Fans des 1. FC Union freuen sich über die Uefa-Entscheidung

Den ersten kleinen Hinweis gab es auf dem Homepage der Uefa. Als der europäische Fußballverband am Mittwoch vermeldete, dass er das Stehplatzverbot in seinen Wettbewerben probeweise aufheben würde, illustrierte er den Artikel mit einem Foto von Fans des 1.FC Union.

Ein paar Stunden später kam die Bestätigung des Vereins. Anders als in der vergangenen Saison, als Union seine Conference-League-Heimspiele im Olympiastadion austragen musste, könnte es in der kommenden Saison Europapokalabende im Stadion an der Alten Försterei geben. „Davon haben wir alle geträumt, und wir werden alles dafür unternehmen dass das möglich wird“, sagte ein sichtlich beschwingter Dirk Zingler.

Bei den Fans hat das naturgemäß Euphorie ausgelöst. „Dass Union im Europapokal spielt, ist ja schon unfassbar – und dann auch noch in unserem Stadion: Wer hätte das denn jemals für möglich gehalten?” sagt Dauerkarteninhaberin Cornelia Wolter.

Denn mit Ausnahme der drei Spiele im Intertoto-Cup 1986 war es auch bisher nie passiert. 2001 musste Union im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark spielen, vergangenes Jahr in Charlottenburg. Einen echten Europapokalabend in Köpenick zu erleben, schien unmöglich zu sein.

Auch diesmal dürfte die Umsetzung nicht einfach werden. Denn wie der Union-Präsident auch gleich betonte, sei das Stehplatzverbot nicht die einzige Hürde, die man überwinden müsse. Es gebe auch „andere Punkte infrastruktureller Natur“, die man angehen müsse, sagte Zingler, zeigte sich aber optimistisch, dass es am Ende klappt. „Wenn ein Klub das schaffen kann, dann können wir das.“

Er berief sich damit auf den legendären Stadionbau 2008/2009 und auf den kalten Februar 2001, als die Fans den Schnee vom gefrorenen Spielfeld schaufelte, um das Pokal-Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach vor der Absage zu retten. Es gab bei diesem Verein immer eine enorme Bereitschaft, für diesen Standort zu kämpfen. Als sie vergangenes Jahr ins Olympiastadion mussten, hingen die Ultras eine eindeutige Botschaft an den Zaun: „Wir brauchen die Alte Försterei wie die Luft zum Leben.“

Die Nachfrage an Karten ist größer als das Angebot

Und dennoch ist es jetzt eine andere Zeit als 2008 oder 2001. Das rasante Wachstum des Vereins bedeutet, dass die Nachfrage an Karten jetzt deutlich größer ist als das Angebot. Auch bei den Europa-League-Spielen würden voraussichtlich mehr als 50 Prozent der Mitglieder nicht ins Stadion kommen. Bei aller Euphorie ist das für viele Union-Fans ein ernüchternder Gedanke.

„Das ist wirklich schade, da wir nicht wissen, ob wir jemals wieder Europapokal spielen werden“, sagt „Textilvergehen“-Blogger Sebastian Fiebrig. „Vergangenes Jahr war es toll, mit der ganzen Familie ins Stadion zu gehen und auch Freunde und Kollegen zu Europapokal-Spielen mitzunehmen. Denn in der Bundesliga ist es nahezu unmöglich.“

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Auch für Cornelia Wolter wird es bittersüß sein, dass viele Union-Fans in der Alten Försterei nicht dabei sein könnten. Sie findet es aber trotzdem richtig, dass man dort spielt: „Es ist eine Entscheidung Herz über Kopf, aber es ist die richtige Entscheidung, im eigenen Stadion zu spielen. Und sollte ich kein Ticket bekommen, weiß ich dennoch, dass da 20.000 Unioner überwältigt im Stadion stehen und etwas Historisches erleben.“

Denn mit der Entscheidung der Uefa ist es nun tatsächlich denkbar, dass Manchester United, Arsenal oder der AS Rom im „Ballhaus des Ostens“ tanzen. Wobei Fiebrig der Gegner letztlich egal ist, denn: „Es ist Europapokal im Stadion An der Alten Försterei. Das ist einfach ein Traum.“