Frankfurts Dominanz, Wolfsburgs Probleme: Die Kräfteverhältnisse im Frauenfußball haben sich verändert

Hohe Kantersiege sollten spätestens in dieser Saison der Fußball-Bundesliga der Frauen eigentlich der Vergangenheit angehören. Denn sie sind nicht gerade ein Indiz dafür, dass die Teams der höchsten deutschen Spielklasse auf einem ähnlichen Niveau agieren – was den Wettbewerb deutlich spannender machen würde.

Die Frankfurterinnen siegten sehr hoch

Am 14. Spieltag hat sich allerdings einmal mehr gezeigt, dass solche Vorstellungen noch nicht der Realität entsprechen. Tabellenführer Eintracht Frankfurt fügte Turbine Potsdam am Sonntagabend eine herbe 9:0-Niederlage zu, bereits im Hinspiel setzte es eine 0:6-Klatsche im Karl-Liebknecht-Stadion. Den Frankfurterinnen gelangen in der laufenden Saison bereits vier Siege mit mindestens sechs Toren mehr als die Gegnerinnen.

Zwar ist das Tableau sowohl in der Spitze als auch im Mittelfeld weiter zusammengerückt. Die Vereine auf den hinteren Plätzen sind allerdings deutlich abgeschlagen, in vielen Spielen ist ein Klassenunterschied deutlich erkennbar. Seit 2007 sind alle Aufsteiger in der Saison danach wieder abgestiegen.

Dass am Ende dieser Spielzeit nur eines der drei Teams, die sich derzeit im Abstiegskampf befinden – 1. FC Köln, Turbine und Carl Zeiss Jena –, absteigen wird, ist der Aufstockung der Bundesliga zu verdanken. Sie ist notwendig, birgt aber auch das Risiko, dass die Unterschiede innerhalb der Liga weiterwachsen, sowohl aus sportlichen als auch monetären Gründen. Lizenzvereine wie der Hamburger SV und der 1. FC Union in der Zweiten Liga haben durchaus Potenzial, die Aufstockung könnte angesichts der neu geschaffenen Strukturen in beiden Klubs aber zu früh kommen.

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Die Leistungsdichte hat sich verbessert

Zumindest in der Spitze weist die Bundesliga mittlerweile eine bessere Leistungsdichte auf. Frankfurt führt derzeit, knapp dahinter folgen der FC Bayern München, der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen. Wolfsburg trennen zwar nur drei Punkte vom Spitzenduo, das Team von Trainer Tommy Stroot tritt in dieser Saison aber oftmals nicht mehr so souverän auf wie früher.

Das liegt auch an den vielen Nebengeräuschen. Zu Beginn der Saison hieß es, dass Stroot sein Amt nur noch ein Jahr ausüben wird, was die Verhandlungen mit Spielerinnen, deren Vertrag im Sommer ausläuft, deutlich erschwerte. Der 36-Jährige hat mittlerweile zwar etwas überraschend doch bis 2027 verlängert, 13 der 30 Spielerinnen könnten aber weiterhin im Sommer ablösefrei wechseln.

Das macht die Liga für die Zuschauer ja auch attraktiv, wenn Top-Spielerinnen wie Klara Bühl oder Jule Brand bei uns auf dem Platz stehen.

Christian Wück, Bundestrainer

Die Abgänge von Torfrau Merle Frohms sowie Mittelfeldspielerin Jule Brand stehen bereits fest und vor allem der Wechsel von Brand dürfte schwer wiegen. „Es geht auch um den Standort Deutschland, um unsere Bundesliga. Das macht die Liga für die Zuschauer ja auch attraktiv, wenn Top-Spielerinnen wie Klara Bühl oder Jule Brand bei uns auf dem Platz stehen“, sagte Bundestrainer Christian Wück im „Kicker“-Interview. Der Vertrag von Bayerns Bühl läuft ebenfalls zum Saisonende aus. Beide werden mit Vereinen im Ausland in Verbindung gebracht.

Frankfurt überzeugt mit Qualität und Quantität

Den ausgewogensten Kader in dieser Saison hat wohl Eintracht Frankfurt und steht daher verdientermaßen an der Spitze. Beim Duell mit Turbine veränderte Frankfurts Trainer Niko Arnautis seine Startelf auf gleich fünf Positionen im Vergleich zum 3:2-Sieg über Leverkusen, der Leistung auf dem Spielfeld tat das keinen Abbruch.

Die große Qualität in der Breite könnte der entscheidende Vorteil für die Hessinnen sein, wenn sie am Mittwochabend im Viertelfinale des DFB-Pokals bei Bayern zu Gast sind (18.30 Uhr, zdf.de). Bei den Gastgeberinnen fehlt Leistungsträgerin Georgia Stanway aufgrund einer Knieverletzung, Sarah Zadrazil ist gerade erst nach einer Verletzung zurückgekehrt.

Frankfurt hingegen kann auf den gesamten Kader zurückgreifen. „Die Vorfreude auf solche Spiele ist immer groß, München gegen Frankfurt stand in den vergangenen Jahren immer für sehr packende Spiele“, sagte Arnautis. „Wir konnten die Kluft in dieser Zeit immer kleiner gestalten.“

Während Frankfurt und Bayern dem VfL in der Liga etwas enteilt sind, ist der Pokal nach wie vor der Lieblingswettbewerb der Wolfsburgerinnen, die im Parallelspiel bei der TSG Hoffenheim antreten. Seit 2015 gewannen sie jedes Jahr den Titel, weil sie in den entscheidenden Spielen zur Stelle waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das in diesem Jahr ändert, war aber womöglich noch nie so hoch.