Gescheiterter Investorenplan im deutschen Fußball: Die DFL hat die Macht der Kurve unterschätzt
„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, hat es Bertolt Brecht einst in seiner „Dreigroschenoper“ formuliert. Auf das (vorläufige) Ende der Investorenpläne der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für den Profifußball ließe sich das leicht abgewandelt wie folgt übertragen: Schon bei der Zubereitung des milliardenschweren Menüs hat sich die DFL den Magen verdorben. Weil es schlichtweg denen nicht schmecken wollte, für die der Fußball immer noch mehr ist als nur ein Geschäft.
Aus Sicht vieler aktiver Fans, aber auch aus der der meisten anderen Menschen in Deutschland, die den Fußball als eine Art Kulturgut begreifen, hat damit am Ende doch noch die Vernunft gesiegt. Die DFL hingegen steht nach ihrem Rückzieher als Verlierer da, mancher Entscheidungsträger wird vermutlich der Meinung sein, dass der deutsche Vereinsfußball die eigentliche Niederlage kassiert hat – nämlich im Kampf um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit auf internationalem Parkett.
Dabei war bis zuletzt nicht so ganz klar, was dafür nun der wahre Preis gewesen wäre. Die DFL hat rote Linien festgesetzt und versucht, zu beschwichtigen: keine Spiele im Ausland, keine weitere Aufsplitterung der Spieltage. Das alles wirkte nicht sonderlich überzeugend, der Ligaverband war mehr damit beschäftigt, zu erklären, was alles auf gar keinen Fall passieren wird, statt zu sagen, warum so ein Deal mit einem sogenannten strategischen Partner von so großer Bedeutung ist.
Manch Klubverantwortlicher hat die Bindung zur Basis verloren
Der größte Fehler der DFL allerdings war, die Macht der Kurve zu unterschätzen. Die Zuschauer in den Stadien sind eben doch mehr als nur bereitwillige Melkkühe, die immer irgendwie alles mitmachen, solange der Ball nur rollt. Schon bei den Montagsspielen musste die Liga einst zurückrudern, das hätte eine Lehre sein können, war es aber nicht.
Die DFL steht aber nicht allein bedröppelt da, mit ihr haben auch viele Vereine gezeigt, dass sie die Nähe zu ihren Anhängern bei der Gier nach immer mehr Geld offenbar verloren haben. Erst nach der umstrittenen und völlig intransparenten Abstimmung vor einigen Wochen ging manchem Klubverantwortlichen ein Licht auf. Konnte man diese breite Ablehnung im eigenen Lager tatsächlich nicht kommen sehen?
Ein Erfolg ist diese Entscheidung auch für die Protestbewegung an sich. Die Fans in den Stadien haben mit relativ einfachen Mitteln ihren Unmut mitgeteilt, niemand kam dabei zu Schaden, stattdessen gab es Aktionen, die durchaus einen Kreativpreis verdient hätten. Man denke nur an ferngesteuerte Flugzeuge oder Autos zwischen Fußballerbeinen auf dem Rasen.
Dennoch ist das Einknicken der DFL kein Grund, in Euphorie zu verfallen. Der Fußball und vor allem jene, die damit viel Geld verdienen, werden nach neuen Erlöswegen suchen. Und sie früher oder später auch finden. Womöglich wird das auf andere, eher subtile und weniger plumpe Art und Weise geschehen, als dies jetzt bei der Investorensuche der Fall war. Denn, so wusste Bertolt Brecht: „Der Haifisch, der hat Zähne.“ Und allein deswegen wird er schon bald wieder Hunger bekommen.