Erstmals über eine Milliarde Euro: Joe Chialos Kulturetat hat die letzte Hürde genommen
Berlin bekennt sich zur Kulturmetropole, wie sich dieser Tage gleich doppelt zeigt. Erst hat die Senatskanzlei zwei Millionen Euro zur Unterstützung für die Berlinale zugesichert, jetzt wurden mit dem Doppelhaushalt 2024/25 jeweils gut eine Milliarde Jahre für das Budget von Kultursenator Joe Chialo verabschiedet: 1006 Millionen Euro für 2024 und 1055 Millionen Euro für das Jahr darauf.
„Der Kampf um unseren Etat, die intensiven Debatten und die harte Arbeit in den vergangenen Monaten haben sich gelohnt: Noch nie war ein Kulturhaushalt so hoch“, so Chialo. Dieses Jahr betrug der Kulturetat rund 918 Millionen Euro. Allerdings, so der Senator, dessen Ressort auch den „Gesellschaftlichen Zusammenhalt“ einschließt, seien auch die Herausforderungen gewachsen, „sich überlagernde Krisen, Teuerungen und Nachholbedarfe bei der Digitalisierung“. Nun gelte es, sich krisenfest aufzustellen, den Reichtum der Kulturlandschaft zu erhalten und die Kultur in ihrer Bedeutung fürs Zusammenleben zu wahren.
Aufwüchse gibt es unter anderem für die großen Häuser, um die Tariferhöhungen abzufedern (13 Millionen Euro mehr 2024, 26 Millionen mehr 2025), für die Stärkung der Privattheater und konzeptgeförderten Häuser (3,1 Millionen mehr) sowie für neue Spielstätten und Probebühnen des BE und der Schaubühne (rund 1,5 Millionen mehr). Es sind zahlreiche kleinere Posten, für die festen Häuser wie für die freien Gruppen und Projekte, die mit diesen geringeren, aber oft entscheidenden Summen Rückendeckung bekommen.
So erhält etwa das Stadtmuseum ab 2025 rund 1,2 Millionen Euro mehr, etwa um das Thema Migrationsgeschichte vertiefen zu können. Die Renovierung des Bröhan-Museums und des Friedhofs der Märzgefallenen können mit je 1 Million Euro 2024 starten. Für das Technikmuseum stehen 3,1 (2024) und 4,2 Millionen Euro (2025) bereit, um die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs zu realisieren. Die Kinder- und Jugendtheater können bessere Gagen zahlen und teils investieren, die Musik- und Clubszene kann mit einer Million Euro mehr rechnen, der Karneval der Kulturen ist künftig mit 1,5 Millionen Euro ausgestattet (bisher 1 Million).
Erstmals stehen zudem Mittel bereit, um Honoraruntergrenzen einzuhalten und Ausstellungshonorare zahlen zu können. Dies hatte vor allem die Freie Szene gefordert. Gruppen und Orte wie Silent Green, C/O, Nico and the Navigators, Rimini Protokoll oder She She Pop erhalten in einem neuen Titel ebenfalls zusätzliche Mittel. Bei den Gedenkstätten kann das Polizeigefängnis Keibelstrasse zum Lern- und Erinnerungsort ausgebaut und die Neugestaltung des Checkpoint Charlie vorangetrieben werden.
Mehr und mehr mangelt es in Berlin an bezahlbaren Arbeits-, Atelier- und Probenräumen für Bildende Künstler, Musiker und Tänzer. Dem begegnet das Land mit 1,5 bzw. 3 Millionen Euro mehr im Doppelhaushalt, für Akquise und Sicherung solcher Räume. Je eine Million Euro in den beiden Jahren kommen zusätzlich den Uferhallen zugute.
Und die kulturelle Bildung? Im Portfolio findet sich die „Jugendkulturinitiative“ für kulturelle Angebote an dezentralen Wohnorten (1 Million) und den neuen „Fonds Digitaler Wandel“ mitsamt einer für 2024 geplanten Konferenz zu KI in der Kultur (je 14 Millionen).
Die zwölf bezirklichen Jugendkunstschulen werden jährlich mit bis zu 3,2 Millionen Euro unterstützt, für die Digitalisierung der Arbeitsprozesse in der bezirklichen Kulturarbeit stehen je 700.000 Euro bereit, die auch Archiven und Museen zugutekommen. Nicht zuletzt werden Gelder für einen neuen Demokratiefonds bereitgestellt, pro Jahr zehn 10 Millionen Euro.