„Es ist ein großes Problem in der Frauenbundesliga, dass allgemein nicht viele Zuschauer kommen“
„Im Dreisamstadion zu spielen war schon immer ein Traum von mir“, sagt die Fußballerin Sandra Starke. Am Montag ist dieser Traum für sie in Erfüllung gegangen, aber dafür hat sie erst vom SC Freiburg zum VfL Wolfsburg wechseln müssen. Nach acht Jahren im Breisgau traf Starke am Montag mit dem VfL auf die Freiburger, und als sie vom Dreisamstadion schwärmte, wurden ihre ehemaligen Mitspielerinnen trotz Pokal-Aus vom Publikum gefeiert. Mehr als 3000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren zum ersten Heimspiel in der neuen Spielstätte gekommen, die mit rund 24 000 Plätzen jetzt das größte Stadion der Liga ist.
Am Sonntag (16 Uhr/Magentasport) tritt der SC Freiburg auswärts in Potsdam an. Turbines Isabel Kerschowski erinnert sich nur ungerne an das alte Freiburger Möslestadion. Sie mochte es gar nicht. „Der Platz und alles drumherum war riesengroß, Zuschauer gab es nur auf einer Seite.“ Die 33-Jährige, die im Sommer nach Potsdam zurückgekehrt ist, hat in ihrer Karriere viele Stadien gesehen, in der Bundesliga, der Champions League und mit der Nationalmannschaft.
„Das Karl-Liebknecht-Stadion ist das schönste Stadion der Bundesliga für mich“, sagt Kerschowski, und das habe nichts damit zu tun, dass sie für Potsdam spiele und ihre Bundesligakarriere vor 16 Jahren hier begonnen habe. „Es ist eng, es ist schön klein.“ Turbine teilt sich das alte Stadion mit den abknickbaren Flutlichtmasten mit Regionalligist Babelsberg 03, dem Eigentümer des Stadions. Dass sich Vereine eine Spielstätte teilen, ist in der Frauen-Bundesliga die Regel.
Schuhe mit Eisenstollen und Kuhglocken
Isabel Kerschowski mag alte Stadien mit Charakter. In Wolfsburg erlebte sie den Umzug ins neue Stadion. „Das ist natürlich auch ganz schön. Aber es ist alles neu und teilweise auch so kalt, weil es alles aus Beton ist.“ Und sie mag enge Stadien ohne Tartanbahn, sodass die Fans nah am Spielfeld sind. Deshalb hat sie auch in Berlin einen klaren Favoriten: „Das Stadion An der Alten Försterei ist für mich das schönste Stadion überhaupt.“
Auch in der Mannschaft sei es ein Thema, wo gespielt werde, vor allem aber wegen der Platzverhältnisse. „Wenn du weißt, es geht nach Sand, dann packst du besser die Schuhe mit den Eisenstollen ein.“ In der Arena, die auf drei von vier Seiten von Maisfeldern umrahmt ist, komme man sich schnell mal wie auf dem Trainingsgelände vor, sagt Kerschowski. „Wenn die dann noch mit der Kuhglocke läuten, dann weißt du wirklich, du bist auf dem Dorf.“ Trotzdem liegt der Zuschauerschnitt in Sand stabil über dem der Münchner Bayern.
Zu wenige Zuschauende
Das Kontrastprogramm zum Bundesligaalltag hat Kerschowski mit der Nationalmannschaft erlebt. 2016 gewann sie olympisches Gold in Rio im legendären Maracana-Stadion. „Die Atmosphäre war unglaublich. Ich werde das nie vergessen“, sagt Kerschowski. Dass sie im Endspiel nur auf der Bank saß, habe keinen Abbruch getan. „Es hat gereicht. Ich war im Kader und konnte mich mit unten warmmachen. 52 000 Zuschauer, die eine La Ola machen und singen, das ist schon sagenhaft.“
Volle Stadion gibt es in der Liga nur selten. „Es ist ja ein großes Problem in der Frauenbundesliga, dass allgemein nicht viele Zuschauer kommen“, sagt Kerschowski. Das kenne sie besonders aus ihrer Zeit in Leverkusen. Nur die beiden Traditionsstandorte Frankfurt und Potsdam haben in dieser Saison einen vierstelligen Zuschauerschnitt. „Ich hab auch schon ein volles Stadion hier in Potsdam erlebt. Das ist noch mal was ganz anderes, und du kriegst dann teilweise auch Gänsehaut.“