberry Lillet zubereitet – ein Longdrink, der seit dem vergangenen Sommer dank des gleichnamigen Songs der 24-jährigen Berliner Sängerin Nina Chuba stark an Bekanntheit gewonnen hat.

Dieser war schon ein Hit, als nur ein TikTok-Snippet davon existierte, später verbrachte er 38 Wochen in den deutschen Charts, vier davon auf der Spitzenposition.

„Wildberry Lillet“ ist auch der Grund dafür, dass der Name Nina Chuba in den letzten Monaten stark an Bekanntheit gewonnen hat und nun die Columbiahalle in Berlin ausverkauft ist. Die Mehrheit der etwa 3.500 Zuschauer*innen ist zwar noch deutlich zu jung für diesen Drink.

Aber nicht fürs Mitsingen, Hüpfen, Klatschen. Die Zeile „Bin ausgeschlafen und bestens gelaunt“ aus dem an Seeed erinnernden Eröffnungssong „Mangos mit Chili“ übernehmen die Fans – und beste Laune bleibt dann auch die Stimmung des Abends.

Wie in ihren TikTok-Videos baut Nina Chuba, die bürgerlich Nina Kaiser heißt und ihre Karriere als TV-Kinderdarstellerin begann, mit ihren offen-netten Ansagen umgehend Nähe zum Publikum auf. Nach zwei Songs gesteht sie, dass sie aufgeregt sei in Berlin zu spielen, „weil ihr alle so cool seid“. Die in Wedel bei Hamburg aufgewachsene Sängerin wohnt selbst in Prenzlauer Berg, zählt sich aber offenbar nicht zu den Coolen, was man ihr seltsamerweise trotz ihres Popstar-Ruhms abnimmt.

Die Stücke des Debütalbums „Glas“ dominieren die Show

Eine große Herzlichkeit prägt ihren rund 80-minütigen Auftritt. Sie umarmt Gastrapper Chapo102 zum Abschied, stellt ihre beiden Musiker liebevoll vor, und bedenkt die Fans immer wieder mit freundlichen Sätzen wie „Ihr seid alle fein, ihr seid alle ganz fein“.

Die Show ist angenehm reduziert, die Lichteffekte und Videohintergründe relativ unspektakulär. Nina Chuba trägt zu ihren zwei XXL-Zöpfen den ganzen Abend dasselbe weiße Sportoutfit, manchmal stellt sie sich beim Singen auf eines der sechs kleinen Podeste, die auf der Bühne verteilt sind. Es geht hier augenscheinlich nicht um Überwältigung, sondern darum, zusammen eine gute Zeit zu verbringen und die Musik zu feiern.

Und da gibt es in der Tat einiges, denn die Sängerin ist kein One-Hit-Wonder, sondern hat eine beachtliche Zahl starker Songs im Programm, was sie nicht zuletzt durch ihr im Februar veröffentlichtes Debütalbum „Glas“ bewiesen hat. Dessen zeitgeistiger Popsound dominiert das Konzert, wozu auch allerlei Effekte auf Chubas Gesang gehören.

Das von einem Reggaeton-Beat angetriebene „Mondlicht“ – der Gitarrist dreht zu seinen Glitzeraktzenten neben Chuba Pirouetten – setzt den melancholischen Ton der mittleren Konzertteils. Bei „Nicht allein“ begleitet Chuba sich allein am E-Piano und rührt mit dieser Ballade über Depressionen einige junge Fans zu Tränen. Anschließend holt sie mit warmen Lichtern und der bläsersatten Sommerhymne „Freitag“ die Partystimmung zurück.

Die Show hat einen guten Flow, in den „Wildberry Lillet“ fast beiläufig integriert wird – schon vor den Zugaben, die mit härteren Beats und einer kleinen Tanzchoreografie den wuchtigen Schlusspunkt setzen.

Kurz drauf stehen die Freundinnen Timea und Lilly – beide 13 und damit aus der Kernzielgruppe – glücksglühend vor der Columbiahalle. Es war ihr erstes Konzert, und es hat sie restlos begeistert. „Total krass“, sagt Lilly. Timea, der vor allem die Interaktion von Nina Chuba mit dem Publikum gefallen hat, stimmt zu: „Ein tolles Erlebnis. Wir haben alles mitgesungen, was wir konnten“. In ziemlich genau einem Jahr spielt der Star wieder in Berlin, dann eine Nummer größer, in der Max-Schmeling-Halle. Beglückte Teenagerherzen und entzückte Erwachsene garantiert.