DFB-Frauen wollen sich nicht wegducken: Spagat zwischen Olympia, EM-Quali und Umbruch
Bei den deutschen Fußballerinnen ist zum ersten Mal seit der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland 2023 so etwas wie Ruhe eingekehrt. In den kommenden Tagen stehen für das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch vermeintlich einfachere Aufgaben auf dem Programm. Bei den vergangenen beiden Spielen in der Nations League gegen Frankreich und die Niederlande standen die Spielerinnen enorm unter Druck, hielten diesem aber stand, indem die Qualifikation für Olympia gelang.
Nun steht die nicht weniger wichtige Qualifikation für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz an. Zunächst geht es am Freitag in Linz gegen Österreich (20.30 Uhr/ARD), vier Tage später folgt das Duell mit Island in Aachen. Gegen die Isländerinnen spielte das DFB-Team bereits in der vergangenen Nations-League-Saison und siegte zweimal. Das letzte Pflichtspiel gegen Österreich bestritt Deutschland derweil bei der EM 2022 in England. Damals gewann das deutsche Team im Viertelfinale mit 2:0.
Der dritte Gegner ist Polen, das ebenso wie Österreich mehrere Spielerinnen aus der Bundesliga in seinen Reihen hat. „Wir erwarten eine aggressive Mannschaft, die sehr kompakt stehen wird. Ich sehe uns aber individuell als die bessere Mannschaft“, sagte Sjoeke Nüsken über die Österreicherinnen. „Wenn wir das auf den Platz bringen, was wir können, dann werden wir das Spiel gewinnen. Ich freue mich, die Spielerinnen aus der Bundesliga am Freitag wiederzusehen.“
Der Ergebnisdruck hat zumindest im Gegensatz zu den vergangenen Wochen etwas abgenommen, ganz weg ist er aber nicht. Dazu ist die frühzeitige Qualifikation für die EM und eine gute Vorbereitung vor den Olympischen Spielen im Sommer zu wichtig. Zudem sind die Gruppengegner nicht zu unterschätzen. Gerade Österreich kann einen Kader voller Qualität vorweisen und überzeugte zuletzt, mit Ausnahme der Niederlagen gegen England und Frankreich.
Ich denke, das ist eine Gruppe, die interessant, aber machbar ist.
Horst Hrubesch, Trainer der deutschen Fußballerinnen, über die EM-Quali-Gruppe
Trotz aller Vorsicht möchte Hrubesch die beiden Spiele möglichst entspannt angehen. „Ich denke, das ist eine Gruppe, die interessant ist, die aber machbar ist“, sagte Hrubesch und meinte mit Blick auf das jüngste Spiel in den Niederlanden: „Wir müssen da weitermachen, wo wir zuletzt aufgehört haben. Mit dieser Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben. Es wird kein Selbstgänger werden.“
Chistian Wück könnte gegen Island erstmalig zuschauen
Für Hrubesch und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) geht es in den kommenden Wochen darum, die Verjüngung des Kaders voranzutreiben, sich gleichzeitig aber gut in der EM-Quali sowie im August dann bei Olympia zu präsentieren. Bei diesem zu meisternden Spagat gilt es, die langfristigen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Und das mit Hrubesch, der nach Olympia nicht mehr Trainer dieses Teams sein wird.
Sein Nachfolger Christian Wück könnte beim Heimspiel gegen Island erstmalig auf der Tribüne sitzen. Der Trainer der männlichen U17-Welt- und Europameister sagte im „Blickpunkt Sport“ des BR am Sonntagabend, dass er noch keine Nationalspielerin persönlich kennt: „Aber ich bin natürlich schon voll in der Sichtung und im Scouting.“ Inwiefern er bis zu seinem Amtsantritt Einfluss nehmen wird, ist derweil unklar.
Bis Wück übernimmt, ist also erst einmal Hrubesch in dieser wichtigen Übergangszeit der Entscheidungsträger. Einerseits kommt ihm da die EM-Qualifikation gelegen, da Pflichtspiele bestmöglich auf ein Turnier vorbereiten. Andererseits lassen sie kaum Möglichkeiten, jungen Spielerinnen Einsatzzeit zu geben, um sich auf einem hohen internationalen Niveau weiterzuentwickeln.
Wichtige Spielerinnen im anstehenden Umbruch sind Giulia Gwinn und Lena Oberdorf. Das unterstrich Hrubesch unlängst, als er verkündete, dass Gwinn (24) die derzeit verletzte etatmäßige Kapitänin Alexandra Popp vertritt und Oberdorf (22) als Stellvertreterin fungieren wird. Gwinn hatte vergangene Woche in einem Interview des Bayern-Clubmagazins ihre grundsätzlichen Ansprüche auf eine Führungsrolle deutlich gemacht: „Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern“, sagte sie. „Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.“
Wegducken wollen sich die deutschen Fußballerinen auch gegen Österreich nicht, sondern an das positive Erlebnis im Spiel gegen die Niederlande anknüpfen.