Viktoria Berlin freut sich über perfekten Start – und atmet durch

Es hat kein komplettes Heimspiel gedauert, bis die Fans von Eintracht Braunschweig die „Schnauze voll“ hatten, wie sie lautstark mitteilten. Nach zwei Spielen hat der Zweitliga-Absteiger einen Punkt. Anders sieht die Gefühlslage beim FC Viktoria 89 aus. Tolcay Cigerci sagte nach dem 4:0 in Braunschweig am Sonntag bei „Magentasport“ den schönen Satz: „Dass wir das so souverän gemacht haben – Hut ab vor uns.“

Nach einem solchen Spiel, nach einem solchen Start darf ruhig auch mal ein bisschen Eigenlob sein. Viktoria spielt erstmals in der Dritten Liga und führt diese mit der Maximalausbeute von sechs Punkten und 6:1 Toren an. Das sind drei Zähler mehr als Braunschweig, Waldhof Mannheim und der 1. FC Kaiserslautern – alle früher in der Bundesliga – zusammen geholt haben.

Die Tabelle ist in dieser Phase der Saison natürlich kein Maßstab, eine Ansage von Viktoria ist es schon. „Wie es gelaufen ist, ist überraschend“, sagt Geschäftsführer Peer Jaekel, „aber wir haben immer gesagt, dass wir in jedes Spiel reingehen, um zu gewinnen.“

Das Ziel bleibt, Superstart hin oder her, erst einmal wie gehabt: „Wir wollen uns weiterentwickeln.“ Trainer Benedetto Muzzicato hatte bereits vor dem Start angekündigt, dass er nicht mit Verhinderungsfußball in der Liga bleiben, sondern weiter offensiv und mutig agieren will.

Bislang hat Viktoria den Worten Taten folgen lassen. Elf Siegen in Serie in der Fußball-Regionalliga Nordost, danach wurde die Saison wegen der Coronavirus-Pandemie abgebrochen, folgten erst das 2:1 gegen Viktoria Köln zum Auftakt und nun der beeindruckende Erfolg in Braunschweig.

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Stark in der Defensive, stark im Mittelfeld mit den beiden ehemaligen Union-Profis Christoph Menz und Björn Jopek, stark im Angriff, wo der 26 Jahre alte Cigerci doppelt traf – so präsentierten sich die Berliner bei einem Gegner, der zum engeren Favoritenkreis gerechnet wird. „Die Mannschaft hat Courage gezeigt. Wir sind auf einem sehr guten Weg, sollten aber nichts überstürzen“, sagte Trainer Muzzicato.

In der vorigen Woche hat der Klub den zuletzt vereinslosen Stürmer Soufian Benyamina, 31, und außerdem Mittelfeldspieler Bryang Kayo, 19, auf Leihbasis vom VfL Wolfsburg geholt. Benyamina hat einst einige Einsätze in der Ersten und Zweiten Liga gehabt. Es waren die Neuverpflichtungen Nummer sieben und acht in diesem Sommer.

Kaderplanungen von Viktoria Berlin sind weitgehend abeschlossen

Damit sind die Planungen beim Thema Zugänge laut Jaekel abgeschlossen. In Braunschweig waren von den Neuen neben Cigerci Torwart Julian Krahl und Verteidiger Lukas Pinckert (beide 21 Jahre alt) in der Startelf.

Nun steht die erste DFB-Pokalrunde und daher bereits eine Pause an. Das könnte ungelegen kommen nach diesem Auftakt. Geschäftsführer Jaekel gewinnt der Sache jedoch Positives ab. „Wir haben Zeit zum Durchatmen. Was nicht heißt, dass wir nachlassen werden.“

Anders als die Konkurrenz war Viktoria wegen der kurzen Saison in der Regionalliga ein Dreivierteljahr ohne Ligaspiel. Der Nachteil ließ sich in der Vorbereitung nicht vollständig aufholen. Dazu kam die lange Suche nach einem drittligatauglichen Stadion, ehe die Lizenz vom Deutschen Fußball-Bund erteilt wurde. Umso erstaunlicher ist, wie Muzzicatos Team reingekommen ist.

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Bereits in der Vorbereitung hatte Viktoria gegen starke Gegner gespielt, um nach der langen Unterbrechung schnell auf einem hohen Niveau gefordert zu werden. Es ging unter anderem gegen Bundesligist 1. FC Union, sowie die Zweitligisten Hannover 96 und Hansa Rostock. Alle Spiele endeten mit einer Niederlage, brachten die Mannschaft aber weiter.

In der Pause warten zwei Gegner gänzlich unterschiedlicher Kategorie: Am Sonntag testen die Berliner beim aktuellen Bundesliga-Vizemeister RB Leipzig, der wohl auf Profis setzen wird, die bei der EM zum Einsatz gekommen waren und am Samstag im DFB-Pokal beim SV Sandhausen nicht spielen. Am Mittwoch tritt Viktoria in der ersten Runde des Berliner Pokals beim Landesligisten Concordia Wittenau an.

Das nächste Spiel um Punkte steht am 15. August gegen Kaiserslautern an. Gegen den viermaligen Deutschen Meister wird die Zuschauerzahl aus dem ersten Heimspiel gegen Viktoria Köln (1112) auf jeden Fall weit übertroffen. Nach derzeitigem Stand dürfen insgesamt 2000 Personen im Jahnsportpark sein, „Alle Tickets sind verkauft“, sagt Jaekel. Viktoria will sich um eine Ausnahmegenehmigung bemühen, damit bis zu 5000 Fans im Stadion sein können.