Bei Hertha BSC spitzt sich die Personalsituation zu

Am Sonntag im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld war Jhon Cordoba ganz nah dran an seinem achten Saisontor. Der Stürmer von Hertha BSC setzte sich in der ersten Halbzeit im gegnerischen Strafraum durch, geriet ins Straucheln, kam noch zum Abschluss – und traf mit seinem Schuss den Pfosten.

Seit Dienstagvormittag ist klar, dass es die letzte große Chance für den Stürmer in dieser Saison gewesen ist.

Wie der Verein mitteilte, hat sich der Kolumbianer, der am Dienstag 28 Jahre alt wurde, beim 0:0 gegen Bielefeld eine „Verletzung des Bandapparates am Sprunggelenk“ zugezogen. Die Saison ist für ihn vorzeitig beendet. Damit verschärft sich die Situation beim Berliner Fußball-Bundesligisten vor den entscheidenden Spielen im Kampf um den Klassenerhalt weiter.

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Schon zuvor war klar, dass neben den langfristig fehlenden Spielern auch Matheus Cunha (ebenfalls Bänderverletzung am Sprunggelenk) und Maximilian Mittelstädt (Gehirnerschütterung) am Mittwoch beim Absteiger FC Schalke 04 (18 Uhr, live bei Sky) nicht auflaufen können. Sie hatten sich ebenfalls gegen die Arminia verletzt. Wahrscheinlich wird auch Sami Khedira aufgrund einer Wadenverletzung erneut nicht einsatzbereit sein.

Ob Dodi Lukebakio und Marvin Plattenhardt auf Schalke erstmals nach ihrer Coronainfektion zumindest im Kader stehen, ist offen. Von ärztlicher Seite gibt es Grünes Licht, doch Dardai verwies auf die wenigen Trainingseinheiten, die das Duo bislang absolviert habe. Trotz zweier positiver Corona-Tests bei Schalke soll das Spiel wie geplant über die Bühne gehen.

In der Offensive wird es sehr eng

Drei Partien hat Hertha seit der Rückkehr aus der Quarantäne bestritten, alle innerhalb einer Woche. Dass bei diesem Pensum Verletzungen auftreten, musste einkalkuliert werden.

Der Kader ist jedoch breit aufgestellt, was sich vor allem beim 3:0 gegen den SC Freiburg unter der Woche als großer Vorteil erwiesen hatte. Und Trainer Pal Dardai will weiter viel rotieren. Gegen Schalke 04 wird es nicht nur wegen der aktuellen Verletzungen erneut zahlreiche Änderungen in der Startelf geben.

Doch nun trifft es die Berliner richtig heftig: Matheus Cunha und Cordoba führen gemeinsam mit Krzysztof Piatek die interne Torjägerliste an (alle sieben Treffer). Dahinter folgt mit fünf Toren Lukebakio, der sein letztes Spiel vor mehr als vier Wochen bestritten hat. In der Offensive wird es daher sehr eng.

Groß beschäftigen wollen sich die Protagonisten damit nicht. Weil sie es ohnehin nicht ändern können. „So ist der Sport. Wir sind vorbereitet. Ich habe noch nie geheult, wenn sich einer verletzt hat“, sagte Trainer Pal Dardai am Dienstag.

Abwehrspieler Niklas Stark stand in den drei letzten Spielen zweimal 90 Minuten auf dem Platz und einmal eine ViertelstundeFoto: Reuters/ John Macdougall

Ähnlich äußert sich Abwehrspieler Niklas Stark: „Wir müssen mit einigen Sachen klarkommen. Jetzt gilt es, das zu akzeptieren.“

Stark stand in den drei letzten Spielen zweimal 90 Minuten auf dem Platz und einmal eine Viertelstunde. Er sagte, dass die hohen Temperaturen am Sonntagabend im Olympiastadion in Verbindung mit der ohnehin großen Belastung die Sache noch schwieriger gemacht hätten. Aber: „Es gelten keine Ausreden. Egal, wie oft wir spielen.“

„Wir müssen auf Sieg spielen und die Punkte mitnehmen.“

Zumindest hat die Mannschaft selbst dafür gesorgt, dass sie sich mittlerweile in einer guten Ausgangsposition befindet – dank der fünf Punkte in der letzten Woche. Dardai nennt das letzte von drei Nachholspielen ein „Bonusspiel“. Da gibt es viel zu gewinnen.Siegt Hertha bei Schalke 04, könnte bei einem weiteren Erfolg zu Hause gegen den Tabellenvorletzten 1. FC Köln schon am kommenden Samstag der Klassenerhalt feststehen.

Bei einem Unentschieden am Mittwoch hätte Dardais Team weiter alles selbst in der Hand. „Wenn es ein Punkt wird, akzeptieren wir das. Drei Punkte wären ein Traum“, skizziert der Trainer seine Erwartungshaltung. Nur eine Niederlage am Mittwoch würde gar nicht ins Konzept passen.

„Ich spüre Ruhe“, sagt Dardai im Vorfeld und das sei genau richtig: „Wir brauchen keine Hektik und keine unsicheren Spieler.“ Zuletzt habe das Team gezeigt, dass es da sei, wenn es drauf ankommt.

Ob Schalke nach dem feststehenden Abstieg befreit aufspielen könne, was welches Ergebnis für die Konstellation in der Tabelle bedeuten würde – all das soll und darf vor dem Spiel kein großes Thema sein, findet Niklas Stark. Er wolle trotz des engen Zeitplans auch mal an etwas anderes denken. Mit Anpfiff aber „muss der Rasen brennen. Wir müssen auf Sieg spielen und die Punkte mitnehmen.“