Herthas Probleme mit der Fußballerfamilie : Gedankenspiele um den ewigen Dardai
Dass Pal Dardai das Herz auf der Zunge trägt, ist in Berlin bekannt. Der Trainer des Fußball-Zweitligisten Hertha BSC gehört zu jener Gattung Mensch, die gemeinhin als „Typ“ bezeichnet wird. Am Donnerstag plauderte er in seinem blauen Hertha-Pulli wieder munter drauflos.
Er erzählte von den Ratschlägen seines Vaters („Mache immer nur das, worauf du Lust hast“), von weinenden Müttern (weil die Söhne das Haus verlassen) und seiner Glückszahl 8, die für das anstehende Spiel am Sonntag im Olympiastadion gegen Schalke (13.30 Uhr) eine Rolle spielen könnte. Dardai wird am Samstag 48, und wegen der Acht, so Dardai, werde das ein tolles Jahr. „Deswegen, Schalke, viel Spaß“, sagte der Ungar.
Die Leute also mögen diesen Dardai, bei Hertha BSC hat er es ohnehin zur Klublegende geschafft. Für die Berliner absolvierte er fast 300 Bundesligaspiele, als Trainer führte er den Klub in den Europapokal und wiederholt aus dem Schlamassel. Allerdings: Verdienste haben, zumal im hektischen Profisport, eine geringe Halbwertszeit.
Vor dem 26. Spieltag steht Hertha auf dem elften Tabellenplatz. Nun ist der Aufstieg, der kaum mehr gelingen kann, von den Vereinsoberen nie als Ziel formuliert worden. Sorgen macht so manchem Hertha-Anhänger vielmehr die fehlende Entwicklung unter Dardai. Ein viel geäußerter Vorwurf: Eine Spielidee ist nicht zu erkennen.
Leute, die so etwas berichten, sollen sich einen anderen Verein suchen und über diesen berichten.
Pal Dardai, Trainer Hertha BSC
So authentisch und hemdsärmelig Dardai auch rüberkommt: Die Stimmung rund um Hertha BSC könnte besser sein. Da passt es ins Bild, dass das Fachmagazin „Kicker“ in dieser Woche über einen angezählten Trainer berichtete. Dardai werde intern hinterfragt, hieß es in dem Artikel indirekt. Er schaffe es nicht, das vorhandene Potenzial aus dem Kader zu holen. Es habe sogar schon Gedankenspiele um eine vorzeitige Trennung gegeben.
Dardai dementierte das auf die ihm eigene Art. „Leute, die so etwas berichten, sollen sich einen anderen Verein suchen und über diesen berichten“, sagte er. „So ein Quatsch.“
Dardais Vertrag bei Hertha endet in diesem Sommer. Ob es ein Arbeitsverhältnis darüber hinaus gebe, beantwortete Dardai mit dem Motto seines Vaters: „Ich komme, solange ich Lust habe. Und wenn die sagen, Pal, du musst morgen nicht mehr kommen, dann komme ich nicht mehr.“
Verbittert waren die Klubchefs zuletzt auch darüber, dass eines der größten Hertha-Talente – Dardais Sohn Bence – den Klub ablösefrei in Richtung VfL Wolfsburg verlassen wird. Neben Bence spielen auch noch Palko und Marton Dardai bei Herthas Profis.
Wer es Papa Pal Dardai negativ auslegen will, der sieht die Sache so: Für die mediokren Brüder Palko und Marton ist Hertha gut genug, für das große Talent Bence nicht mehr als ein Sprungbrett in die große Fußballwelt. Und der Nutzen des Spielertrios für Hertha BSC? Überschaubar bis nicht vorhanden.
Aber wenn man bei den Dardais schon eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellt, dann müssen auch die größten Dardai-Kritiker einsehen, dass der womögliche Fehlbetrag quasi nichtig ist im Vergleich zu dem, was sich Hertha in den vergangenen Jahren alles geleistet hat.