Ein Spezialist für brotlose Kunst

In diesem Sommer sind gegen den Fußballtrainer Peter Hyballa einige schwere Vorwürfe erhoben worden. 21 seiner Spieler beim dänischen Zweitligisten Esbjerg FB sahen sich genötigt, einen Offenen Brief zu verfassen, in dem sie ihrem Trainer Defizite sowohl menschlicher als auch fachlicher Art vorhielten. Den Vorwurf, über mangelndes Selbstbewusstsein zu verfügen, haben sie hingegen definitiv nicht erhoben.

Das wäre im Fall von Peter Hyballa auch völliger Quatsch. Minderwertigkeitskomplexe sind ihm offenkundig fremd. Im ZDF hat er als Experte mit großer Geste und wirrem Blick erklärt, wie der Fußball wirklich funktioniert. Und obwohl Hyballa als Trainer in Deutschland nicht über die Zweite Liga hinausgekommen ist, glaubt er bis heute, dass die Deutschen ihren vierten WM-Titel im Grunde ihm zu verdanken haben.

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Er, Peter Hyballa aus Bocholt, war es nämlich, der Bundestrainer Joachim Löw die geniale Idee gesteckt hat, Mario Götze mit dem Satz zu kitzeln: Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi!

Selbst im testosterongeschwängerten Profifußball dürfte es nahezu unmöglich sein, jemanden zu finden, bei dem ein noch größeres Missverhältnis besteht zwischen dem eigenen Ego und den eigenen Erfolgen. „Trainer sind Künstler“, glaubt Hyballa. Mag sein, aber dann war seine Spezialität zuletzt vor allem brotlose Kunst. Am Dienstag hat der Drittligist Türkgücü München die Zusammenarbeit mit Hyballa beendet – nach gerade mal 64 Tagen.

Zuletzt hatte die Mannschaft viermal nacheinander verloren. In acht Pflichtspielen unter ihm als Trainer kassierte Türkgücü sechs Niederlagen, darunter eine im Pokal gegen den Viertligisten TSV Aubstadt. Als Hyballa Ende September in München angefangen hat, war die Mannschaft Zehnter und lag zwei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Jetzt ist sie Sechzehnter und liegt zwei Punkte vor einem Abstiegsplatz.

Eigentlich schade, dass es nur so ein kurzes Vergnügen wurde. Hyballa und Türkgücü, dieser leicht größenwahnsinnige Emporkömmling aus München, ein besseres Match hätte es gar nicht geben können.