Für Recherche „Europäische Waffen, amerikanische Opfer“: Tagesspiegel und ZDF „Magazin Royale“ mit Grimme-Online-Award ausgezeichnet

In der Kategorie „Information“ ist die Recherche „Europäische Waffen, amerikanische Opfer“ des „Tagesspiegel“ in Zusammenarbeit mit dem ZDF „Magazin Royale“ mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet worden. Dabei wurden die Wege der bei Massentötungen in den USA verwendeten Waffen zurück zu den Herstellunternehmen in Deutschland und Österreich verfolgt.

Fast wäre der Grimme-Online-Award wegen der finanziellen Schwierigkeiten des Grimme-Instituts in diesem Jahr ausgefallen. Doch am Mittwochabend konnte der Preis für publizistische Leistungen im Internet doch noch im Marler Grimme-Institut verliehen werden.

Der Schwerpunkt der ausgezeichneten Online-Angebote liegt nach den Worten der Jury dabei „deutlich bei historischen Themen und ihrer Bedeutung in einer Zeit, in der Gesellschaft und Öffentlichkeit zunehmend von Populismus und menschenfeindlichen Tendenzen geprägt werden“.

Zu solchen Angeboten zählten etwa das Verbundprojekt „#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen“ unter Beteiligung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft – ein Bildatlas, der historische Fotografien der Deportationen von Jüdinnen und Juden, Sintizze und Romnja sowie kranker und behinderter Menschen aus dem Deutschen Reich von 1938 bis 1945 sammelt.

Außerdem in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet wurde der TikTok-Kanal „keine.erinnerungskultur“ von Susanne Siegert: Sie schaffe es als „Einzelkämpferin“, einen „sehr gegenwartsbezogenen Zugang zu den Verbrechen der Nationalsozialisten“ herzustellen, lobte die Jury. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Instagram-Kanal „Robinga Schnögelrögel“, in dem der Hobbygärtner und „Plantfluencer“ Robin König über Artenvielfalt und Biodiversität aufklärt.

Preis für Archiv von Satire-Magazin

Einen Preis in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ erhielt das Online-Archiv des Satire-Magazins „Het Onderwater-Cabaret“ über den Einblick in die Gedankenwelt und den in der NS-Zeit in den Niederlanden untergetaucht Autor Curt Bloch. Ein weiterer Preis in dieser Kategorie ging an die „Library of Lost Books“ über die Bibliothek der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und ihre geraubten Bücher.

Gleich zwei Preise gingen an die Plattform netzpolitik.org. In der Kategorie Information wurde sie für die Podcastreihe „Systemeinstellungen“ ausgezeichnet, die die Geschichten von Menschen erzählt, „die plötzlich ins Visier des Staates geraten“. Dazu kommt ein Spezial-Preis zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk für die „Databroker Files“ über unkontrollierten Datenhandel im Netz.

Erstmals KI-Sonderpreis vergeben

Erstmals wurde in diesem Jahr der Sonderpreis „Künstliche Intelligenz“ verliehen. Er ging an den Podcast „In 5 Tagen Mord – Die Krimi-Challenge mit KI“ des Bayerischen Rundfunks.

„Es ist genau das richtige Signal zur richtigen Zeit, dass trotz aller Widrigkeiten der Grimme-Online-Award jetzt stattfindet. Er ist seit Jahren ein wichtiger Kompass für digitale Qualität“, sagte NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) bei der Preisverleihung. Wegen finanzieller Engpässe beim Grimme-Institut stand der Preis mehrfach auf der Kippe.

Das Land habe aber gemeinsam mit dem Team des Grimme-Instituts „in die Hände gespuckt, um die Vergabe des Preises in dieser Zeit sicherzustellen“, so Liminski. Daher fand die Preisverleihung auch nicht wie in den Vorjahren in Köln, sondern am Sitz des Instituts in Marl statt. (KNA)