Comic „Ahmadjan und der Wiedehopf“: Schmerzhafte Selbstfindung zwischen Kabul und Hamburg

Dass Afghanistan einst der Sehnsuchtsort westlicher Hippies war, ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. Kabul, die Hauptstadt des von zahlreichen Kriegen zerstörten und seit gut drei Jahren wieder von den islamistischen Taliban-Terroristen beherrschten Landes, hatte vor gut 50 Jahren den Ruf einer weltoffenen Metropole.

Unter den Freigeistern und kreativen Menschen aus aller Welt, die es hierherzog, war damals auch ein junger Mann namens Ahmadjan Amini, der jetzt die Hauptfigur einer der faszinierendsten Bilderzählungen geworden ist, die in den vergangenen Jahren in Deutschland entstanden sind.

Geschaffen hat sie Ahmadjan Aminis Tochter, die renommierte Hamburger Illustratorin und Cartoonzeichnerin Maren Amini, deren Arbeiten unter anderem im „Spiegel“, der „Zeit“ und der „Washington Post“ erschienen sind.

Der Krieg lässt ihn nicht los: Eine Szene aus „Ahmadjan und der Wiedehopf“.

© Carlsen

In „Ahmadjan und der Wiedehopf“, ihrer ersten langen Comic-Erzählung, verknüpft sie die dramatische Lebensgeschichte ihres Vaters mit Elementen des persischen Versepos „Die Konferenz der Vögel“, das der islamische Mystiker Fariduddin Attar im 12. Jahrhundert verfasst hat.

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Seine Tochter und er wollten „unbedingt etwas gegen dieses Gefühl der Ohnmacht tun und etwas schaffen, das uns guttut“, sagt die Zeichnerin. Sie wollten an ein Afghanistan erinnern, „das von gesellschaftlicher und kultureller Vielfalt geprägt war – und sich „als Vater und Tochter im künstlerischen Dialog näherkommen“.

Das Ergebnis ist eine Graphic Novel, die sich durchaus mit international gefeierten Vertretern der Kunstform wie „Persepolis“ oder „Der Araber von morgen“ messen kann. Bei der vierteljährlichen Kür der besten Comic-Neuerscheinungen im deutschsprachigen Raum durch 30 Kritikerinnen und Kritiker wurde das Buch daher konsequenterweise auf den ersten Platz gewählt.