Der ehemalige Herthaner Patrick Ebert weiß, was auf die Berliner zukommt

Seit Freitag ist Hertha BSC wieder im Mannschaftstraining auf dem Platz. Freitag, Samstag, Sonntag: Ein Wochenende muss reichen, um sich auf das Spiel beim FSV Mainz 05 vorzubereiten. Mainz kommt hingegen aus vollem Lauf, holte aus den letzten sechs Spielen die meisten Punkte der Liga und schlug am vorigen Wochenende die Bayern.

Mit einem Sieg können sich die Mainzer schon fast aus dem Abstiegskampf verabschieden. Einer, der weiß, wie es sich anfühlt, aus einer zweiwöchigen Quarantäne in den laufenden Spielbetrieb zurückzukommen, ist der ehemalige Herthaner Patrick Ebert. Ebert spielte zwischen 2006 und 2012 für Hertha, stieg mit dem Verein ab und wieder auf.

In der vorigen Saison kämpfte er mit Dynamo Dresden um den Klassenerhalt in der Zweiten Liga. Nachdem sich einige Spieler mit dem Corona-Virus infizierten, musste die Profimannschaft – als erste in Deutschland überhaupt – in häusliche Isolation. Danach standen für die abstiegsbedrohten Dresdner neun Spiele in einem Monat an. Inzwischen spielt der 34-Jährige in der zweiten griechischen Liga mit AO Xanthi um den Aufstieg.

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„Was die reine Fitness betrifft, verliert man in den zwei Wochen gar nicht so viel“, sagt Ebert. Spinning-Räder oder Laufbänder würden helfen. „Wir haben gut trainiert und ich denke, Hertha wird das auch getan haben. Die Kondition war also nicht das Problem.“

Woran hapert es dann? „Das größte Problem ist das fehlende Training auf dem Platz“, sagt Ebert. Während der Quarantäne fehle besonders das Training mit dem Ball. Außerdem sei es schwierig, eine gemeinsame Taktik einzustudieren.

„Es war schwierig, nach drei Tagen direkt wieder auf den Platz zurückzukehren“

Ein Blick in die laufende Saison der Zweiten Liga hält unterschiedliche Szenarien bereit, wie es laufen könnte. Sandhausen, Kiel und Karlsruhe waren Anfang April zwei Wochen in häuslicher Quarantäne – und Kiel auch davor schon einmal. Seitdem absolvierten die Klubs je drei Spiele in einer Woche.

Wie Hertha startete auch Sandhausen nach der Zwangspause vom vorletzten Tabellenplatz. Drei Spiele, darunter zwei Siege, später steht die Mannschaft auf dem 15. Rang. Direkt nach der Quarantäne zeigte Sandhausen beim Sieg gegen den HSV das wahrscheinlich beste Spiel der Saison. „Zum Ende hin ließen die Kräfte dann aber ganz schön nach“, sagte Trainer Gerhard Kleppinger hinterher.

Direkt nach der Quarantäne zeigte Sandhausen beim Sieg gegen den HSV im April das wahrscheinlich beste Spiel der Saison.Foto: imago images

Nur drei Tage später spielte Sandhausen in Hannover. Ein Rhythmus, der auch auf Hertha zukommt. „Es war schwierig, nach drei Tagen direkt wieder auf den Platz zurückzukehren“, sagte Torwart Stefano Kapino nach dem Sieg. Am Mittwoch beim Spitzenteam Fürth verlor Sandhausen, drehte aber vor allem in der Schlussphase noch einmal auf. Von Erschöpfung war kaum etwas zu sehen.

Für die Kieler läuft es seit dem Re-Start in der Liga ähnlich gut, allerdings macht sich auch hier die Quarantäne bemerkbar. „Nach der Pause haben uns etwas die Kräfte gefehlt“, sagte Kapitän Hauke Wahl nach dem ersten Spiel, das trotzdem gewonnen wurde.

Auch drei Tage später machte die Mannschaft beim Punktgewinn in Nürnberg ein gutes Spiel. Einzig im Halbfinale des DFB-Pokals kam Kiel in Dortmund mit 0:5 mächtig unter die Räder. Ob das aber an der Quarantäne lag, lässt sich kaum sagen. Zumal alle fünf Tore vor der Pause fielen. Mit drei Punkten aus drei Spielen steht der KSC derzeit von den drei Mannschaften am schwächsten da. Allerdings hat Karlsruhe noch kein Spiel verloren.

Hertha hat es selbst in der Hand

Aus diesen wenigen Spielen einen Trend abzuleiten, ist schwierig. Das aber insgesamt nur eines von acht Ligaspielen verloren wurde, zeigt, was möglich ist. Keiner der drei Klubs hatte dabei besonders leichte Gegner und bis auf das Kieler Pokalspiel waren alle Spiele bis zum Ende offen. Kiel spielt weiterhin um den Aufstieg mit und Sandhausen hat plötzlich gute Chancen, die Klasse zu halten.

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Ein weiterer möglicher Faktor zeigt sich vor allem in Karlsruhe: die erhöhte Verletzungsanfälligkeit. Beim 0:0 gegen Aue musste Trainer Christian Eichner gleich zweimal früh verletzungsbedingt wechseln. Muskelverletzungen sind oft auf Überbelastung zurückzuführen.

„Die Belastung ist sicherlich sehr hoch“, sagt Ebert. „Wir bei Dynamo hatten dementsprechend mit vielen Verletzungen zu kämpfen.“ Um dem Herr zu werden, wechselte Dresdens Trainer Markus Kauczinski die Startelf alle drei Tage durch. Dabei sei in der Zweiten Liga kaum ein Team in der Lage zu rotieren. Der breite Kader sei Herthas großer Vorteil, sagt Ebert.

Dynamo Dresden schaffte die Rettung nicht und stieg in die Dritte Liga ab. Am Ende habe aber auch einfach „ein bisschen die Qualität gefehlt. Wichtig ist jetzt, dass die Mannschaft zusammensteht und den Glauben nicht verliert“, sagt Ebert. Außerdem sei die Ausgangssituation eine andere als damals in Dresden. Hertha hat es selbst in der Hand und muss nicht hoffen, dass andere mitspielen, betont Ebert: „Ich bin guter Dinge, dass Hertha es packt und drücke aus Griechenland die Daumen.“