Endlich wieder nach Finnland!

In den vergangenen Jahren gab es beim 1. FC Union immer wieder mal Reizthemen oder -begriffe. Vor drei Jahren wollten die Berliner das Wort Aufstieg bis kurz vor Saisonende partout nicht in den Mund nehmen. In der vergangenen Saison stand „Europapokal“ lange auf dem Index. Aktuell geht den Beschäftigten des Bundesligisten eine Aussage von Max Kruse aus dem vergangenen Frühjahr ziemlich auf die Nerven.

„Europa League hätte ich Bock drauf. Europa Conference League hätte ich irgendwie keinen Bock drauf. Ich weiß noch nicht einmal, was das ist“, sagte der Stürmer seinerzeit. Am Donnerstag (18 Uhr) startet Union mit einem Auswärtsspiel bei Kuopion Palloseura, oder kurz KuPS, in die neue Conference League. Eine Woche später findet das Rückspiel im Berliner Olympiastadion statt. Egal welcher Spieler in den vergangenen Wochen interviewt wurde, eine Frage mit Bezug auf Kruses damalige Lustlosigkeit wird den Union-Profis nur selten erspart.

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Wie der frühere A-Nationalspieler und Olympia-Teilnehmer mittlerweile über die Conference League denkt, ist nicht bekannt. Kruse spricht abgesehen von Fernsehinterviews nicht mit Medien. Im Rest der Mannschaft ist aber durchaus Freude vorhanden, auch wenn es nur der kleinste der drei Europapokalwettbewerbe ist.

Max Kruse (links) war im Frühjahr noch nicht in Conference-League-Stimmung.Foto: Andreas Gora/dpa

Aber was heißt schon „nur“ für einen Verein wie den 1. FC Union. „Wenn ich Franz Beckenbauer bin oder beim FC Bayern spiele, ist die Conference League ein unterklassiger Wettbewerb“, sagte Torwart Andreas Luthe in einem „Kicker“-Interview. „Wenn du aber bei Union Berlin bist, ist sie etwas Besonderes. Wir haben ein Jahr für die Conference League gelitten.“

Auch Timo Baumgartl, mit der PSV Eindhoven immerhin schon in der Europa League aktiv, sieht es wie Luthe. „Alle drei Tage zu spielen, das will man als Fußballer. Das ist ein neuer Wettbewerb und etwas Spannendes“, sagte der Innenverteidiger. „Jeder im Verein freut sich darauf.“

Das war schon vergangene Woche zu spüren, als viele Mitarbeiter der Berliner mit Spannung verfolgten, ob es im Kampf um den Einzug in die Gruppenphase gegen Astana oder Kuopio gehen würde. Als sich die Finnen durchsetzten, war viel Erleichterung zu erkennen, denn reisetechnisch ist Helsinki, wo das Hinspiel am Donnerstag stattfindet, definitiv besser zu erreichen als die kasachische Hauptstadt.

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Zumal die Auslosung einen gewissen historischen Charme hat. Vor ziemlich genau 20 Jahren, in Unions erster und bisher einziger Europapokalsaison, ging es in der ersten Runde des Uefa-Cups ebenfalls gegen eine finnische Mannschaft. Die Reise zum Spiel gegen den FC Haka Valkeakoski stand damals unter keinem guten Stern. Am 12. September flog die Mannschaft nach Helsinki, einen Tag später sollte das Hinspiel stattfinden. Doch aufgrund der Anschläge vom 11. September wurde das Spiel verlegt.

„Verloren und ratlos standen die Spieler auf dem Flughafen herum. Kaum hatten sie ihre Taschen vom Gepäckband abgeholt, wurden sie angewiesen, ihre Sachen doch bitteschön wieder an den Finnair-Schalter zu schleppen – zum Einchecken für den Rückflug. Bertram setzte zum Zeitvertreib bis zum Rückflug eine Stadtrundfahrt mit Mittagessen an“, notierte der mitgereiste Tagesspiegel-Reporter. Eine Woche später fand das Spiel dann statt und endete 1:1. In Berlin setzte sich Union durch, bevor in der zweiten Runde gegen Litex Lovetsch Endstation war.